»Scheng gibt nicht auf«

geschrieben von P.C.Walther

5. September 2013

Ein erfrischender Dokumentarfilm über einen Kölner
Antifaschisten

Juli-Aug. 2012

Die Internetseite des Journalisten und Filmemachers Boris Schoeppnerlautet: www.borisschoeppner.de

Was hat den Kölner Antifaschisten Johann Holler, genannt »Scheng«, der in der Nazizeit elf Jahre Zuchthaus erleiden musste, im Nachkriegsdeutschland nach Frankfurt-Sossenheim verschlagen, wo er auf einer Halbinsel im Altarm der Nidda begann, Nutrias zu züchten?

Der Frankfurter Journalist Boris Schöppner suchte Antworten auf diese und andere Fragen, indem er Angehörige, Weggefährten und Zeitzeugen interviewte und die Orte aufsuchte, die Holler in seinen Lebenserinnerungen schilderte: das KZ Brauweiler, die Gestapo-Zellen in Köln, das Zuchthaus Butzbach, das Frankfurter Polizeigefängnis Klapperfeld und noch einige andere.

Der daraus entstandene Dokumentarfilm »Scheng gibt nicht auf – Das Leben des Antifaschisten Johann Holler«, rekonstruiert nicht nur das Leben eines Kommunisten, der nach seiner Befreiung für die Amerikaner bei der Entnazifizierung mitarbeitete, bis er im Zuge des Kalten Krieges gefeuert wurde und unter Adenauer noch einmal in Haft kam, er zeigt auch, was aus den Orten der Repression geworden ist und wie dort heute mit der Vergangenheit umgegangen wird.

Die Lebensgeschichte Johann Hollers wird so aufschlussreich verbunden mit deutscher Nachkriegsgeschichte, z.B. auch bei der Gegenüberstellung der Aussagen eines in der Bundesrepublik verfolgten Kommunisten mit den Erklärungen eines Sprechers der Konrad-Adenauer-Stiftung, der mit seinen Rechtfertigungsversuchen eben diese Verfolgung bestätigt.

Bei allem Ernst des Themas ist der Film von einer sehr erfrischenden Art. Er hat nichts von einem politischen Lehrfilm, ist streckenweise geradezu unterhaltsam und dennoch, vielleicht gerade wegen seiner ganz anderen Art, besonders eindrucksvoll. Schöppners Film macht aus Antifaschisten und Kommunisten keine Helden; er schildert die Menschen mit ihren Stärken und Schwächen. Es ist ein Dokumentarfilm, der vom üblichen Schema abweicht und wohl gerade deshalb auch Menschen außerhalb jener Kreise anspricht, die ohnehin schon fast alles wissen. Es ist ein Film, der geeignet ist, die Themen Naziterror, Verfolgung, Widerstand und Nachkriegsgeschichte auch einem Publikum nahe zu bringen, das politische Aufklärungs- und Bildungsveranstaltungen üblicherweise nicht besucht.

Dem Film, der Ende Mai im Filmforum Frankfurt-Höchst Premiere hatte, ist deshalb eine möglichst weite Verbreitung etwa im Fernsehen oder über einen Filmverleih zu wünschen.