Mein rassistischer Vermieter

geschrieben von Erika Klantz

3. Juli 2021

Wie am Bremer Wohnungsmarkt ausgegrenzt wird

Was tun, wenn der eigene Vermieter in einen rassistischen Skandal gerät? Einer seiner Mitarbeiter gab interne »Anweisungen« an öffentlich-rechtliche Sender weiter. Demnach sollen bestimmte Menschen keine Wohnungen der Bremer Brebau GmbH erhalten können. Das Kürzel »E 40« umfasst People of Color, Sinti und Roma, Bulgaren und Rumänen. Auch Muslima mit Kopftuch (Kürzel »KT«) sollen keine Wohnung bekommen. Zur Absicherung starten die Sender einen Versuch. Vier Männer bewerben sich bei der Brebau. Wohnungen und Budget sind vergleichbar. Nur die beiden deutschstämmigen Bewerber erhalten Angebote. Der schwarze und der arabische Mann gehen leer aus. Doch nicht nur bestimmte Personengruppen werden ausgeschlossen, sondern auch die bisherige Adresse ist bei der Brebau ein Ausschlussgrund. Wohnte mensch bisher in einer Straße, die als »sozialer Brennpunkt« gilt, oder in Einrichtungen in sozialer Trägerschaft, war die Bewerbung bei der Brebau aussichtslos.

Besonders politisch brisant ist dieser Vorgang, weil die Brebau zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Bremen ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende ist der Finanzsenator. Der Bürgermeister und zwei weitere Senatorinnen sitzen ebenfalls im Aufsichtsrat. Die Bremer Regierung und die Opposition streiten nun darum, wer was gewusst hat bzw. hätte wissen müssen. Klar ist wohl inzwischen, dass mindestens ein Mitglied des Aufsichtsrates Bescheid wusste.

Die beiden Geschäftsführer der Brebau betonten, dass sie die umstrittene Anweisung nicht erteilt hätten und auch nichts davon wussten. Sie wurden nach Bekanntwerden des Skandals vorläufig freigestellt und ersetzt. Ein Mitarbeiter, von dessen Server die »Anweisung« wohl stammte, ist inzwischen entlassen worden. Im Übrigen wurde ein »unabhängiger Sonderermittler« beauftragt.

Es bleiben Fragen. In meinem Stadtteil gibt es eine gut besuchte Moschee, einen türkischen Supermarkt und einen gut frequentierten türkischen Imbiss. In der Kita und in der Grundschule in der Nähe sind Kinder mit familiärer Migrationsgeschichte zahlreich vertreten. Migrant*innen dominieren »meinen Kiez« nicht, aber sie sind sichtbar. Doch in der Brebau-Siedlung, in der ich seit mehreren Jahren lebe, gibt es sie nur vereinzelt. Warum Menschen mit Migrationsgeschichte in bestimmten Stadtteilen, Siedlungen etc. besonders häufig wohnen, wird beim Brebau-Skandal nicht gefragt.