Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Mai-Juni 2013

Die Monate April und Mai sind auch 68 Jahre später noch geprägt durch die Befreiungstage. Wir berichten in dieser Ausgabe über das Treffen der Nachgeborenen in Buchenwald und stellen ein eindrucksvolles Buch über Zwangsarbeiterinnen bei Daimler-Benz vor.

Für die VVN-BdA wird der Höhepunkt des Gedenkens an das Jahr 1933, dessen Schwerpunkt im Mai die Erinnerung an die Bücherverbrennung ist, die Geschichtskonferenz »Lizenz zum Terror« sein. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, am 28. und 29. Juni in der Humboldt-Universität miteinander und mit Historikern aus Ost und West zu diskutieren.

Doch auch die aktuellen Themen fehlen in dieser Ausgabe nicht. Eine griechische Aktivistin berichtet über Aktionen zur Unterstützung afrikanischer Flüchtlinge. Die Anti-Nazi-Aktionen in Frankfurt und Berlin am 1. Mai werden ausgewertet und nicht zuletzt liefert das »Spezial« Argumente zur Auseinandersetzung mit der Totalitarismustheorie.

Auch wenn sie zum Teil andere Themen behandeln, etwa den aktuellen Stand des NPD-Verbotsverfahrens, spiegeln eine Reihe unserer Texte die Erwartungen wider, die sich an den Prozess gegen Beate Zschäpe und den NSU knüpfen. Beim Erscheinen dieser antifa wird er begonnen haben, seine Vorzeichen stimmten die Öffentlichkeit in Deutschland und Europa nicht optimistisch. Um so wichtiger wird es sein, ihn kritisch zu begleiten und auch die Arbeit der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse zum NSU-Komplex weiter im Blick zu behalten.

Unabhängig von den politischen Querelen um das NPD-Verbot setzt die VVN-BdA ihren Kampf gegen die NPD und ihre politische Hetze fort. So wird die diesjährige Aktionskonferenz für junge und alte Antifaschist/innen am 8. Juni in Form eines Aktionstages gegen die Parteizeitung »Deutsche Stimme« in Riesa stattfinden. Weitere Informationen finden sich unter www.vvn-bda.de/aktionstag-gegen-die-deutsche-stimme. Bis dann in Riesa und Berlin!

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

März-April 2013

Am 17. April beginnt in München der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte, denen die Unterstützung der Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« vorgeworfen wird. Die Blicke der internationalen Öffentlichkeit sind auf die bayerische Landeshauptstadt gerichtet; bereits im Vorfeld wurde Kritik vor allem aus den Medien und von Angehörigen der Mordopfer an den beengten Saalverhältnissen bei der Gerichtsverhandlung laut.

Zum »NSU-Thema«, zu den skandalösen Ermittlungs-, Geheimdienst- und Aufarbeitungsskandalen, die nach wie vor, auch dank der Arbeit parlamentarischer Untersuchungsausschüsse, ans Licht kommen und zu Fragen nach Konsequenzen und Lehren aus den bisherigen Enthüllungen auch in dieser antifa wieder mehrere Beiträge.

Indirekt damit verbunden sind zunehmend Fälle, in denen es um juristisches oder polizeiliches Vorgehen gegen Menschen geht, die sich gegen die Neonazis engagieren, sich deren Aufmärschen und Provokationen entgegenstellen, diese zu verhindern versuchen. Mit großem Eifer scheinen zumindest in manchen Regionen inzwischen Strafverfolgungsbehörden da ans Werk zu gehen, wild entschlossen, deutlich zu machen, wohin es führen kann, wenn jemand meint, jene nicht selten auch »offiziellen« Appelle, in denen mehr Zivilcourage und Solidarität mit den Opfern von Nazigewalt gefordert wird, wörtlich zu nehmen und entsprechend zu handeln.

Zum »Geschichtsjahr 2013« auch in dieser antifa Vielfältiges, beginnend mit unserem Titelbild, dessen Motiv, erstmals anlässlich des 40. Jahrestages der NS-Machtübernahme im Jahr 1973 als VVN-Plakat veröffentlicht, in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Verwendung fand in den Kämpfen dieser Zeit. Ausführliche Erinnerungen an das Jahr 1933 finden sich auch dieses Mal im »Spezial« und nicht zuletzt in Peter Scherers Überlegungen zum damaligen »Ende der Gewerkschaften«.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Jan.-Feb. 2013

»Was wir uns verdient haben, jetzt wo Fotos unserer Plakate und Transparente mit dem Logo ›nonpd – NPD-Verbot jetzt‹ von den Presseagenturen flächendeckend verbreitet und als verbindlicher Ausdruck des Verbotswillens dargestellt werden, ist ein Moment der ruhigen Zufriedenheit. Es geht der NPD konkret an den Kragen.« Mit diesen Worten beschreibt Thomas Willms den vielleicht größten Erfolg in der Geschichte unseres Verbandes – die Tatsache, dass das NPD- Verbotsverfahren endlich auf den Weg gebracht wird und die VVN-BdA mit ihren drei nonpd-Kampagnen wesentlich dazu beigetragen hat. Mit der Collage auf der Titelseite dieser Ausgabe erinnern wir an einige der ungezählten Aktionen, mit denen wir der Verbotsforderung Nachdruck verliehen haben. Noch längst nicht alle Probleme sind gelöst, das konkrete Verfahren wird sich über Jahre hinziehen und mancher, der heute zu seinen Befürwortern zählt, wartet nur auf eine Möglichkeit, schnell wieder abzuspringen. Doch die ersten Pflöcke sind gesetzt und das neue Jahr hat, mindestens in dieser Frage, optimistisch angefangen.

Es wird auch ein Jahr des Gedenkens werden. Alles deutet darauf hin, dass der Kampf um die Deutung der Geschichte in diesem 80. Jahr nach der Installierung der faschistischen Herrschaft weiter an Fahrt gewinnen wird. Die Redaktion hat sich daher entschlossen, als »Spezial« dieser Ausgabe eine ausführliche Zeittafel der Entwicklungen von 1932 bis 1934 zu veröffentlichen. Sie bricht mit der Gewohnheit, Geschichte nur an Hand einzelner Daten zu behandeln und dabei die komplexen Prozesse, in die sie eingebettet waren, weitgehend auszublenden. Die Zerstörung der Weimarer Republik begann nicht mit dem 30. Januar 1933 und die Nazis haben ihre » Machtergreifung« mit ungeheurer Skrupellosigkeit auch gegenüber einstigen Verbündeten geplant und durchgesetzt. Das zumindest beweist dieses »Spezial«. Was man für heute daraus lernen kann, sollten wir weiter diskutieren, zum Beispiel auf unserer geplanten Geschichtskonferenz im Sommer.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Nov.-Dez. 2012

Das anstehende »Jahr der Jahrestage«, 80 Jahre nach der Installation des Faschismus an der Macht in Deutschland, kündigt sich bereits in den letzten Monaten des ausklingenden 2012 an. Als ein »Geschichtsjahr«, in dem nicht zuletzt um Deutungshoheiten gerungen werden wird. Aus durchaus gegenwärtigen Anlässen. Auch wir – die antifa-Redaktion und die VVN-BdA – gedenken zu diesen Auseinandersetzungen manches beizutragen.

Wie nah das Vergangene immer noch sein kann, veranschaulicht in diesem Heft unter anderem der Bericht von Jürgen Weber, der sich unmittelbar nach der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen die am Massaker vom 12. August 1944 beteiligten ehemaligen Waffen-SS-Angehörigen durch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ins italienische Sant’Anna di Stazzema begeben hat. 560 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, waren dort damals Opfer der deutschen Massenerschießungen geworden. Überlebende und Nachkommen haben unserem Autor mitgeteilt, was sie vom (Nicht-)Vorgehen der deutschen Justiz halten.

Das »Spezial« und diverse weitere Artikel in dieser antifa widmen sich dem Thema »Geschichtsaufarbeitung« aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln und in verschiedenen Ländern. Es geht um Erinnerung an »vergessene« Opfer, um Gedenkstätten, um Platz- und Straßennamen, um künstlerische und kulturelle Initiativen. Mit einer übereinstimmenden internationalen Zielrichtung: Der Arbeit an einer »World without Nazism«.

Wem das dennoch ein wenig zu »historisch« klingt, kann versichert sein: Sowohl in diesem Heft als auch in den fürs Geschichtsjahr 2013 geplanten antifa-Ausgaben kommt die aktuelle Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus nicht zu kurz. Da sorgen schon die Umstände dafür, wie wir sie Woche für Woche erfahren und erleben, ob es um »NSU-Ermittlungen« und Geheimdienst-Skandale, zunehmende Neonazi-Provokationen oder aggressive Attacken, nicht nur aus extrem rechten Umfeldern, gegen Menschen geht, die in unserem Land Hilfe und Asyl suchen und sich hier unzumutbaren Lebensbedingungen, Diskriminierungen, Hass und Gewalt ausgesetzt sehen.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Sept.-Okt. 2012

Unerwartete Erfolge sind vielleicht die schönsten. Ein solcher, noch dazu in der Geschichte der VVN der letzten 20 Jahre einmaliger, waren die Gedenkveranstaltungen in Rostock-Lichtenhagen am letzten Augustwochenende. Als der Bundesausschuss der VVN-BdA vor einem dreiviertel Jahr beschloss, aus Anlass des 20. Jahrestages der Pogrome eine Demonstration anzumelden, ahnte noch niemand, was für Probleme die Vorbereitung dieser Aktion bringen würde. Das Erinnern an jene schwarzen Tage in der Geschichte der Bundesrepublik war bei vielen politischen Akteuren in Mecklenburg, aber auch darüber hinaus, ausgesprochen unerwünscht. Noch zwei Tage vor der Kundgebung auf dem Rostocker Marktplatz war unklar, ob wir die Replik der Tafel von Beate Klarsfeld am Rathaus würden anbringen dürfen. Gerade diese Aktion hat unserem Verband dann ein großes Medienecho beschert. Dies hatte wiederum zur Folge, dass der Rostocker Bürgermeister in seiner Rede am Sonntag von der Tafel wie von seiner eigenen Idee sprach. Für einen kurzen Augenblick ist es den Antifaschistinnen und Antirassisten, die an dem Wochenende in Rostock Gesicht zeigten, gelungen, mit ihren Haltungen durchzudringen – in den Medien und bei den Bürgern. Das große Engagement vieler – Junger wie Alter – war der Schlüssel zum Erfolg. Eine ermutigende und schöne Erfahrung.

Denn leider gehört Rassismus in Deutschland und Europa immer noch zur gesellschaftlichen Normalität. Jürgen Weber berichtet im Spezial, was ihm Sinti und Roma in Ungarn, Polen und Tschechien über ihr Leben erzählten. Besonders schockiert hat mich, dass heute in Tschechien Romakinder vielerorts in Schulen für geistig Behinderte eingeschult werden. Wie soll der Kreislauf von Armut, Ausgrenzung und Isolation da je durchbrochen werden?

Aber auch der Beitrag des Stuttgarter Asylpfarrers Werner Baumgarten über den fast zwanzig Jahre währenden Kampf gegen das Asylbewerberleistungsgesetz zeigt, dass Erfolge nur mühsam errungen werden. Wir müssen also dranbleiben und weiter machen.

editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Juli-Aug. 2012

Als wir uns vor vier Wochen entschieden haben, in dieser antifa die Tätigkeit der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse zu den Morden der NSU zu thematisieren, war noch nicht abzusehen, dass die zwielichtige Rolle des Verfassungsschutzes bei ihrem Erscheinen gerade wieder höchst aktuell debattiert wird. Wenn die Ausgabe die Leser erreicht, werden nach Verfassungsschutzchef Fromm und seinem Thüringer Amtskollegen vielleicht noch weitere Schlapphüte in den Ruhestand getreten sein. Doch was bringt das? Die parlamentarischen Gremien untersuchen Pleiten, Pech und Pannen, ein paar Chefs übernehmen die persönliche Verantwortung und alles geht so weiter wie bisher? Die Frage nach den gesellschaftlichen Bedingungen, die zu der katastrophalen Unfähigkeit führten, Rechtsterroristen auf die Spur zu kommen, wird in den Parlamenten nicht gestellt. Wer verhindern will, dass so etwas wie die NSU noch einmal möglich ist, muss öffentlichen Druck für wirkliche Veränderungen organisieren. Denn bis jetzt ist davon nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die jüngst vom niedersächsischen Verfassungsschutz herausgegebene Broschüre über »Islamismus« kann als Beweis für die latente Fremdenfeindlichkeit des Amtes gelten. Auf die Idee, aus aktuellem Anlass über die aktive Naziszene in Niedersachsen aufzuklären, ist man nicht gekommen. Das gab das Feindbild der Behörde einfach nicht her.

Neben diesen aktuellen Fragen haben wir in den Rubriken Geschichte und Kultur der antifa erneut die Frage aufgenommen, wie man historische Erfahrungen weitergeben kann. Steffi Wittenberg kann heute noch selbst über ihr Exil in Uruguay erzählen. Über das Leben von anderen berichten unterdessen Filme. Drei davon stellen wir vor.

Wahrscheinlich ist die Kunst das beste Medium überhaupt, mit Nachgeborenen Erfahrungen zu teilen. Dass dies auf völlig neue Weise geschehen kann – vielleicht sogar geschehen muss – beweist ein Puppenspiel zum Thema Auschwitz, das Thomas Willms in Krakau gesehen und für uns besprochen hat.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Mai-Juni 2012

Seit Erscheinen der letzten Ausgabe hat die Ehrenvorsitzende der VVN-BdA, Esther Bejarano, zwei hohe Auszeichnungen erhalten: zum 8. März den Clara-Zetkin-Ehrenpreis der Linken und Ende April das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, überreicht vom Bürgermeister ihrer Heimatstadt Hamburg, Olaf Scholz. Wir gratulieren Esther herzlich, ihr Einsatz gegen alte und neue Nazis motiviert auch uns immer wieder für diesen Kampf, der nach wie vor notwendig ist.

Nicht zuletzt zeigt sich das am Verhältnis der offiziellen Politik zum NPD-Verbot. Als die VVN-BdA Ende des vergangenen Jahres beschloss, die nonod-Kampagne mit dem Zusatz »Jetzt aber richtig!« weiterzuführen, schienen wir offene Türen einrennen zu wollen. Selbst jene Politiker, die ein NPD-Verbotsverfahren bis dahin abgelehnt und verhindert hatten, bekundeten lauthals ihren Sinneswandel. Es schien fast so, als wolle man die NPD opfern, um von dem Verfassungsschutzskandal abzulenken, der mit den NSU-Morden aufgebrochen war.

Und heute? Die Frage, warum die Neonazibande zwölf Jahre ungehindert morden konnte, wird in Untersuchungsausschüssen behandelt und ist weitgehend aus den Medien verschwunden. Die CDU-Innenminister haben sich geeinigt, die V-Leute aus den Führungsgremien der NPD abzuziehen und damit das grundlegende Verfahrenshindernis für ein neues Verbotsverfahren zu beseitigen. Doch der Widerstand gegen die Einleitung eines solchen Verfahrens ist ungebrochen. Wir haben uns daher entschlossen, die damit verbundenen Probleme wieder einmal zu einem Schwerpunkt dieser Ausgabe zu machen.

Ein anderes aktuelles Thema, das im Juni, wenn die Fußballeuropameisterschaft startet, kaum Beachtung finden dürfte, behandelt unser »Spezial«: Fußball und Nazis. Doch nicht nur der Frage, warum die Nazis versuchen, die Fußballstadien zu erobern, gehen wir nach. Fußballplätze sind längst auch Orte antifaschistischen Engagements geworden. Darüber sollte man Bescheid wissen – auch wenn man nicht zu den Untertanen von König Fußball zählt.

Editorial

geschrieben von Peter Christian Walther

5. September 2013

März-April 2012

Antifaschismus und damit verbunden die Notwendigkeit, Neonazis und Rassismus entschieden entgegenzutreten, ist in diesen Tagen, in denen diese antifa in Druck geht, etwas stärker als sonst ins Blickfeld getreten. Dazu haben einige Ereignisse beigetragen – von der Verhinderung des großen Neonazi-Aufmarsches in Dresden über das nach wie vor offene Thema der Nazimorde bis hin zum Auftritt einer engagierten Antifaschistin in der Öffentlichkeit.

Knapp drei Wochen lang wird durch Beate Klarsfelds Auftreten noch einmal thematisiert, dass es nach 1945 in der Bundesrepublik ehemalige Nazis bis hin zum Bundeskanzler gebracht haben. Durch eine große Anfrage der Linksfraktion gezwungen, musste sich auch die Bundesregierung diesem Thema stellen, wenn sie auch kräftig auszuweichen versuchte.

Über den 18. März hinaus bleibt sicher im Gedächtnis und vielleicht auch weiter nachwirkend: Mit Beate Klarsfeld stand als Präsidentschaftskandidatin erstmals eine ausgewiesene Antifaschistin zur Wahl. Mit ihrem Lebenslauf dokumentiert sie die Möglichkeit und Notwendigkeit, alten und neuen Nazis den Weg zu versperren.

Antifaschistisches Engagement in Vergangenheit und Gegenwart widerspiegelt sich auch in der Sonderbeilage dieser antifa, die sich mit dem 65. Geburtstag der VVN befasst. Die Beilage wird auch als Sonderdruck erscheinen.

Mit den vielfältigen Bestrebungen, durch die Gleichsetzung von Rechts und Links, von Faschismus und Antifaschismus, Geschichte und Gegenwart zu verfälschen, befassen sich ebenfalls einige Beiträge in dieser Ausgabe. Dabei wird zugleich deutlich, dass diese Verfälschungen zunehmend auf Widerspruch und Widerstand stoßen.

Ein kürzlich stattgefundenes Treffen der in den VVN-Landesverbänden und Mitgliedsorganisationen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Zuständigen hat unser Vorhaben verstärkt, die Länderbeilage, die darüber informiert, was in den einzelnen Bundesländern geschieht, weiter zu verbessern.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Jan.-Feb. 2012

Die »Entdeckung« einer neofaschistischen Terrorzelle, die neun Morde verüben konnte, bevor zwei ihrer Mitglieder auf ungeklärte Weise starben; der dabei ans Licht gekommene Polizei- und Verfassungsschutzskandal und die Frage, ob es sich hier wirklich nur um Dummheit, rechtsäugige Blindheit und »Ermittlungspannen« handelte oder nicht bereits um das bewusste Decken von faschistischen Mördern, hat die Öffentlichkeit in diesem Land in den letzten Wochen stark erregt. Entwicklungen, die von Antifaschistinnen und Antifaschisten seit langem angeprangert werden, fanden plötzlich Eingang in die öffentliche Diskussion. Politiker aus CDU/CSU und FDP, die ein NPD-Verbotsverfahren bisher verhindert haben, wollen es jetzt möglichst schnell eröffnen und über all dem schwebt die Frage: »Was kommt da noch, wie tief reicht der braune Sumpf?«

Der Bundesausschuss der VVN-BdA hat im November intensiv darüber diskutiert, welche Konsequenzen sich für uns daraus ergeben und kam zu dem Beschluss: Wir nehmen die nonpd-Kampagne noch einmal auf! Die Redaktion der antifa erstellte ein neues »nonpd-Extra«, mit der Verteilung der 50.000 Exemplare wurde gleich begonnen, der neue Aufruf »NPD- Verbot: Jetzt aber richtig!« und die dazugehörigen Plakate sind schon in den Ländern – vielerorts ist die Aktion bereits erfolgreich angelaufen. Dieses Thema spiegelt sich natürlich in verschiedenen Facetten auch in dieser antifa wider. Und noch einem anderen Problem, das, wie in jedem Jahr im Februar, wieder tausende Antifaschistinnen und Antifaschisten auf die Straße bringen wird, widmen wir in diesem Heft breiten Raum: Dem Kampf gegen den Naziaufmarsch in Dresden.

Trotz der intensiven Arbeit, die den Jahreswechsel für viele unter uns schon in den Hintergrund verdrängte, wünscht die Redaktion der antifa an dieser Stelle allen Leserinnen und Lesern ein gesundes, erfolgreiches und vor allem friedliches Jahr 2012. Wir freuen uns auf die Beratung mit den Länderredakteuren am 25. Februar in Berlin!

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Nov.-Dez. 2011

»Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen.« Ein viel zitierter, inzwischen selbst schon historischer Satz – William Faulkner schrieb ihn vor 60 Jahren. Er könnte als Motto über dieser Ausgabe der antifa stehen, die sich insbesondere Themen der Geschichte widmet. Im »Spezial« beleuchtet Prof. Dr. Thomas Kuczynski Hintergründe der Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter und eröffnet damit eine Serie von Beiträgen zum Themenkomplex »Verbrechen der Wirtschaft«, die im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Wir erinnern an Carl von Ossietzky und Georg Elser und Dirk Krüger vollzieht auf der Geschichtsseite die Entstehung der antifaschistischen Einheitsfront im Pariser Exil nach. Mit diesen Beiträgen wollen wir Wissen über die Geschichte der antifaschistischen Bewegung wachhalten, oder neu vermitteln. Doch mit Historie umzugehen heißt auch, immer wieder neue Fragen an sie zu stellen und ihre Folgen und Wirkungen aufzudecken. In dieser Hinsicht sind drei weitere Texte dieser Ausgabe eng miteinander verwoben: Der Kommentar zur Regierungsbildung in Lettland, die Auseinandersetzung mit der aktuellen osteuropäischen Geschichtspolitik im Teil »Internationales« und die Besprechung von »Bloodlands« des amerikanischen Historikers Thimothy Snyder, der mit seiner Darstellung der Geschichte eben dieser Länder neue Maßstäbe für Geschichtsschreibung heute setzt. Von diesem Buch, dessen deutsche Übersetzung gerade erst erschienen ist, wird noch viel zu hören sein. Thomas Willms` Besprechung liegt die englische Originalausgabe zugrunde.

Und noch eine Nachricht in eigener Sache: Der Bundessprecherkreis hat auf seiner Sitzung im Oktober dem Antrag der Redaktionsleitung entsprochen, Janka Kluge und Martin Schirdewan, die bereits seit einiger Zeit in unserem ehrenamtlichen Gremium mitarbeiten, offiziell als Redaktionsmitglieder zu bestätigen. Wir freuen uns über die Verstärkung durch zwei erfahrene Zeitungsmacher/innen – herzlich willkommen Janka und Martin!

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Sept.-Okt. 2011

Das »Spezial« in dieser antifa handelt – naheliegend – von aktuellen Wahlkämpfen: Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Berlin. Es geht um die NPD, um das Auftreten und die Taktiken der Speerspitze des deutschen Neofaschismus, es geht aber zunehmend auch um derzeit noch oft rivalisierende, mit dem Begriff »rechtspopulistisch« zwar zu ortende aber nicht immer hinreichend analysierte Parteikonstrukte am ganz rechten Rand, die versuchen, parlamentarisch zu punkten. Mit dem Blick auf Wählerschichten, denen die NPD-Nazis doch oft zu schmuddelig und NS-nostalgisch sind, die aber an rassistischen »Tabubrüchen« eine ähnliche Freude haben wie die »Rechtspopulisten«-Wähler in anderen europäischen Ländern.

Ein Klima der Verrohung, das solche Parteien, vor allem aber die sie tragenden Ideologien befördert, ist auch hierzulande zunehmend zu bemerken. Nicht nur in wirtschaftlich desolaten Gegenden am östlichen Rand der Republik. Weshalb in dieser antifa über die aktuellen Wahlkämpfe und das ihnen gewidmete »Spezial« hinaus die Themen Neofaschismus und »Rechtspopulismus« großen Raum einnehmen. In solchen Zusammenhängen hat auch das von offiziellen Stellen im Bund und in einigen Ländern wieder einmal zunehmend und wahrheitswidrig als eigentliche Bedrohung an die Wand gemalte »Feindbild links« seinen Platz. Ausführlich gewürdigt wird in dieser Ausgabe aber auch der Widerstand gegen solche Besorgnis erregende Entwicklungen, das demokratische Engagement, das es ebenfalls und allenthalben gibt.

Zu diesem wollen wir, die Redaktion der antifa und die Autorinnen und Autoren, wie stets ein wenig beitragen. Mit Artikeln zu den Kämpfen dieser Zeit, mit dem Versuch, Hintergründe auszuleuchten und mit dem Bemühen, vor allem im Geschichts- und Kulturteil, das Aktuelle mit den Werten, Erfahrungen und Hoffnungen aus den Zeiten der Verfolgung und des Widerstandes gegen den Faschismus zu verbinden.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Juli-Aug. 2011

Am 22. Juni haben viele Antifaschistinnen und Antifaschisten in diesem Land gemeinsam mit Vertretern der Friedensbewegung, Gewerkschaftern und anderen politisch Engagierten des 70. Jahrestages des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion gedacht. Die Erinnerung an den Vernichtungskrieg im Osten wach zu halten, der 23 Millionen Sowjetbürger das Leben gekostet hat, gehört zu den genuinen Aufgaben unserer Organisation und ist vielen unserer Mitglieder ein tiefes Anliegen. Wir haben Kränze in KZ-Gedenkstätten und auf Friedhöfen niedergelegt, Zeitzeugen befragt und Ausstellungen eröffnet und dabei versucht, eigene historische Erfahrungen mit jüngeren Menschen zu teilen, für die 70 Jahre eine unvorstellbar lange Zeitspanne darstellen.

Wie vermittelt man geschichtliche Erfahrungen über mehrere Generationen hinweg? Diese Frage, die auch auf unserem Bundeskongress eine große Rolle gespielt hat, spiegelt sich in verschiedenen Facetten in dieser antifa-Ausgabe wieder. Im »Spezial« berichten junge Antifaschistinnen und Antifaschisten über ihre Reisen zu Stätten von Widerstand und Verfolgung in Europa, wir informieren höchst aktuell über die Generalversammlung der Internationalen Förderation der Widerstandskämpfer in Wien, und auch im Kulturteil beschäftigen sich mehrere Beiträge mit dem Thema. Vielleicht sind ja gerade Kultur und Kunst der Schlüssel für das Weiterleben von Erfahrungen?

Nie wieder Krieg! Diese Lehre aus dem Zeiten Weltkrieg hat aber auch ganz aktuelle Bedeutung. Angesichts immer neuer möglicher Kriegsschauplätze, auf denen deutsche Soldaten »deutsche Interessen« verteidigen sollen, informieren wir über die neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien und die Planungen der Friedensbewegung für den Herbst. Unsere nächste Ausgabe wird im September erscheinen. Der 1. September, der Antikriegstag, ebenfalls ein Datum, das aus dem Kalender von Antifaschistinnen und Antifaschisten nicht wegzudenken ist.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Mai-Juni 2011

Am 2. Und 3. April tagte in der Berlin der 4. Bundeskongress der VVN-BdA. Wie schon in der vorhergehenden Ausgabe widmen wir ihm auch diesmal breiten Raum, damit sich alle, die nicht dabei sein konnten, ein Bild von seiner Atmosphäre, den Debatten und Ergebnissen machen können. Mit dem Kongress- live-ticker auf der Website der VVN-BdA gab es in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit, den Kongressverlauf im Internet zu verfolgen. Vielleicht wird beim nächsten Kongress sogar eine Videoübertragung möglich sein, auch unsere technischen Mittel und Fähigkeiten sind ja im Wachsen begriffen.

Die Redaktion der antifa war aktiv an der Vorbereitung und Durchführung des Kongresses beteiligt. Peter Christian Walther leitete in bewährter Weise die Antragskommission, die auch diesmal viel Arbeit zu bewältigen hatte. Wir anderen standen ihm in der Kommission zur Seite. Der von der Redaktion an den Kongress gestellte Antrag »Zur weiteren Arbeit mit der Zeitung antifa«, gehörte zu jenen, die aus Zeitmangel an den Bundesausschuss verwiesen werden mussten. Einen Teil dieses Antrags konnten wir jedoch schon vorfristig, sozusagen mittels Gegenplan, realisieren. Im Bundessprecherkreis wurde nämlich der Vorschlag, eine 8-seitige kostenlose Sonderausgabe der antifa für Werbezwecke zu drucken und bei politischen Ereignissen, Demonstrationen und Festen zu verteilen, sofort aufgegriffen. Auch in diesem Frühjahr gibt es ja viele Höhepunkte und warum nicht gleich mit der Werbung neuer Abonnenten beginnen?

So haben wir also noch vor dieser Ausgabe, pünktlich zum 1. Mai, eine solche Sondernummer in 30 000 Exemplaren erstellt. Die erste Resonanz aus den Kreisverbänden war erfreulich und ermutigend, wir hoffen, dass schon am 1. Mai größere Mengen verteilt werden konnten. Vieleicht haben aber auch unsere ständigen Leser Lust, Werbung für die antifa zu machen? In diesem Fall wenden sie sich bitte an das Bundesbüro der VVN-BdA, das die Werbeexemplare kostenfrei verschickt. antifa wird über die Ergebnisse der Aktion auf jeden Fall berichten.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

März-April 2011

Nicht ganz einfach abzusehen ist derzeit, was übermorgen schon wieder passiert sein kann. Weltpolitisch, siehe Naher Osten und Afrika, und auch daheim, Stichwort Lügenbaron. Wo Tageszeitungsredaktionen immer öfter ins Schleudern kommen, müssen Macherinnen und Macher eines Zweimonats-Magazins bei jäh auftretenden Aktualitäts-Verlusten auch um ein wenig Nachsicht bitten können.

Bei aller Verlust-Gefahr: Nicht weniges ist ja dennoch von einer traurigen Vorhersehbarkeit. Der Wandel in Nahost vielleicht noch nicht ganz so, wohl aber der weitere europäische Umgang mit Flüchtlingen. »Neues Personal«, so Ulla Jelpke in dieser antifa, sei da und dort zu erwarten. Nur: »Die Namen werden nicht mehr Ben Ali, Mubarak oder Gaddafi sein – aber die von der EU gestellte Aufgabe wird bleiben: Lasst keinen durch.«

Direkt oder indirekt mit solchen Entwicklungen verbunden ist manches, was bei uns zum Thema Militarisierung nach innen und außen gehört. Sollte sich der bisher an die Spitze der dafür beabsichtigten »Bundeswehrreform« gestellte Edelmann doch noch als zu halbseiden erweisen, steht bestimmt schon jemand Gewehr bei Fuß.

Es bleibt also sicherlich richtig, auf unseren humanistischen, demokratischen, friedenspolitischen und menschenrechtlichen Orientierungen zu beharren, diese auszubauen und dafür weitere Kräfte zu gewinnen. Wenn es gegen die alten und neuen Nazis geht sowieso – Dresden war dafür wieder ein gutes Beispiel – aber auch auf all den anderen Arbeitsfeldern. Dafür in dieser antifa wieder zahlreiche konkrete Anregungen und Beispiele.

Und anstelle des gewohnten »Spezial« gibt es dieses Mal ein Interview mit den beiden Vorsitzenden der VVN-BdA zu lesen und den Leitantrag für den VVN-BdA-Bundeskongress, der Anfang April an der Humboldt-Universität in Berlin stattfinden wird. Zur weiteren Diskussion – in den Landes- und Kreisvereinigungen der VVN-BdA und mit allen Freundinnen und Freunden, die sich daran beteiligen wollen.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Jan.-Feb. 2011

Die Redaktion der antifa wünscht allen Leserinnen und Lesern ein gutes neues Jahr, verbunden mit der Hoffnung, dass die Welt 2011 vielleicht ein wenig friedlicher wird.

Die vorliegende Ausgabe wurde über den Jahreswechsel fertig gestellt, für uns hat das neue Jahr also wie immer mit produktiven Diskussionen begonnen. Sie werden schon am 8. Januar in Berlin ihre Fortsetzung finden, wenn sich die Redaktion mit Vertretern aller VVN-Landesorganisationen trifft. Wir wollen auf diesem Treffen darüber beraten, welche Schritte wir gemeinsam gehen müssen, damit unser Magazin vielleicht noch in diesem Jahr monatlich erscheinen kann. Eine erfreuliche Perspektive, für die wir jedoch auf breite Unterstützung angewiesen sein werden.

Der nächste Höhepunkt folgt ebenfalls schon im Januar. Am 31. Januar werden Redaktion und Bundessprecherkreis in der Ladengalerie der Jungen Welt in Berlin den Protokollband der VVN-BdA-Geschichtskonferenz vom April 2010 vorstellen, der im Papyrossa-Verlag erscheint. Mit dabei: Kurt Pätzold und Wolfgang Wippermann, deren Beiträge die Konferenz mit geprägt hatten. An diesem Abend stehen ihre und unsere Einsprüche gegen die aktuelle Gedenkstättenpolitik zur Diskussion.

Ein guter Einstieg für den wichtigsten Höhepunkt im Leben der VVN-BdA dieses Jahres, unseren für den 2. und 3. April nach Berlin einberufenen Bundeskongress. Er wird auch in den nächsten Ausgaben der antifa breiten Raum einnehmen. Diesmal bieten wir mit unserem »Spezial« weitere theoretische Grundlagen für die Diskussion an. Georg Fülberth und Martin Schirdewan stellen ihre Auffassungen zu der Frage, welche Bedeutung die Option faschistischer Machtübernahme in der Welt von heute noch besitzen könnte, vor. Besonders erfreulich: beide Autoren gehören unterschiedlichen Generationen an. Antifaschistische Positionen weiterzugeben heißt schließlich auch, den generationsübergreifenden Dialog zu fördern. Dieser Aufgabe werden wir uns auch 2011 stellen.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Nov.-Dez. 2010

Steffi Wittenberg wird im nächsten Jahr 85 Jahre alt, und sie ist noch immer eine engagierte Frau. Als Mitglied der Hamburger VVN-BdA organisiert sie jedes Jahr am 9. November auf dem Josef-Carlebach-Platz eine Mahnwache zum Gedenken an die Novemberpogrome. Angehörige der Jüdischen Gemeinde beteiligen sich daran, Schüler und Studenten, Gewerkschafter und Antifaschistinnen jeden Alters. Kaum jemand ist dabei, der wie Steffi Witttenberg den Tag noch selbst erlebt hat – auf der Seite der Opfer.

Der 85 jährige KZ-Überlebende Martin Löwenberg ist nicht nur in München ein bekannter Mann. Vor einigen Jahren erhielt er gemeinsam mit Esther Bejarano für sein lebenslanges antifaschistisches Wirken die Carl von Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte. Bis heute arbeitet er im Landesvorstand Bayern und im Kreisvorstand München der VVN-BdA mit. Er ist einer der wichtigsten Initiatoren von breiten Bündnissen gegen Naziaufmärsche. So auch in diesem November, wenn Neonazis zum »Heldengedenken« durch München ziehen wollen.

Noch gibt es in den Reihen der VVN-BdA Menschen wie Steffi und Martin. Sie gehören zu den letzten Überlebenden der faschistischen Barbarei, wir sind dankbar und froh, sie bis heute an unserer Seite zu haben. Doch auch, wenn keiner ihrer Generation mehr aus eigenem Erleben berichten kann, muss ihr Kampf weiter geführt und ihre Erinnerung wach gehalten werden. Primo Levi formulierte die Mahnung, die uns nicht ruhen lässt: »Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.«

Die Frage, wie Geschichtsarbeit ohne Zeitzeugen zu organisieren ist, wird ein Schwerpunkt des für April nächsten Jahres einberufenen Kongresses der VVN-BdA sein. Wir haben diese Ausgabe der antifa deshalb dem Thema Geschichte gewidmet. Um die Diskussionen auch theoretisch zu vertiefen legt Kurt Pätzold im »Spezial« seine Position zu Fragen der Faschismustheorie dar. In der nächsten Ausgabe folgen weitere Standpunkte dazu.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Sept.-Okt. 2010

Nach dem Kundus-Massaker im vergangenen September sagte eine alte Frau in Hannover zu mir: »Hätte ich jetzt einen Sohn, würde ich ihn nie als Soldaten nach Afghanistan lassen. Heute werden sie gefeiert, aber später wird man sagen, dass sie Kriegsverbrecher waren. Die Kleinen werden missbraucht und die Großen kommen ungeschoren davon. Das war schon immer so.« Ein bitteres Resümee, sein Fatalismus machte mich betroffen. Da lässt sich eine nichts mehr vormachen und lehnt sich doch nicht auf. Nicht mitmachen – wenn das denn geht – als Option der »kleinen Leute«, dem Krieg zu widerstehen. Doch wann ist das schon gegangen? Am Ende haben sie noch immer für jeden Krieg gezahlt.

71 Jahre ist es her, dass Nazideutschland Polen überfiel. Die Meldung dazu lautete: »Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen.« Eine Lüge. Der Überfall in Gleiwitz – eine Inszenierung. Und was war in Afghanistan? Oder im Irak? Die Mechanismen sind geblieben, ohne Propagandalügen funktioniert kein Krieg. Schließlich ist er kein Naturereignis, sondern muss »vermittelt« werden. Auch wenn die Leute sagen: »Das ist schon immer so gewesen«, heißt das nicht: »Es muss so sein«. Wer würde sich denn gerne opfern oder selbst zum Mörder werden – ohne Verblendung? Das erste Opfer jeden Krieges ist die Wahrheit. Ein Schwerpunktthema dieser antifa.

Auch dass die Großen immer ungeschoren bleiben, ist nicht unvermeidlich, sondern Politik. Durchgesetzt mittels Macht und Organisation. Im Blick auf die Geschichte wird es möglich, die Mechanismen zu verstehen, mit denen dieser Art Interessen durchzusetzen sind. Wie kam es eigentlich dazu, dass Nazikriegsverbrechen in Deutschland ungesühnt geblieben sind? Wer hat dafür gesorgt, wie wurde das erreicht – gegen den erklärten Willen der Alliierten? Ingo Müller geht im »Spezial« dieser Frage nach.

Und da auch unsere eigenen Aktionen gegen neue Nazis und rechte Demagogen reichlich Stoff zum Lernen bieten, finden sie wie immer ihren Platz in dieser antifa.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Juli-Aug. 2010

»Kante zeigen« will der DGB künftig noch intensiver gegen NPD und Neonazis. Immer öfter stellen sich den Faschisten größere Menschenmengen entgegen, wenn sie öffentlichen Raum für ihre menschenverachtenden Aufmärsche und Propaganda-Aktivitäten missbrauchen wollen. Darüber und zu den – sehr unterschiedlichen – Reaktionen von Behörden, Justiz und »Ordnungskräften« auf solch um sich greifende Zivilcourage einiges in dieser antifa.

Bedenklich stimmen in diesem Zusammenhang aktuelle »Lautverschiebungen« aus den Innenministerien des Bundes und einiger Länder. Faschistisches und ultrarechtes Bedrohungs- und Gewaltpotential wird in Verfassungsschutzberichten heruntergespielt wie schon lange nicht mehr, ein bedrohlicher »Linksextremismus« wieder ins Zentrum gerückt.

Zu einem Cocktail des Schreckens rühren die Autoren dieser Veröffentlichungen das gewaltfreie Wahrnehmen bürgerlicher Widerstandspflicht gegen faschistische Bedrohungen mit irgendwo brennenden Autos zusammen, suchen und finden meist irgendeine provokatorische Randerscheinung bei einem Massenprotest (auch bei gewerkschaftlichen Aktionen gegen Sparpakete und Sozialabbau), aus der sich dann mit Medienhilfe das neue alte Feindbild wieder an die Wand malen lässt.

Aktives Erinnern an Geschehenes, das sich nicht mehr wiederholen darf, ist eine der besten Methoden, solch »schrecklichen Vereinfachern« wirkungsvoll zu begegnen. Die »Stolperstein«-Initiativen – in unserem »Spezial« ausführlicher gewürdigt – haben hier wichtige Zeichen gesetzt. Manchmal kann Erinnerung besonders schmerzhaft sein, geht sie an »eigene« Wurzeln: Dazu ein Bericht von der VVN-BdA-Konferenz in Berlin über deutsche Antifaschisten im sowjetischen Exil.

Die Erinnerung wach halten und daraus, auch wenn es manchmal schwer fallen mag, die Kraft für Engagement in Gegenwart und Zukunft zu schöpfen und anderen zu vermitteln: Das wünscht die antifa-Redaktion sich selbst und allen Leserinnen und Lesern. Und einen schönen und vielleicht doch ein bisschen geruhsamen Sommer.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Mai-Juni 2010

Unsere Ausgabe erscheint unmittelbar zum 65. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg und berichtet vor allem von den vielfältigen Aktionen und Projekten, mit denen Antifaschistinnen und Antifaschisten in diesem Land an Befreier und Befreite erinnern und all jener gedenken, die den Sieg über den Faschismus mit ihrem Leben bezahlt haben. Drei große, darunter eine mehrjährige Aktion der VVN-BdA wurden in diesen Tagen abgeschlossen. Da ist der zweite Teil unserer nonpd-Kampagne, bei dem wie geplant mehr als 5000 Erklärungen von Bürgerinnen und Bürgern für ein NPD- Verbot gesammelt wurden. Die Erklärungen werden den zuständigen Politikern in Bund und Ländern in den nächsten Wochen in Form von Großbüchern übergeben.

Da war die antifaschistische Geschichtskonferenz, inhaltlicher Höhepunkt der Verbandsarbeit in diesem Jahr, die mit großem Erfolg am 24. und 25. April in Berlin durchgeführt wurde. Und da ist die neue Neofa-Ausstellung – pünktlich zum 8. Mai herausgekommen. Sie wird an diesem Tag gleich in mehreren Städten gezeigt werden, unter anderem in der Berliner Mediengalerie von ver.di.

Was am 13. Februar in Dresden gelungen ist, fand am 1. Mai seine Fortsetzung in mehreren Städten: Naziaufmärsche wurden erfolgreich blockiert, immer mehr Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich an dieser Form zivilen Protestes. Wir zeigen Fotos von den Aktionen.

Und da ist noch ein anderes, privates Jubiläum zu vermelden: Unser langjähriger Autor Kurt Pätzold, dessen Beiträge wegen ihrer intellektuellen und politischen Klarheit und ihrer sprachlichen Meisterschaft von Lesern und Machern der antifa hoch geschätzt werden, feierte am 3. Mai in Berlin seinen 80. Geburtstag. Die Redaktion gratuliert herzlich.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

März-April 2010

Unser farbiges Titelbild, gewidmet den 15.000 Demonstrantinnen und Demonstranten, die am 13. Februar erfolgreich den Naziaufmarsch in Dresden blockierten, enthält für Redaktion und Leserschaft der antifa noch eine weitere gute Nachricht: Der Bundesausschuss der VVN-BdA ist in seiner Januarsitzung unserem Vorschlag gefolgt, antifa künftig auf (etwas) besserem Papier und mit mehr Farbseiten zu drucken. Um die entstehenden Mehrkosten zu decken, müssen wir allerdings den Preis für die freien Abonnenten moderat anheben. Künftig kostet das einzelne Heft 2,50, das Jahresabo 15 Euro.

Für die Mitglieder der VVN-BdA, die antifa als Verbandszeitschrift beziehen, bleibt dagegen alles beim Alten. Wir hoffen, dass das schönere Erscheinungsbild unseres Magazins die Freude beim Lesen genauso steigern wird, wie bei Redaktion und Gestaltung die Freude am Machen.

Wichtigster Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die Vorbereitung der Geschichtskonferenz, die am 24. und 25. April in Berlin stattfinden wird. Aus Anlass des 65. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus will die VVN-BdA hier ihre Positionen in aktuelle Debatten einbringen und gemeinsam mit Wissenschaftlern und Bündnispartnern Fragen der Geschichtspolitik diskutieren. Moshe Zuckermann, Wolfgang Wippermann und Hans-Eberhardt Schultz geben mit ihren Beiträgen für das „Spezial“ einen Einstieg in die Diskussionen. Aber auch das Interview mit Ulrich Rabe zur Entnazifizierung im Osten Deutschlands ist ein Beitrag gegen das Vergessen. 20 Jahre nach Vollzug der deutschen Einheit zeigen staatsoffizielle Bemühungen, die Geschichte des „anderen“ Deutschlands zu diskreditieren, zu verfälschen und letztlich auszulöschen, deutliche Folgen.

Wir müssen uns der Aufgabe stellen, das bei den älteren Mitgliedern der VVN noch vorhandene lebendige Wissen um historische Zusammenhänge an die nächsten Generationen weiter zu geben. Fragen wir sie!

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Jan.-Feb. 2010

Die Redaktion der antifa wünscht allen Leserinnen und Lesern ein gesundes, erfolgreiches und vor allem friedliches Jahr 2010. Wir eröffnen das Jahr mit einer Ausgabe, die mit mehr farbigen Seiten und auf besserem Papier gedruckt, hoffentlich ansprechender und lesbarer daherkommt, als die bisherige, billigmöglichste Variante. Der Bundessprecherkreis hat im Dezember grünes Licht für eine solche Probenummer gegeben, damit der Bundesausschuss als Herausgeber im Januar bei der Entscheidung über den Haushaltsplan die Vor- und Nachteile einer solchen Veränderung praktisch vor Augen hat. Wir hoffen natürlich, künftig immer in der verbesserten Qualität erscheinen zu können. Zumal der Anlass, für diesen Veränderungsversuch ein erfreulicher ist: In den letzten beiden Jahren ist die Auflage der antifa stabil geblieben, obwohl ein deutlicher Teil der Leserschaft gewechselt hat. Nun wollen wir daran gehen, unsere Auflage zu steigern, unter anderem durch Gewinnung neuer Abonnenten, die nicht Mitglieder der VVN-BdA sind und hoffen dabei natürlich auch auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser.

Doch die beste Werbung für eine Zeitschrift ist immer noch ihr Inhalt.

Die Reihe der Gedenktage im 65. Jahr der Befreiung vom Faschismus wird im Januar vom Befreiungstag des Vernichtungslagers Auschwitz eröffnet. Wir haben uns entschieden, zum Gedenken daran einen Auszug aus den Erinnerungen einer Häftlingsärztin zu publizieren. Auch wenn nur noch wenige Überlebende heute selbst über ihre Erfahrungen berichten können, liegen doch Bücher und Filme vor, in denen für die Nachgeborenen authentisch Zeugnis abgelegt ist über die ungeheuerlichen Verbrechen des Faschismus.

Das Spezial dieser Ausgabe beschäftigt sich mit den Hintergründen des im Februar vor der Tür stehenden jährlichen Naziaufmarsches in Dresden. Der Bundesausschuss der VVN-BdA ruft alle Demokratinnen und Demokraten auf, sich gemeinsam den Neofaschisten in Dresden in den Weg zu stellen. Getreu der Losung: No pasaran!

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Nov.-Dez. 2009

In einer Zeit der Jahrestage, in denen die Medien täglich verschiedenster historischer Ereignisse gedenken, hat auch die Redaktion der antifa ein erfreuliches Jubiläum zu vermelden: Am 14. Oktober haben wir im Kreis von Freunden und Weggefährten in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin den 80. Geburtstag von Hans Canjé gefeiert. Hans, der erfahrene und unbestechliche Journalist, ist bis heute der antifa als Autor verbunden geblieben. Auch diese Ausgabe ist – wie fast jede – von seinen Beiträgen mit geprägt. Doch darüber hinaus hat Hans Canjé, der dreizehn Jahre lang die Redaktion der »alten« antifa leitete, für unser Magazin wichtige Grundlagen gelegt. Für all jene, die damals noch keine antifa-Leser waren, zur Erinnerung: Auf dem Vereinigungskongress von Ost- und West VVN-BdA im Jahr 2003 war beschlossen worden, auch die Zeitungen beider Organisationen (die antifa aus dem Osten und die antifa-rundschau aus dem Westen) zusammenzuführen und als antifaschistisches Magazin unter dem Namen antifa mit einer gemeinsamen Ost-West-Redaktion herauszugeben. Womit wir bei dem zweiten Jubiläum wären. Vor fünf Jahren, am 75. Geburtstag von Hans Canjé haben wir als neue Redaktion den Stab von ihm übernommen und seitdem mehr als dreißig Ausgaben zusammen produziert. Der Kern der Redaktion ist dem Projekt treu geblieben, Peter Altmann verantwortet unterdessen »nur« noch die Länderseiten von Hessen, dafür ist Dr. Axel Holz aus Mecklenburg-Vorpommern »nachgerückt«. Die Ost-West-Quote haben wir gehalten, denn unsere unterschiedlichen Erfahrungen und Sichten sind eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für die gemeinsame Arbeit. Wenn wir im Dezember zu unserer turnusmäßigen Redaktionskonferenz in Berlin zusammenkommen, wird auch Nils Becker (28) erstmals dabei sein. Seit einem Jahr ist er unser Gestalter. Sein Opa Achim Becker war Redakteur der »alten« antifa.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Sept.-Okt. 2009

Auf Seite 3 dieser antifa veröffentlichen wir einen offenen Brief unseres langjährigen Autors Alfred Fleischhacker an Bundesverteidigungsminister Jung, in dem er die Ablösung des Chefredakteurs des Bundeswehrmagazins »Y« fordert. In der September-Ausgabe dieser Zeitschrift waren unter der Überschrift »Köpfe des Terrors« am Computer produzierte Bilder von Taliban- und Al Qaida-Führern abgedruckt worden, die in der Art der Darstellung und wohl auch in der beabsichtigten Wirkung in der Tradition des faschistischen Hetzblattes »Der Stürmer« stehen.

Als wir uns entschieden, diesen Brief zum Aufmacher unserer Ausgabe zum Weltfriedenstag zu machen, wussten wir noch nicht, dass die Bundeswehr kurz darauf in Afghanistan einen verbrecherischen Luftangriff mit mehr als 150 Toten zu verantworten haben würde. Und doch passt auch das zusammen. In Kriegen wurde schon oft das Töten auch damit legitimiert, dass der Feind vorher zum »Untermenschen« erklärt wurde.

Heute, 70 Jahre nach dem Überfall auf Polen, steht die Bundesrepublik Deutschland in Afghanistan im Krieg. Wenn Bundeskanzlerin Merkel in Gdansk von Gnade und Wunder sprach und davon, »die Zukunft im Bewusstsein unserer immerwährenden Verantwortung (zu) gestalten«, dann kann diese Verantwortung doch nur darin bestehen, die deutschen Truppen sofort aus Afghanistan abzuziehen und bei den Verbündeten darauf zu dringen, dass sie diesem Beispiel folgen. Freiwillig wird die Bundesregierung diesen Schritt allerdings kaum gehen. Es bedarf eines deutlich größeren Drucks als bisher, damit sie dem Willen der Mehrheit in diesem Land folgt.

In unserem »Spezial« mit dem Titel »Neu aufgestellt« fordert Ulrich Sander das Zusammenführen der Bewegungen für Frieden und Demokratie. Und auch der für soziale Gerechtigkeit, müsste man ergänzen: Eingriffe in die demokratischen Rechte und Konzepte wie die flächendeckende »zivilmilitärische Zusammenarbeit im Inland« haben auch mit der Verschärfung der sozialen Widersprüche zu tun. Aus der Geschichte zu lernen, kann nur heißen, sich solchen Entwicklungen entgegenzustellen.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Juli-Aug. 2009

Auch ein erinnernswerter Jahrestag in diesem an »runden« Jubiläen so reichen Jahr: Am 31. Juli vor 50 Jahren hatte das damalige Präsidium der VVN bei der erst seit einigen Monaten neu bestehenden Zentralen Stelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg eine Anzeige gegen den amtierenden Vertriebenenminister Theodor Oberländer eingereicht. Was damit losgetreten wurde, wie die Affäre weit über die Bundesrepublik hinaus Wellen schlug, wie letztlich durch den »Fall Oberländer« das Verbotsverfahren gegen die VVN zuerst noch einmal angeschoben wurde, dann aber Anfang der 60er-Jahre in einem Fiasko für die Betreiber endete, lässt sich im »Spezial« dieser antifa nachlesen.

Die ganze Sache wieder einmal publik zu machen, ist gerade in diesen Monaten, in denen die Medienwelt hin- und herpendelt zwischen Geschichtsversessenheit und Geschichtsvergessenheit – je nach gefühltem Bedarf in den aktuellen politischen Auseinandersetzungen – sicherlich für manche Fragen hilfreich. Wie immer findet sich auch sonst in dieser Ausgabe viel »Historisches«, das aber meist – ob es um die Aufhebung der »Kriegsverräter«-Urteile geht, um die Entschädigung der Opfer von Wehrmachts- und NS-Verbrechen in Europa und die Aufarbeitung dieser Verbrechen, um deutsch-polnische Verhältnisse und um vieles mehr – einen unübersehbaren Gegenwartsbezug hat. Andererseits hat manch Gegenwärtiges auffällige »Rückwärts-Bezüge«: Der neue »Tapferkeits«-Orden für Bundeswehrsoldaten lässt nicht nur wegen seines Eichenlaub-Dekors manches assoziieren.

Gerne wird dieses Jahr 2009 auch ein »Superwahljahr« genannt. Wegen der Fülle unterschiedlicher Wahlen bis zur Entscheidung über einen neuen Bundestag Ende September. Qualitativ zeigt es sich bislang eher weniger »super«, betrachtet man die Wahlergebnisse europaweit und in vielen bundesdeutschen Kommunen. Auch dazu gibt es einiges an Materialien in diesem Heft. Unterstrichen wird dadurch, wie aktuell die Forderung nach einem NPD-Verbot bleibt – und wie notwendig es darüber hinaus ist, Neofaschisten, Rechtspopulisten und anderen rechten Demagogen in breiten Bündnissen entgegenzutreten.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Mai-Juni 2009

Diese Ausgabe erscheint am 8. Mai, dem 64. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg. Ein Tag des Gedenkens für Antifaschistinnen und Antifaschisten in vielen Ländern und ein Grund zu feiern für all jene, denen eine Welt des Friedens und der Freiheit am Herzen liegt. Wie schon seit Jahren wird die Berliner VVN-BdA gemeinsam mit anderen antifaschistischen Gruppen am Treptower Ehrenmal der gefallenen Sowjetsoldaten gedenken und diesmal zudem am 9. Mai ein deutsch-russisches Fest zum Tag des Sieges ausrichten. Sein Motto: »Wer nicht feiert, hat verloren!« Das Titelbild unserer Zeitschrift zeigt einen Ausschnitt aus dem Plakat für diese Veranstaltung.

Im Interview berichtet Hanna Podymachina darüber, wie sie als Berliner Mädchen mit ihren Eltern in die Sowjetunion emigrierte und als Offizier der Sowjetarmee zurückkehrte.

Der Sieg über den Faschismus war die Grundlage für all jene Entwicklungen, derer in diesem Jahr in der Bundesrepublik gedacht wird. Als erstes rundes Datum fällt in den Monat Mai der 60. Jahrestag der Annahme des Grundgesetzes. Was bedeutet es für Antifaschisten gestern und heute? Wo stehen wir in Bezug auf die Verwirklichung der Grundrechte? Wie kann die Lücke zwischen deklarierter Verfassung und politischer Realität geschlossen werden? Wir versuchen, unterschiedliche Ansätze für Antworten aufzuzeigen: mit einem Beitrag des Publizisten Lorenz Knorr, mit dem Nachdruck eines Artikels von Wolfgang Abendroth zum 25. Jahrestag des Grundgesetzes und vor allem mit dem »Spezial«, in dem Heinrich Hannover über seine Erfahrungen als Anwalt in politischen Prozessen der BRD berichtet.

Der vor fünfunddreißig Jahren erschienene Beitrag Wolfgang Abendroths zeigt auf besondere Weise, was es am Grundgesetz bis heute zu verteidigen gilt und wie aktuelle Kräfte- und Interessenkonstellationen zu jeder Zeit Interpretation und Umsetzung von Recht bedingen. Eine dialektische Sicht auf Geschichte und Gesellschaft, sehr unterschieden vom heute propagierten Geschichtsbild.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

März-April 2009

Der Fotograf Richard Peter, der das zerstörte Dresden unmittelbar nach den Bombardements im Februar 1945 mit seiner Kamera festhielt, war ein Antifaschist. Er kam aus der »Arbeiterfotografie«-Bewegung und verstand, was er damals aufnahm und 1949 in einem Bildband veröffentlichte, als »Nie-wieder-Krieg«-Appell. Er verstand es aber auch als Anklage gegen die eigentlichen Verursacher dieses Infernos. Einen davon hatte er in seiner Bilderserie symbolisch herausgestellt: Ein Bild zeigt Kopf und Oberkörper eines toten Uniformierträgers im Ruinenschutt. Der Mund des skelettierten Schädels ist weit aufgerissen. Am Jackenärmel trägt die Leiche eine Hakenkreuzbinde.

1955 nimmt Bertolt Brecht das Thema noch einmal auf und schreibt in seiner »Kriegsfibel« zu einem anderen Dresden-Trümmerfoto von Peter: »Das sind die Städte, wo wir unser Heil! / Den Weltzerstörern einst entgegenröhrten. / Und unsre Städte sind auch nur ein Teil / Von all den Städten, welche wir zerstörten.«

In Dresden besonders, aber auch andernorts, versuchen Neofaschisten anzuknüpfen an Umdeutungen von Ursachen und Wirkungen, an Umwertungen von Täter- und Opferrollen, die nicht nur am rechten Rand der Gesellschaft stattfinden. Der Schritt von der aus deren Mitte gekommenen »Wir-waren-doch-alle-Opfer«-Weinerlichkeit zum neofaschistischen Begriffsmonster »Bombenholocaust« ist kein besonders großer.

Nicht selten stößt Widerstand gegen solche Vorstöße – dafür in dieser antifa eine Reihe von Beispielen – an juristische, polizeiliche oder andere administrative Barrieren, die manch »offiziellen« Aufruf an Bürgerinnen und Bürger, doch Zivilcourage gegen rechts zu zeigen, ad absurdum führen. Viele Beispiele zeigen aber auch, dass man sich davon nicht verdrießen lassen darf, sondern dass es sich lohnt, den Rechtstrends möglichst breit und vielfältig zu begegnen. In diesem Sinne wollen auch die umfangreichen Geschichts- und Gedenkthemen und die Kulturbeiträge in diesem Heft verstanden sein: als konkrete Hilfestellungen für ein solches Bemühen.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Nov.-Dez. 2008

Vor 70 Jahren, am 9. November 1938, gaben die Faschisten mit der Inszenierung landesweiter Pogrome den Startschuss zu der von ihnen geplanten systematischen Vernichtung der Juden. Der Entrechtung, die schon 1933 begonnen hatte, folgte nun der offene Terror. Neben der Zerstörung von Synagogen, Einrichtungen und Geschäften wurden tausende jüdische Männer in KZs verschleppt. Das Signal war eindeutig: Von nun an ging es nur noch um das nackte Überleben. Doch wohin sich retten? In dieser Situation beschloss die englische Regierung, 10.000 jüdischen Kindern aus Deutschland Asyl zu gewähren. Bereits drei Wochen nach den Novemberpogromen rollte der erste Zug von Berlin nach London. Viele der Kinder waren später die einzigen Überlebenden ihrer Familien. Alfred Fleischhacker, langjähriger Autor der antifa, gehörte zu ihnen. Er berichtet im Gespräch von seinen Erinnerungen.

Gerade diese historischen Erfahrungen sollten die Bundesrepublik Deutschland eigentlich zu einem mustergültigen Asylland machen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die gezielte Abschottung der Festung Europa wird auch hier rigoros betrieben. Opfer dieser Politik sind immer wieder auch Kinder, denen ihre in der UN Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Rechte vorenthalten werden. Für die im November in Potsdam stattfindende Konferenz der Innenminister ruft deshalb ein breites Bündnis zu Protesten auf. »Jugendliche Ohne Grenzen« und das Aktionsprogramm »Hiergeblieben« erläutern, worum es konkret geht.

Das »Spezial« dieser Ausgabe widmet sich diesmal einem Thema, das in der Arbeit unseres Verbandes immer eine bedeutende Rolle spielte: Entschädigung. Mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Krieges erinnert sich Dr. Ulrich Rabe an seine Arbeit im OdF-Ausschuss einer sächsischen Kleinstadt. Die Bundessprecher Ulrich Sander und Gerhard Fischer erläutern historische, politische und juristische Aspekte der Entschädigungsproblematik, die auch weiter ein wichtiges Arbeitsfeld der VVN-BdA bleiben wird.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Sept.-Okt. 2008

Die Menschenrechte sind eines der Schwerpunktthemen dieser antifa. Das steht uns gut an – nicht zuletzt, weil sich am 10. Dezember 2008 die Verkündung der »Universal Declaration of Human Rights«, der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen, zum 60. Mal jähren wird. Aber auch, weil diese Deklaration aus dem Jahr 1948 nicht zu denken war und ist ohne das damals soeben Vergangene. Ohne den deutschen Faschismus, der mit massenmörderischen Verbrechen und Krieg die Welt überzogen hatte.

Daran soll im Vorgriff auf den Jahrestag der UN-Erklärung erinnert werden. An den antifaschistischen Grundgehalt, der dieser Deklaration und der ganzen Menschenrechtsfrage innewohnt. Gerne wird das heute beim politischen und medialen Menschenrechtswirbel ignoriert, den wir in den letzten Monaten oft erleben konnten und der recht selektiv angetrommelt wurde und wird, wenn es gilt, die nach US- oder EU-Lesart »Guten« von den »Bösen« zu scheiden. Wir meinen nach wie vor, dass Grund- und Menschenrechte, ihr Schutz, ihre Verteidigung, ihr Ausbau viel zu tun haben mit antifaschistischer Politik hier und heute, mit den Lehren aus der Vergangenheit und einer besonderen Verantwortung, die wir in diesem Land haben. Dazu gehören ganz aktuell: das Asylrecht und der Umgang mit Flüchtlingen, die Diskriminierung von Menschen und Menschengruppen wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, sexuellen oder weltanschaulichen Orientierung nicht nur durch Neonazis. Und auch ein geschärfter Blick für Foltersysteme, nicht selten in Ecken dieser Welt, wo man sie eher nicht vermutet hätte. Vor allem aber der Umgang mit und die Betreuung von Folteropfern, die bei uns Zuflucht gefunden haben.

Mit all dem – mit Menschen-, Grund- und Freiheitsrechten, Illusionen, Fort- und Rückschritten – befasst sich auch unser »Spezial«: »1968«, um das sich in diesem Jubeljahr manch seltsamer Mythos rankt, wird von einem, der den Weg dorthin freischaufeln half, auf reale Resultate abgeklopft.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Juli-Aug. 2008

Der Sommer hat begonnen, doch von Pause oder gar einem »Sommerloch« kann keine Rede sein. Im Augenblick läuft die Arbeit in der VVN-BdA noch auf Hochtouren. Der am 24./25. Mai in Berlin durchgeführte 3. Bundeskongress hat eine Riesenarbeit geleistet und zugleich Berge von Aufgaben hinterlassen. Er war ein ein wirkliches Arbeitstreffen, Eindrücke, Ergebnisse aber auch Schwachstellen des Kongresses versuchen wir in dieser Ausgabe zu dokumentieren. Wie immer war der Raum für Diskussionen zu klein, trotz der beiden Auszeiten, die die Delegierten zusätzlich während der Antragsdiskussion für kurze Debatten einlegten.

Gerade dies zeigte, wie groß das Interesse an inhaltlicher Diskussion ist und wie notwendig sie wäre. Das Redaktionsteam der »antifa«, am Kongress als Teil der Antragskommission höchst aktiv beteiligt, hat sich jedenfalls vorgenommen, mehr Beiträge mit kontroversen Standpunkten zu veröffentlichen. Auch wenn die zweimonatliche Erscheinungsweise Diskussionen nicht gerade beflügelt: die in der letzten Ausgabe begonnene Debatte wird in dieser Nummer fortgesetzt.

Geschichts-, Gedenkstätten- und Gedenkpolitik rücken zunehmend in den Fokus antifaschistischer Arbeit, auch das bestätigte der Kongress nachdrücklich. Mit dem »Spezial« dieser Ausgabe greifen wir eine Idee auf, die der Verein »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 1939« im vergangenen Jahr verwirklichte. Wer, wenn nicht wir, soll sich mit den Widersprüchen, Schwächen und Fehlern der antifaschistischen Bewegung auseinandersetzen? So nutzte der Verein sein traditionelles Sommertreffen zur Durchführung eines Kolloquiums über Widersprüche innerhalb der linken Bewegung im Spanischen Bürgerkrieg. Mit der Veröffentlichung von Auszügen aus dem Vortrag von Dr. Werner Abel wollen wir diese Diskussion noch einmal aufnehmen und zugleich das Forum für sie verbreitern.

Und weil uns der Sommer vielleicht doch bald eine Pause beschert, gibt es in dieser Ausgabe besonders viele Buchbesprechungen. Vielleicht ist ja die eine oder andere Urlaubslektüre dabei.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Mai-Juni 2008

Vor 75 Jahren gab es im Mai den deutschen Faschismus an der Macht. Den Sturm auf die Gewerkschaftshäuser, die Zerschlagung der organisierten Arbeiterbewegung, den damit verbundenen Ausbau des Systems der Konzentrationslager, die ersten größeren Boykott- und Pogromaktionen gegen Juden, die Bücher-Scheiterhaufen…

Zwölf Jahre später dann dieser Mai der Befreiung mit seinen bis heute weltweiten Feiern an den Stätten der Verfolgung und denen des Sieges über das Regime, das Terror und Vernichtung über die Menschheit gebracht hatte. Zu all dem steht einiges in dieser antifa, Vergangenheitsbezogenes wie Aktuelles.

Brandaktuell oft: Auch die Nazis erinnern wieder gerne an »ihre« Jahrestage. Am liebsten wie einst auf der Straße. Das dürfen die, sagen meist die Gerichte und die Polizei sorgt dann dafür, dass sie nicht allzu arg gestört werden.

Mehr und mehr führt das zu komplizierten Situationen. Auch, weil eine doch beachtliche Zahl von Bürgerinnen und Bürgern schon meint, dass die NPD eigentlich verboten gehört und Naziaufmärsche zu unterbinden seien. Über Nazi-provokationen und Gegenwehr stehen Beiträge auf den folgenden Seiten.

Auf den Seiten 8 und 9 dieser antifa geht es um die (Wieder?-)Eröffnung einer Debatte darüber, was Antifaschismus sein könnte und müsste. Vielleicht ein Vorgriff auf Dispute beim Bundeskongress der VVN-BdA am 24./25. Mai im ver.di-Haus in Berlin.

Dort findet der nun schon dritte Kongress der Organisation seit ihrer »Ost-West-Vereinigung« statt und nicht nur bei den Anträgen fällt auf, wie wenig dieses »Ost« oder »West« noch eine Rolle spielt.

Konkretes »Material zum Bundeskongress der VVN-BdA« gibt es auf den Seiten 13 bis 16, die sonst unserem »Spezial« vorbehalten sind. Im Wortlaut finden sich dort auch der politische Leitantrag des Bundesausschusses, ein Antrag zum Thema Gedenkstättenpolitik und Beschlussvorlagen zu Organisationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit der VVN-BdA.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

März-April 2008

Landauf, landab entwickeln sich unterschiedlichste Bündnisse, Initiativen und Aktionen gegen neofaschistische Umtriebe und rechtsradikales Gedankengut. Antifa dokumentiert in dieser Ausgabe originelle Ideen, praktische Erfahrungen und neue Einsichten im Kampf gegen den Neofaschismus. So wie in Dortmund oder Lübthen, in Bad Lauterberg, Gräfenberg oder Rüsselsheim, engagieren sich vielerorts in der Bundesrepublik Bürgerinnen und Bürger in Bündnissen gegen rechtsradikale Anmaßungen und Bedrohungen. Ist der Stern der Neofaschisten also am Sinken? Die Wahlergebnisse der Landtagswahlen von Hessen, Niedersachsen und Hamburg lassen es beinahe vermuten. Zumindest der von der NPD propagierte „Kampf um die Parlamente“, konnte erst einmal gestoppt werden (und die DVU in Hamburg gleich mit). Doch auf den Straßen und in den Köpfen bleibt weiter viel zu tun. Nach wie vor fehlt es der offiziellen Politik an Entschiedenheit im Kampf gegen Rechts. Seit einem Vierteljahr liegen die mehr als 175.000 Unterschriften, die die VVN-BdA für ein neues NPD-Verbotsverfahren gesammelt hat, dem Petitionsausschuss des Bundestages vor. Ohne Reaktion. Das Thema ist aus den Medien verschwunden und die Innenminister beschäftigen sich, als kleinster gemeinsamer Nenner, mit den Finanzen der NPD. Dafür wird der Bundestag demnächst wieder über eine Fortschreibung des Gedenkstättenkonzeptes beraten, die vor allem eines ist: eine regierungsamtliche Fortschreibung der Totalitarismusdoktrin.

Kein Grund also für Antifaschistinnen und Antifaschisten, sich zurückzulehnen. Im Gegenteil! Dem Ende Mai in Berlin stattfindenden Bundeskongress der VVN-BdA steht ein großes Arbeitspensum bevor. Neben der Analyse der politischen Situation wird es hier auch um die Festlegung der Aufgaben für die nächsten Jahre gehen. Brauchen wir nach der erfolgreichen Kampagne für ein NPD-Verbot eine neue bundesweite Aktion? Und welche könnte dies sein? Erfahrungen sind gefragt. Mit Blick auf den Kongress wollen wir in dieser Ausgabe einen Beitrag zu ihrem Austausch leisten.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Jan.-Feb. 2008

Das Jahr 2008 hat begonnen. Es steht im Zeichen der Erinnerung an das unheilvolle Jahr 1933, in dem mit der Machtübertragung auf Adolf Hitler am 30. Januar das schrecklichste Kapitel deutscher Geschichte eingeleitet wurde. Unser Autor, Professor Kurt Pätzold, umreißt in seinem Beitrag einige Probleme und geschichtliche Lehren, die sich für Antifaschistinnen und Antifaschisten heute mit den Ereignissen vor 75 Jahren verbinden. An vielen Orten der Bundesrepublik werden aus Anlass der Errichtung der Nazi-Diktatur Kundgebungen, Demonstrationen und Veranstaltungen stattfinden, der Bundesverband der VVN-BdA lädt für den 28. Februar nach Berlin zu einer Podiumsdiskussion ein. Passend zum Thema erinnern wir im Kulturteil der Ausgabe an Hans und Lea Grundig, die unter widrigsten Umständen trotz Verfolgung und tödlicher Bedrohung ihre künstlerische Arbeit fortsetzten. Es entstand ein einzigartiges gemeinsames Werk, das die Schrecken der nazistischen Barbarei in bildmächtigen Metaphern der Nachwelt übermittelte. Hans Grundig ist heute der wohl am meisten unterschätzte deutsche Maler des 20. Jahrhunderts.

Dass die Geschichte auch in diesem Jahr ein Feld politischer Auseinandersetzung bleiben wird, dokumentieren wir mit unserem »Spezial«. Heinrich Fink, Detlef Kanappin und Adam König widmen sich jeweils aus ihrer Sicht dem Entwurf der Fortschreibung des Gedenkstättenkonzepts der Bundesregierung, der im November im Kulturausschuss des Bundestages behandelt wurde. Die große Koalition schickt sich an, nunmehr zu vollenden, was der CDU noch vor einigen Jahren nicht gelungen ist – ein Gedenkstättengesetz durchzubringen, das unter der These von den »beiden deutschen Diktaturen« die DDR mit dem faschistischen Regime gleichsetzt. Dagegen gilt es, Widerstand zu organisieren. In diesem Sinne wünscht die Redaktion allen Antifaschistinnen und Antifaschisten Tatkraft, Mut und Lebensfreude für die vor uns liegenden Aufgaben.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Nov.-Dez. 2007

Am 27. September verstarb Kurt Julius Goldstein, Ehrenpräsident unseres Verbandes und des Internationalen Auschwitzkomitees, Interbrigadist, Auschwitz- und Buchenwaldhäftling, bis zu seinem Tod ein unnachgiebiger Streiter für eine gerechtere Welt. Auf einer bewegenden Trauerfeier haben sich Freunde und Kampfgefährten von ihm verabschiedet. Er wurde auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin Friedrichsfelde beigesetzt. Aus Anlass seines 93. Geburtstages gedachten wir seiner am 3. November noch einmal mit einer literarisch-musikalischen Matinee in Berlin. Die Gedenkreden der Trauerfeier, gehalten von Kurt Pätzold und Heinrich Fink, sind als Broschüre über die Bundesgeschäftstelle erhältlich, antifa dokumentiert einen Auszug der Rede von Kurt Pätzold auf den Verbandsseiten.

An Menschen zu erinnern, deren Leben vom Kampf gegen den Faschismus geprägt wurde, ist ein besonderes Anliegen dieser Ausgabe. Am 9. November 1938 leiteten inszenierte Pogrome das ein, was die Faschisten später als »Endlösung der Judenfrage« bezeichneten: die industrielle Vernichtung von mehr als drei Millionen europäischer Juden, das größte Verbrechen der bisherigen Menschheitsgeschichte. Zu den Mythen der Geschichte gehört, dass sich die Opfer dieses Verbrechens widerstandslos ihren Mördern ergeben hätten. Dabei beteiligten sich unzählige Menschen jüdischer Herkunft in vielen Ländern aktiv am antifaschistischen Kampf. Bis heute gibt es sie auch in den Reihen unseres Verbandes, ihre Schicksale ähneln in manchem dem von Kurt Goldstein.

Die Fotografin Gerda Taro, der Brandenburghäftling Günter Nobel, der Schriftsteller Rudolf Hirsch und der amerikanische Interbrigadist Moe Fishman, sie alle kamen aus Familien mit jüdischen Wurzeln. Ihr Leben und ihre politischen Entscheidungen wurden mit davon bestimmt. Ebenso wie das Leben von Professor Eberhard Rebling, der vor einigen Wochen, mit dem Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern« geehrt wurde für die Rettung jüdischer Menschen in Holland, seinem Exilland. Wir sind stolz darauf, ihn in unseren Reihen zu wissen.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Sept.-Okt. 2007

N24 wollte es wissen und beauftragte EMNID, es herauszufinden. Am 28. August verkündete der Sender das Ergebnis der Umfrage: Eine klare Mehrheit der Bundesbürger ist für eine Neuauflage des NPD-Verbotsverfahrens. 66 Prozent sprechen sich dafür aus, das Bundesverfassungsgericht erneut anzurufen; nur 23 Prozent sind dagegen. Ebenso deutlich wird der Rechtsradikalismus als ein Problem des ganzen Landes und nicht nur der neuen Länder empfunden: Nur 19 Prozent sagen, rechtsradikale Tendenzen gebe es vor allem in Ostdeutschland. 77 Prozent meinen, das Problem bestehe in Ost und West gleichermaßen.

Ohne Zweifel hat die nonpd-Kampagne der VVN-BdA Anteil daran, das Problem überhaupt wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen. Seit sieben Monaten sammeln Antifaschistinnen und Antifaschisten bundesweit Unterschriften für die Forderung nach einem neuen Verbotsverfahren und stehen dabei zugleich als Diskussionspartner für die Frage zur Verfügung, warum die Neonazis in diesem Land immer mehr an Boden gewinnen und was dagegen getan werden kann. Der demagogischen Floskel mancher Politiker, man müsse die Neonazis vor allem politisch bekämpfen, kann man nur eine Forderung entgegensetzen: Fangt sofort damit an, Möglichkeiten gibt es genug!

Unbestritten würde ein Ausbau der Demokratie und ihre Verankerung im Alltag der Bürger den Feinden der Demokratie am ehesten das Wasser abgraben. Mit dem Abbau der Grundrechte geht die Politik jedoch den entgegengesetzten Weg. In unserem Spezial untersucht die Rechtsanwältin Gabriele Heinecke, wie die Gesetzgebung der letzten Jahre verfassungsmäßige Grundsätze untergraben und ausgehöhlt hat. Nicht zuletzt steht die Beteiligung der Bundeswehr an Militäreinsätzen überall in der Welt im absoluten Gegensatz zu den Idealen des Grundgesetzes. Dem entschieden entgegenzutreten, bleibt Aufgabe aller Antifaschistinnen und Antifaschisten. Nicht nur am Antikriegstag.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Juli-Aug. 2007

In der Januar-Ausgabe der antifa haben wir an dieser Stelle dazu aufgerufen, die Kampagne der VVN-BdA für ein Verbot der NPD zu unterstützen. Damals ahnten wir noch nicht, was sich jetzt, ein halbes Jahr später, erwiesen hat: Unsere Kampagne ist ein Selbstläufer geworden, sie trifft den Nerv unglaublich vieler Menschen, die sich angesprochen fühlen, selbst etwas gegen Nazis zu tun. Auch mit ihrer Unterschrift unter den Brief der Erstunterzeichner. Jeder, der die Zahl der Unterschriften auf der Kampagne-website verfolgt weiß, dass wir das angestrebte Ziel, dem Bundestag am 9. November 100.000 Unterschriften zu übergeben, deutlich überbieten werden.

Unser „Spezial“ dokumentiert, wie in einigen Kreisverbände der VVN-BdA die Kampagne mit Leben erfüllt wird. Wir hätten die ganze Ausgabe mit solchen Berichten, auch aus vielen anderen Gegenden der Bundesrepublik, füllen können. Vielleicht dienen sie als Anregung für weitere Aktionen in den nächsten Monaten. Auf den Verbandsseiten berichten wir über den Beschluss des Bundesausschusses der VVN-BdA zur Weiterführung der Kampagne. Einer der künftigen Schwerpunkte wird darin bestehen, das Gespräch mit den Adressaten unseres Aufrufs, den Bundestagsabgeordneten, zu suchen. Und zwar dort, wo man sie in der Parlamentspause antreffen kann: in ihren Wahlkreisen.

Die Redaktion der antifa hat sich Anfang Juli in Berlin mit dem Bundessprecherkreis getroffen. In einem intensiven Meinungsaustausch ging es unter anderem um die Frage, wie unser Magazin eine noch größere Verbreitung, vor allem auch in den neuen Bundesländern, finden kann. Trotz steigender Kosten für Papier und Vertrieb wollen wir den Preis für die Zeitung, für Mitglieder und Abonnenten nicht erhöhen. Gerade deshalb ist es notwendig, die Zahl unserer Leser zu vergrößern. Daher unsere Bitte: antifa gehört auf mit auf jeden Infotisch und sollte auch beim Unterschriftensammeln nicht fehlen. Nach wie vor erhalten die Landesbüros von jeder Ausgabe kostenlose Werbeexemplare.

Editorial

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Mai-Juni 2007

Befreiung von Faschismus und Krieg im Mai vor 62 Jahren. Jubel überall in Europa. Unser Titelfoto zeigt eine Straßenszene aus Bukarest.

Viele Beiträge in dieser antifa belegen, wie aktuell der Schwur der befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald bis heute geblieben ist. Und wie er, Franz von Hammerstein berichtet darüber, den Lebensweg ehemaliger Widerstandskämpfer und Verfolgter unterschiedlichster Weltanschauung fürderhin geprägt hat.

Neofaschistische Provokationen und Gewalttaten, Versuche von ganz rechts, den Geschichtsdiskurs zu prägen, Demokratieabbau, Bundeswehreinsätze im Ausland und künftig auch im Inland, Angriffe auf Grundgesetz und Bürgerrechte unter dem Vorwand, so den Terrorismus zu bekämpfen: kein Mangel an Warnsignalen. Zur Diskussion über Strategien, wie solchen Entwicklungen begegnet werden kann, will das antifa-Spezial von Kurt Pätzold anregen.

Und es gibt auch vieles zu vermelden, das Mut zu weiterem Engagement macht: die bisherige Bilanz unserer nonpd-Kampagne etwa oder die (Teil-)Erfolge vor Gericht gegen die Kriminalisierung von Antifaschistinnen und Antifaschisten.

editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

März-April 2007

In dieser Ausgabe widmen wir uns vor allem zwei Themen. Dem 60. Jahrestag der Gründung unseres Verbandes und der Kampagne »NPD-Verbot jetzt!«, die durch die VVN-BdA im Januar republikweit eröffnet wurde. Und tatsächlich verknüpfen sich in diesen beiden, 60 Jahre auseinanderliegenden, Ereignissen politische Ansprüche und Erfahrungen mehrerer Generationen deutscher Antifaschistinnen und Antifaschisten. Als sich die Überlebenden nazistischer Verfolgung vor 60 Jahren zu einer eigenen Organisation zusammenschlossen, wollten sie die Erfahrungen ihres Kampfes und ihrer Verfolgung in ein antifaschistisches und demokratisches Deutschland einbringen. Niemals wieder sollten Faschisten Einfluss oder gar Macht bekommen. In Deutschland nicht und auch nicht in Europa. Die Gründer unseres Verbandes kamen aus unterschiedlichen politischen Lagern, unter ihnen waren Christen und Kommunisten, genauso wie jüdisch Verfolgte und bürgerliche Demokraten. Mit einigen wenigen Kurzbiografien erinnern wir in unserem »Spezial« an die Generation unserer Gründermütter und Gründerväter. Dass viele ihrer politischen Ziele bis heute nicht verwirklicht wurden, hätten diese sicher nicht erwartet. Aktuell geblieben ist aber auch die Hauptlehre ihres Kampfes: Gegen Faschisten muss man ein breites Bündnis schmieden!

Genau das wollen wir mit unserer Kampagne für ein neues Verbotsverfahren gegen die NPD erreichen. Die ersten Reaktionen auf unsere Aktion sind außerordentlich ermutigend. Dazu gehören natürlich auch Bündnispartner in den Gewerkschaften. So haben wir uns über die klaren Worte von Annelie Buntenbach im antifa-Gespräch sehr gefreut. Doch auch andere Organisationen, unter anderem der Bundesausschuss der Falken, versicherten uns bereits ihre Unterstützung. Die ersten 100.000 Exemplare unserer antifa-Sonderaugabe zur Kampagne sind verschickt und werden jeden Tag verteilt. Die NPD hat uns daraufhin eine Klage angedroht. Die geforderte Unterlassungserklärung habe ich nicht unterzeichnet.

Editorial

geschrieben von Regina Girod

5. September 2013

Jan.-Feb. 2007

Das neue Jahr hat begonnen – Anlass für die Redaktion, die in dieser Zusammensetzung seit zwei Jahren für die antifa verantwortlich zeichnet, Danke zu sagen. Zuerst natürlich unseren Lesern, die dafür gesorgt haben, dass die Auflage in dieser Zeit annähernd konstant geblieben ist. Wir sind froh über die vielen Rückmeldungen, die wir zu jeder Ausgabe erhalten. Als ehrenamtlich arbeitendes Gremium ist es uns nicht immer möglich, alle Zuschriften auch zu beantworten. Mit der Einrichtung der Leserbriefseite haben wir versucht, etwas von den Meinungen, die uns erreichen, widerzuspiegeln. Besonders wichtig finden wir es, regelmäßig Beiträge auch aus den Landesverbänden der VVN- BdA zu publizieren, die sich nicht an den Verbandsseiten beteiligen. Hier würden wir gern noch mehr Angebote erhalten. Der größte Erfolg aber wäre für es uns, wenn in diesem Jahr der Durchbruch geschafft würde, antifa auch in den östlichen Landesverbänden zur Mitgliederzeitung zu machen. Die Redaktion ist gern bereit, auf Foren und Veranstaltungen in diesen Ländern Rede und Antwort zu allen Modalitäten zu stehen.

Der zweite Dank gilt natürlich unseren Autoren, viele von Ihnen, wie Hans Canje, der die Redaktion mehr als zehn Jahre lang führte, sind uns schon lange verbunden. An dieser Stelle möchten wir unserem langjährigen Autor Gerhard Leo, herzliche Genesungswünsche übermitteln. Für uns ist es aber auch immer wieder spannend und anregend, neue Autoren kennen zu lernen. In dieser Ausgabe hat Klaus Polkehn das erste mal für uns geschrieben. Wir hoffen auf weitere Beiträge aus seiner Feder.

Ende Januar werden wir eine Sondernummer der antifa herausbringen, die, in sehr hoher Auflage gedruckt, die Kampagne der VVN -BdA für ein Verbot der NPD begleiten wird.

Unsere Bitte an alle Leser: Tragt dazu bei, dass diese Kampagne, das Herzstück unserer politischen Arbeit im Jahr 2007, ein Erfolg wird.