Schmierereien weggeputzt

geschrieben von Heiner Rosebrock

5. September 2013

Beim ersten antifaschistischen Putztag in Bremen

Sept.-Okt. 2010

Viele von uns benutzen Antifa-Aufkleber, allerdings meist heimlich und allein. An einem schönen Tag im Juni haben wir es geschafft, unsere Aufkleber nicht insgeheim, einsam und im Dunkeln, sondern angekündigt und öffentlich an einem hellen Sonnabendnachmittag auf dem belebtesten Platz der Stadt, vor dem Hauptbahnhof und an vielen Haltestellen zu verteilen. Eine lange vorbereitete Aktion. Zwei Monate zuvor hatten wir uns der Unterstützung mehrerer Gruppen aus antifaschistischen, friedens- und entwicklungspolitischen Zusammenhängen versichert. Danach informierten wir die Parteien.

Drei Wochen später dann der öffentliche Auftakt: ein postkartenkleines Flugblatt wurde verteilt, Presse, Funk und Fernsehen Bremens zur Pressekonferenz am Freitag der Vorwoche eingeladen. Das Flugblatt wurde unterdessen vom Migrationsbereich des Kulturzentrums »Lagerhaus« ins Spanische, Kurdische und Arabische übersetzt und sowohl dort, als auch von uns verteilt.

13 Tage vor dem Putztag erschien ein Artikel im »Bremer Anzeiger«, der den Vorsitzenden der SPD-Fraktion der bremischen Bürgerschaft inspirierte, uns seine Mitmachbereitschaft zu signalisieren. Immerhin die größte Fraktion der Bürgerschaft! Gemeinsam mit seinem Pressesprecher wirkte er als höchst willkommener Türöffner für uns, die Pressekonferenz war gut besucht, die ersten Interviews haben wir gleich dort gegeben. Adressen und Fotos des braunen Drecks hatten wir ins Netz gestellt (www.antifaputztaghb.blogsport.de)

Nicht ganz hundert Menschen haben dann wirklich mitgemacht. Davon zog die Mehrzahl nach den Eröffnungsreden und dem Verteilen der Adresszettel sowie unseren Aufklebern (für kleinere Schmierereien und Kratzereien) und mit Gel, Schrubbern und Bürsten für die größeren Parolen zum fröhlichen Wegputzen los. Ein paar Leute bleiben beim Informationsstand und hatten den ganzen Nachmittag über viele interessante Gespräche.

Insgesamt ein überwältigender Erfolg, der uns glücklich machte und mutig für weitere Putztage.

Rechtzeitig vor dem 9. November, an dem wir immer Rosen niederlegen auf den mehr als vierhundert Stolpersteinen, werden wir die nächste Aktion durchführen. Wir wollen diese so pflegen, dass sie sich wieder deutlich abheben vom Pflaster – als Stolpersteine.