editorial

geschrieben von Nils Becker

9. November 2025

Ein bewegender und konstruktiver Bundeskongress in Stuttgart liegt hinter uns. Auf drei Seiten stellen wir Ablauf, Vorträge und Ergebnisse vor. Mehr findet sich auf unserer Webseite. Obwohl solche großen Treffen immer viel Einigendes haben, stellen wir weiterhin große Widersprüche im Verband fest. Wer die Beiträge in dieser Ausgabe und der Länderbeilage genauer liest und Verbindungen zieht, wird unterschiedliche Herangehensweisen an taktische Fragen der Bündnispolitik in der Friedensarbeit feststellen. Obwohl es hier offensichtlich weiterhin viel zu diskutieren gibt, ist dennoch klar, dass die VVN-BdA aus ihrer Geschichte heraus dem Frieden verpflichtet ist. Aufgrund der unsicheren Weltlage und Deutschlands militärischer Rolle (laut »Global Firepower Index« auf Platz 14 der Armeen) sind alle Strukturen der VVN gefragt diesem Anspruch gerecht zu werden. Egal wie groß die Gefahr der persönlichen Involvierung ist, muss doch wahrgenommen werden, dass 40 Prozent der Deutschen Angst vor einem Atomkrieg haben und damit rechnen, dass weitere Kriege in Europa stattfinden (CeMas-Studie). Diese existenziellen Ängste beeinflussen politische Entscheidungen, sorgen für Stress und haben Auswirkungen auf das Zusammenleben. Das ist der Nährboden für autoritäre Kräfte, Rüstungswettlauf und nationale Abschottung. Damit werden wir uns weiter beschäftigen.

Ein Thema, das Antifaschist*innen dieses Jahr auch begleitet hat, waren die CSD-Paraden zur Sichtbarkeit queeren Lebens und Liebens. Von 245 geplanten CSDs waren 110 Störungen ausgesetzt. Die Hälfte der Störungen gingen laut dem CSD-Sicherheitsreport (Amadeu-Antonio-Stiftung) von organisierten (Jugend-)Gruppen und rechten Parteien aus. Diese Zahlen wurden kurz nach dem Saisonende in Cottbus bekanntgegeben. Rund 1.000 Teilnehmende waren dort zusammengekommen, um den letzten CSD dieses Jahr zu feiern – trotz mehrerer Gegendemos von Neonazis. Auch die VVN war wieder mit dabei – an der Seite derer, die diskriminiert und ausgegrenzt werden. Auch das war und wird weiterhin unsere Aufgabe sein.