Große Staatsnähe

geschrieben von Brigitte Müller

14. September 2023

Leserbrief zu antifa Juli/August 2023, Seite 33, Demokratische Militarisierung?

Aus unserer Sicht erscheint mir Eure Kritik an arte durchaus berechtigt, doch hat dieser Kanal auch eine französische Seite, die näher beleuchtet werden sollte:

arte existiert auf der Grundlage eines Staatsvertrages zwischen Deutschland und Frankreich. Dabei werden zwei verschiedene Formen der nicht-privaten Medien kombiniert: In Deutschland haben wir die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten nach dem Muster der BBC. In Frankreich hingegen gibt es nur private und staatliche Medien, wobei die französischen TV-Kanäle von France Télévisions, einer Aktiengesellschaft zu 100 Prozent im Staatsbesitz, verwaltet werden. In Frankreich sind die staatlichen TV-Kanäle nationalistisch, grottenschlecht, in meinem Augen zynisch, gar pervers. Das liegt einerseits an deren zu großer Staatsnähe, aber auch an der Definition von Pressefreiheit in Frankreich. Auf Wikipedia »Pressefreiheit« heißt es im Absatz »Frankreich«: Große Staatsnähe weiterlesen »

Das ist, was digitaler Antifaschismus in der Zukunft leisten muss

14. September 2023

Rechte Medienprojekte und digitale Mobilisierungen: Und was hat das alles mit Algorithmen zu tun?

Ein Gespräch mit Maik Fielitz

antifa: Du forschst unter anderem zu sozialen Medien und digitalen Kulturen, analysierst teilweise sechsstellige Zahlen an Beiträgen auf Social Media. Welche Erkenntnisse lassen sich daraus bezogen auf rechte Einstellungen und Mobilisierungen gewinnen?

Maik Fielitz: Wir untersuchen extrem rechte, verschwörungsideologische und andere demokratie-feindliche Akteur:innen im weitesten Sinne, insbesondere in ihrem Kommunikationsverhalten. Das heißt, wir machen keine Einstellungsforschung, aber man kann aus dem digitalen Kommunika-tionsverhalten den Rückschluss ziehen, dass sich extrem rechte Einstellungen nicht nur in der uns bekannten klassischen Form äußern, sondern sich über digitale Formate sehr unterschiedlich darstellen. Es gibt eine sehr starke Verschmelzung von extrem rechten Ideologien und digitalen Subkulturen, die auch neue Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit mitbringen, also die kategorische Abwertung anderer Gruppen. Das ist, was digitaler Antifaschismus in der Zukunft leisten muss weiterlesen »

Neues rechtes Hetzmedium: Nius

geschrieben von Andreas Siegmund-Schultze

14. September 2023

Als »die Stimme der Mehrheit« verkauft sich das Onlinemedienprojekt Nius, das Anfang Juli an den Start ging. Vorwiegend wird rechtspopulistisch beispielsweise gegen »Gendersprache«, Grüne, Geflüchtete, trans Menschen oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewettert. Auch wer den Klimawandel für eine Propagandalüge hält und den »starken Staat« herbeisehnt, ist bei Nius unter Gleichgesinnten.

Aushängeschild des Medienportals ist Julian Reichelt, der als früherer Bild-Chefredakteur im Herbst 2021 seinen Job bei Springer irgendwann loswurde, nachdem dort ebenfalls beschäftigte Journalistinnen ihre Erfahrungen mit ihm publik gemacht hatten – die Rede war von Machtmissbrauch, sexualisierten Übergriffen und sexistischen Belästigungen. Reichelts Firma Rome Medien GmbH produziert Nius neben allerhand ähnlichen Formaten. Neues rechtes Hetzmedium: Nius weiterlesen »

Mit großer Offenheit

geschrieben von Matthias Behring

14. September 2023

Stand stets mit Rat und Tat zur Seite: Marianne Wilke ist tot

Die Zeitzeugenberichte von Verfolgten und WiderstandskämpferInnen waren und sind von unschätzbarem Wert für nachfolgende Generationen. Im Nachkriegsdeutschland wurden »Lehren aus der Vergangenheit … ganz bewusst nicht gezogen«. »Das dürfen wir nicht zulassen«, sagte Fritz Bringmann, ehemaliger Landesgeschäftsführer der VVN-BdA in Schleswig-Holstein. So war Marianne Wilke bis zu ihrem Lebensende mit unermüdlichem Engagement als Zeitzeugin tätig. Sie stellte sich jeder Frage und sei sie auch noch so persönlich, beantwortete sie verständnisvoll und mit großer Offenheit. Mit großer Offenheit weiterlesen »

Im Alltag präsent

geschrieben von Ulrich Schneider

14. September 2023

Die internationalistische Chile-Solidaritätsbewegung vor 50 Jahren

Die Zeile »El Pueblo Unido Jamás Será Vencido« (ein geeintes Volk wird niemals besiegt werden) des gleichnamigen populären Songs der chilenischen Gruppe Quilapayún war vor 50 Jahren vielfach zu hören. Linke unterschiedlicher Couleur verfolgten das Wirken der sozialistischen Regierung der Unidad Popular in Chile unter Präsident Salvador Allende mit großer Aufmerksamkeit und Begeisterung. Als mit dem CIA-gesteuerten Militärputsch unter General Augusto Pinochet am 11. September 1973 eine faschistische Militärherrschaft errichtet wurde, war das Entsetzen auch in Europa groß. Wie in der damaligen Zeit üblich, gab es in der BRD natürlich Debatten, ob die Allende-Regierung nicht selbst Fehler gemacht habe, warum sie die Bevölkerung zum Schutz der revolutionären Entwicklung nicht bewaffnet und die reaktionären Militärs nicht entmachtet habe. Dabei waren diese Debatten nicht nur mit den Ereignissen in Chile selbst, sondern auch mit der eigenen Vorstellung von der Möglichkeit gesellschaftlicher Veränderung in Europa verbunden. Kann es einen nicht-revolutionären Weg zum Sozialismus geben? Im Alltag präsent weiterlesen »

Über Berge in die Freiheit

geschrieben von Peps Gutsche

14. September 2023

Bildungsreise zum jüdischen Exodus 1947 in Österreich

Die Veranstaltung startete mit dem Krimmler Dialogforum zum Thema »Fluchtraum Gebirge«. Die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Barbara Staudinger, stellte in ihrem Beitrag heraus, dass die beste Prävention von Antisemitismus sei, dass jüdische Geschichte Menschen nicht egal ist. Die Autorin Julya Rabinowich las aus ihren beiden Romanen »Dazwischen: Ich« und »Dazwischen: Wir« vor, die das Leben des jungen Geflüchteten Madina verfolgen. In einer gemeinsamen Gesprächsrunde betonte Jakob Gruber vom Verein »Alpine Peace Crossing« (APC), dass es dem Verein darum gehe, an das Entkommen der Juden*Jüdinnen zu erinnern und sich gleichzeitig zu aktuellen Themen wie Menschen auf der Flucht aus antifaschistischer Perspektive zu positionieren. Über Berge in die Freiheit weiterlesen »

Zu welchem Preis?

geschrieben von Civaka Azad

13. September 2023

Türkische Kriegsverbrechen gegen Kurd:innen und Êzîd:innen mit EU-Hilfe

Bundeskanzler Olaf Scholz hofft auf eine Annäherung zwischen der EU und Ankara. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Beziehungen »zwischen der Türkei und der EU und der Türkei und Deutschland sich gut weiterentwickeln«, so Scholz vor wenigen Wochen bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin. Doch zu welchem Preis?

Knapp drei Monate nach dem vermeintlichen Wahlsieg für die rechtspopulistische und islamistische AKP verschärft die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Angriffe gegen die kurdische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien (kurdisch Rojava) immens. Im ersten Halbjahr 2023 hat die Türkei 34 Drohnenangriffe in Nord- und Ostsyrien geflogen. Bei den jüngsten Attacken wurden mindestens 44 Menschen getötet und 29 weitere verletzt. Mehr als ein Viertel der Todesopfer waren Zivilist:innen. Sowohl im êzîdischen Siedlungsgebiet Şengal (Sinjar) als auch in Rojava setzt die Türkei ihre Politik der gezielten Tötung fort. In regelmäßigen Abständen werden in den besagten Gebieten gezielt hochrangige politische Funktionär:innen und Sicherheitskräfte durch türkische Drohnenangriffe getötet. Insbesondere kurdische Frauen sind Ziel der Angriffe. Der türkische Drohnenterror in Nord- und Ostsyrien setzt historische Maßstäbe, es handelt sich um Kriegsverbrechen einer neuen Dimension – doch etablierte Straflosigkeit und deutscher Beifall haben eine lange Tradition. Zu welchem Preis? weiterlesen »

Deutliches Gegensignal

geschrieben von Ulrich Schneider

13. September 2023

Die FIR auf dem Weg zum XIX. Kongress in Barcelona

Nicht nur zu Zeiten von Wahlen zum Europaparlament ist für die VVN-BdA die Arbeit der FIR als Dachorganisation der antifaschistischen und der Veteranenverbände von Bedeutung. Als der letzte reguläre Kongress Ende 2019 in Reggio Emilia in Italien mit guter Resonanz stattfand, hatte man große Pläne – unter anderem ein internationales Jugendtreffen in Auschwitz und weitere gemeinsame Projekte. Alles das wurde durch die Corona-Pandemie gestoppt, die so wichtigen Begegnungen und gemeinsamen Veranstaltungen in den jeweiligen Ländern unmöglich gemacht. Selbst die Arbeit des gewählten Leitungsgremiums war nur noch virtuell, per Zoom-Konferenzen und auf ähnlichen Wegen, möglich. Die inhaltliche Debatte erfolgte vor allem über die elektronischen Medien, was aber den persönlichen Austausch nur schwer ersetzen konnte. Deutliches Gegensignal weiterlesen »

Bergauf zum Dorf

geschrieben von Johanna Jawinsky

13. September 2023

Eine Wanderung zum Denkmal eines Partisanen in der Region Emilia-Romagna

Im April dieses Jahres war ich bei meiner Tochter Katrin in Satuorano in der Nähe von Piacenza zu Besuch. Dort lernte ich ihre Freundin Anja kennen. Diese nimmt alljährlich am Tag der Befreiung in Italien, am 25. April, an einer von den Antifaschisten der Region Emilia-Romagna organisierten Wanderung teil. Einige Wochen vorher setzt sich der Vorstand der Gruppe zusammen und berät über das Ziel der Wanderung: ein Denkmal für Partisanen, die für die Freiheit gefallen sind. In diesem Jahr war der Abschluss unserer 18-Kilometer-Wanderung die Gemeinde Ruino.

Bereits beim Start im kleinen Ort Nibbiano wurde an einem Gedenkstein Halt gemacht. Frische Blumen lagen schon dort. Während einer großen Razzia der Deutschen im November 1944 kam eine deutsche Kolonne in Nibbiano an. Einige Partisanen versteckten sich in der Gemeinde, doch sie wurden verraten. Neun von ihnen wurden hingerichtet. Der älteste Partisan Angelo Pante aus Lamon di Bullino war da gerade 29 Jahre alt, der jüngste war Alessandro Coti Zelati mit 18 Jahren. Bergauf zum Dorf weiterlesen »

Ergiebiges Kampffeld

geschrieben von Janka Kluge

13. September 2023

Angriffe von Rechten auf Kultur

Seit Jahren finden Angriffe von Rechten auf Kultureinrichtungen statt. Im Sommer 2021 entstand aus einem Zusammenschluss von Kulturschaffenden das Projekt »Die Vielen«. Der daraus hervorgegangene Verein hat seine Tätigkeit Ende 2022 eingestellt. Wie ein kleines Resümee wirkt das Buch »Volkstheater«, das jetzt im Wagenbach-Verlag erschienen ist.

Der Theaterkritiker Peter Laudenbach schildert in dem Buch solche Angriffe auf Kultureinrichtungen. Ihm ist es wichtig zu zeigen, dass hinter den Angriffen eine Strategie steckt. Ergiebiges Kampffeld weiterlesen »

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