Zum 70. Jahrestag der Befreiung

4. Januar 2015

Brief von Esther Bejarano an die Leserinnen und Leser der antifa

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir begehen in diesem Jahr den 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.

Das war der Anfang der Befreiung vom Hitler-Faschismus, aber nicht die Befreiung der Menschen, der Gefangenen im Ganzen. Nur die Schwachen und Kranken wurden in Auschwitz befreit; alle diejenigen, die noch laufen konnten, mussten auf die Todesmärsche und mussten unter schrecklichen Qualen marschieren.

Das Ziel waren andere Konzentrationslager zur Zwangsarbeit für die dort aufgebauten deutschen Firmen wie Siemens, Krupp und viele andere – ausgenutzt, wie es die Devise der Nazis war: Vernichtung durch Arbeit. So musste ich in Ravensbrück, dem größten Frauenstraflager auf deutschem Boden, Zwangsarbeit für die Firma Siemens leisten, die innerhalb des Lagers viele Hallen errichtete.

Die wirkliche Befreiung aller Gefangenen, aber auch aller Menschen in Deutschland, fand am 8. Mai 1945 statt, an dem die Rote Armee und die Alliierten die Nazis zur Kapitulation zwangen. Was für eine Freude war für mich dieser Tag, als ich mit russischen und amerikanischen Soldaten und mit meinen Freundinnen aus dem KZ gemeinsam unsere Befreiung feierte.

Dieser Tag, der 8. Mai 1945, wird in allen damals von Deutschland besetzten Ländern jedes Jahr groß gefeiert. Nur hier nicht. Ich frage mich, warum? Wir ehemaligen Verfolgten des Naziregimes fordern von unserer Regierung, endlich diesen 8. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu deklarieren. Wann wird das endlich wahr? Kämpfen wir weiter dafür!!

Herzlichst, Eure Esther Bejarano

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