Wir blockieren Naziaufmärsche

geschrieben von Heinrich Fink

5. September 2013

Ob in Wunsiedel, Halbe oder Dresden:

April-Mai 2012

Eine ständig zu bewahrende Mahnung unserer Kameradinnen und Kameraden aus dem Widerstand gegen den Hitlerfaschismus wird ihr Kampf gegen Rassismus und Faschismus bleiben. Kurt Goldstein bemerkte dazu: »Das seid ihr uns schuldig.« 1990 bekam dieses Vermächtnis geografische Orte. Die ersten im Osten waren Hoyerswerda und Rostock: rassistische Ausschreitungen gegen Ausländer, Gewalt und Feuer gegen Menschen, die plötzlich unerwünscht waren. Wir fuhren mit Fred Dellheim, Kurt Goldstein, Fred Löwenberg und Irmgard Konrad nach Hoyerswerda. Wir redeten mit den mosambikanischen Vertragsarbeitern, um ihnen zu zeigen, dass es auch andere Deutsche gibt. Goldsteins suchender Blick besagte: Wo sind die Genossen? Gibt es keine breite Solidarität mit den Drangsalierten? Ein Jahr später, 1992, fuhren wir zu den verängstigten Vietnamesen nach Rostock. Solingen folgte im Mai 1993. Fred Dellheim fasste es in die Worte: »Unser Protest gegen Rassismus ist unsere Präsenz am Ort des Geschehens!«. Immer waren junge Freunde dabei. Bereits 1992 entdeckten Neonazis in Halbe den großen Kriegsgräberfriedhof. Sie marschierten angeführt von Christian Worch von Königs Wusterhausen nach Halbe, um dort die im Kessel umgekommenen SS-Soldaten zu ehren. Die Kameradinnen und Kameraden aus Brandenburg und Berlin blockierten ihnen den Weg, die Polizei machte ihn wieder frei. An jedem Volkstrauertag demonstrierte die VVN-BdA gegen die Nazis, denn auf diesem Friedhof sind auch Zwangsarbeiter, Desserteure und zum Todesmarsch Getriebene beerdigt. Wir haben den Nazis die Straße nicht freigegeben. Unser Erfolg, wenn auch mit Prozessen wegen vermeintlicher Verletzung von Polizisten erkauft, war: Die Nazis durften nicht mehr auf den Friedhof. Auch der jährliche Aufmarsch in Wunsiedel (Bayern), dem Beerdigungsort von Rudolf Heß, wo die ewig Gestrigen ihre Kränze ablegten, wurde immer wieder gestört.

Viele Busse aus der ganzen Republik fuhren dort hin, um die Nazis zu blockieren.

Die Engagierten in der Region waren stolz auf die Bündnispartner von Gewerkschaften und Kirchen. Auch wir waren immer dabei in Wunsiedel. Und an vielen anderen Orten der Bundesrepublik, wenn es nötig war, sich den Nazis entgegen zu stellen und manchmal auch zu setzen. Seit die Nazis in Erinnerung an das Bombardement am 13. Februar 1945, den »Mythos Dresden« für sich entdeckt hatten, haben wir auch gegen diese Aufmärsche mobilisiert. In einem breiten Bündnis mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, Vertretern von Parteien und Gewerkschaften haben wir die Dresdener Straßen blockiert: »No pasaran«. Sie kamen nicht durch! 2010 und 2011 ist es ihnen nicht gelungen, die angemeldeten Routen zu marschieren. 2012 stießen die Faschisten erneut auf großen Widerstand. Die Polizei räumte ihnen am 13. Februar nur einen Weg von 1,5 Kilometern ein und hielt sie streng getrennt von den Gegendemonstranten. Ihre für den 18. Februar geplante Demo haben die Nazis dann ganz abgesagt. Das breite Bündnis »Dresden nazifrei!« hat 2012 gesiegt. In der großen antifaschistischen Demonstration aus diesem Anlass wehten viele VVN-Fahnen.