Bekämpfung der Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien
Innerhalb weniger Tage wurde Anfang Dezember die syrische Regierung unter Präsident Baschar al-Assad nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg von der dschihadistischen HTS-Miliz und verbündeten, vor allem durch die Türkei finanzierte, Milizen gestürzt. Die HTS, lange als syrischer Al-Qaida-Ableger »Jabhat al-Nusra« bekannt, bemüht sich seit 2016, durch Namenswechsel und öffentliche Abspaltung von al-Qaida um einen Imagewechsel, vornehmlich mit dem Ziel, nicht weiter militärischen Angriffen durch die USA ausgesetzt zu sein, internationale Sponsoren zu sichern und Rückhalt in der Bevölkerung zu finden.
Der Griff nach der Staatsmacht durch diese Gruppen stellt eine grundlegende Veränderung des Machtgefüges in Syrien dar. Der Wandel betrifft auch die nationalen Interessen der Türkei. Der Umsturz im südlichen Nachbarland ist ein länger verfolgtes Ziel der Erdoğan-Regierung. Bereits seit 2018 arbeitet die türkische Armee mit der HTS zusammen. Seit 2020 führen die Syrische Nationale Armee (SNA) und HTS gemeinsame militärische Operationen durch. Die SNA selbst wurde 2017, ursprünglich als »Turkish-backed Syrian National Army« aus Überbleibseln der zerfallenden oppositionellen Milizen gegründet und ist hauptsächlich finanziert und ausgebildet durch die Türkei. Im Sinne einer Islamisierung verfolgt die SNA eine Politik der ethnischen Säuberung der von ihr kontrollierten Gebiete in Nordsyrien von kurdischen und jezidischen Menschen. Erdoğans Interessen weiterlesen »