Sportliche Stimme der Vernunft

geschrieben von Reiner Braun und Horst Trapp

31. März 2020

Abschied vom Friedenskämpfer und Antifaschisten Horst Meyer

Der ehemalige Ruder-Olympiasieger, Mitglied der »Krefelder Initiative« und Gründer der Initiative »Sportlerinnen und Sportler gegen Atomraketen«, der politisch engagierte Mensch Dr. Horst Meyer, ist überraschend im Alter von 78 Jahren auf Lanzarote gestorben. Mit ihm verband uns insbesondere das Eintreten für eine friedliche und gerechtere Welt.

Völkerverständigung und Weltoffenheit waren ihm als Sportler selbstverständlich. Frieden war sein Credo. Rassismus, Hass und Unterdrückung lehnte er ab. Vorbildlich war sein Engagement gegen Versuche, die Ereignisse der Nazizeit zu verdrängen oder umzuschreiben.

Mit Persönlichkeiten wie Martin Niemöller, Wolfgang Abendroth, Heinrich Albertz, Dieter Lattmann, Helmut Ridder und Petra Kelly unterstützte Meyer die »Krefelder Initiative«. Das war jenes partei- und organisationsübergreifende Bürgerbündnis, das während des Kalten Krieges von der damaligen Bundesregierung verlangte, die Zustimmung zur Stationierung neuer Raketen und Marschflugkörper in Mitteleuropa zurückzuziehen.

Mehr als fünf Millionen Unterzeichner schlossen sich in den 80er-Jahren dem »Krefelder Appell« an. Unterstützt wurden sie von Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, Jugend- und Studentenorganisationen und eigens dazu entstandenen Bürgerinitiativen. Meyers besonderes Engagement galt der Initiative »Sportlerinnen und Sportler gegen Atomraketen«, deren große Friedensfeste und internationale Stafetten er maßgeblich mit gestaltete.

Die Bundesregierung ignorierte die Stimmen der Vernunft und beschloss die Stationierung der Raketen. Attacken aus dem Lager der Aufrüstungsbefürworter konnten Horst Meyer nicht von seinem geraden Weg abbringen. Das unmittelbar angestrebte Ziel des Appells wurde zwar nicht sofort erreicht. Aber die gesellschaftliche Debatte um eine weitere Aufrüstung führte zu einem Bewusstseinswandel und dem Glauben an die eigene Kraft.

Das ist heute wieder dringender denn je. Allseits wird militärisch aufgerüstet, ein alles vernichtender Atomkrieg wird als militärische Option nicht ausgeschlossen. Kriegerische Konflikte heizen das Weltklima weiter an und zerstören ökonomische und ökologische Existenzgrundlagen. Eine grundlegende Wende in der Politik ist überfällig. Die Kräfte dafür sammeln sich.

Nicht nur Gretas Schülerinnen und Schüler, sondern Gewerkschafter, Bauern und im Gesundheitswesen Tätige gehen auf die Straße. Der 8. Mai, der 75. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg, mahnt das »Nie wieder!« an. »

Das beharrliche Bohren dicker Bretter zählte zu den Stärken des ebenso ruhigen wie eloquenten Mannes«. So eine treffende Charakteristik des mündigen und vielfach engagierten Athleten Horst Meyer. Er kannte die alte Sportlerweisheit, dass Weltrekorde nie im ersten Anlauf gelingen. In diesem Sinne werden wir weitermachen.

 

Die Autoren waren gemeinsam mit Horst Meyer in der damaligen BRD für den Frieden engagiert und sind bis heute in der Friedensbewegung aktiv