Denkmal wieder eingeweiht

geschrieben von Hannelore Rabe

5. September 2013

Ueckermünde gedenkt der »Deutschen Ärzte in Spanien
1936-1939«

Jan.-Feb. 2011

Während der Veranstaltung wehte die Fahne der XI. Internationalen Brigade über den mit roten Nelken geschmückten Tafeln und der Vorsitzende des Vereines »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik« gratulierte der Stadt zu dem Entschluss, weil eine solche Würdigung in Deutschland nicht alltäglich sei.

Am 4. Oktober 1988 wurde in der Stadt am Haff auf dem Gelände des Lazarettes der Nationalen Volksarmee eine Gedenkstätte »Deutsche Ärzte in Spanien 1936 – 1939« eingeweiht. Sie erinnerte an sechs deutsche jüdische Ärzte, die im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik gekämpft hatten.

Mit einem der ersten Transportschiffe von etwa 800 Freiwilligen kamen im Oktober 1936 sechs Ärzte ( je zwei aus Frankreich, aus Polen und aus Deutschland), 19 Helfer, Schwestern und Ambulanzen in Alicante an. Von den Ärzten verfügte nur einer über chirurgische Kenntnisse. Keiner hatte Erfahrungen als Militärarzt. Bald wurde klar: Der Sanitätsdienst musste über ein eigenes Transportwesen und Versorgungseinrichtungen für Medikamente und Lebensmittel verfügen. Fragen der Gesundheit, der Ernährung und Bekleidung der Freiwilligenarmee, die inzwischen auf ca 30.000 Mann angewachsen war, die Verhütung von Epidemien, die Sorge um die elternlosen spanischen Kinder – das alles waren Aufgaben, die schnell gelöst werden mussten. Neben den Frontlazaretten mussten gleichzeitig einige größere Krankenhäuser wie in Benacasim geschaffen, aber auch die Weiterbildung des medizinischen und pflegenden Personals über alle Sprachbarrieren und Traditionen hinweg organisiert werden. Kaum waren die Lazarette auch nur notdürftig eingerichtet, da wurden in jedem von ihnen täglich mehr als zweihundert Schwerverwundete versorgt. Tag und Nacht, bis zu 48 Stunden hintereinander, arbeiteten die Chirurgen. Sie legten sich eine Stunde nieder, wenn sie so müde waren, dass ihnen das Skalpell aus der Hand fiel.

Nach wenigen Monaten wirkten im Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden über 250 Ärzte, 1500 Sanitäter, Schwestern und Krankenträger aus allen Nationen Europas und Amerika, aus Australien, Neuseeland und China. Die größte Gruppe stellten die jüdischen Ärzte. Nach 1933 waren Hunderte jüdischer Ärzte aus Deutschland geflohen, wo sie diskriminiert und verfolgt wurden und ihre Kassenzulassung verloren hatten. Zu ihnen gehörten die Ärzte Dr. Günter Bodek und Dr. Herbert Feldmann aus Berlin, Dr. Walter Blank aus Köln, Dr. Werner Heilbrunn aus Erfurt, Dr. Karl Schnell aus Hamburg und Dr. Hans Serelmann aus Niederlungwitz. Aus der Emigration kommend, stellten sie sich der Spanischen Republik zur Verfügung. Für sie war Spanien kein Exilland, sondern ein selbst gewählter Ort, an dem sie sich unmittelbar am Kampf gegen den Faschismus beteiligen konnten.

Stellvertretend für die jüdischen Ärzte, Schwestern und Pfleger des Internationalen Sanitätsdienstes wurden die Namen dieser Ärzte für das Denkmal in Ueckermünde ausgewählt. Der Bildhauer Joachim Liebscher, der das Denkmal schuf, bezog eine im Garten des Lazarettes stehende Eiche als Mittelpunkt in die Anlage mit ein. Die Solidarität ist so stark wie die Wurzel eines Baumes, lautete die Botschaft.

Die Gedenkstätte wurde 1992 geschändet, das Relief Dr. Bodek und 180 Bronzebuchstaben wurden herausgebrochen und gestohlen. Die Täter wurden nie ermittelt. Jahrelang kämpften Angehörige, Bürger der Stadt und die VVN-BdA um den Erhalt der Gedenkstätte. Ständig wechselnde Eigentumsverhältnisse und fehlende finanzielle Mittel erschwerten ihre Rekonstruktion. Dank großzügiger Unterstützung durch Handwerksbetriebe aus der Region und 10.000 Euro Spenden fand die Sanierung und die Umsetzung der Gedenkstätte im Herbst 2010 ihren Abschluss. In einer Broschüre zum Denkmal können sich Besucher informieren und Schüler der Stadt werden künftig ein Stück »Geschichte vor der Haustüre« kennen lernen und erforschen können.

Am 30. Oktober 2010 übergab die Bürgermeisterin von Ueckermünde, Heidi Michaelis, feierlich die neu gestaltete Gedenkstätte auf dem Terrain vor dem sowjetischen Ehrenmal der Haffstadt der Öffentlichkeit. Vor zahlreichen Gästen würdigte sie den Einsatz und die Opfer der Ärzte in den Internationalen Brigaden, aber auch das Engagement der Bürger, diese Gedenkstätte nicht aufzugeben.

Die Grußbotschaft des Landesrabbiners von Meck-lenburg-Vorpommern, William Wolff fasst die Bedeutung der Gedenkstätte noch einmal zusammen: »In Spanien, mit dem leider vergeblichen Kampf gegen Franco und seine Faschisten, hat es in Europa angefangen. Und weil der Kampf dort verloren wurde, war ganz Europa von der Nordsee bis an die Uralbergkette innerhalb weniger Jahre unter Nazi-Herrschaft. Aber trotz erlittener Niederlage war der Kampf nicht vergeblich. Er hat ein Zeichen gesetzt, das eine Inspiration war für die Widerstandsbewegungen in ganz Europa während des Zweiten Weltkrieges. Weil es zu Anfang eine Minderheitsbewegung war, ehren wir heute all jene, die Ärzte, die Pharmazeuten, die Schwestern und Pfleger, die an diesem Kampf so mutig und aufopfernd teilgenommen haben, umso mehr. Sie bleiben uns eine ständige Inspiration und wir sind ihnen weiterhin zu grenzenlosem Dank verpflichtet.«