Heute und morgen

12. März 2025

Überlegungen zur Zukunft der antifaschistischen und Erinnerungsarbeit

Die Mitgliedsorganisationen der Fédération Internationale des Résistants (Internationale Föderation der Widerstandskämpfer, FIR) in den verschiedenen Ländern stehen – trotz unterschiedlicher nationaler Rahmenbedingungen – gemeinsam vor dem Problem, dass sie 80 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg und mit dem Ende der Zeitzeugengeneration für sich selber definieren müssen, was sie unter antifaschistischer Politik für heute und morgen verstehen. In der letzten Ausgabe des FIR-News-Bulletins wurden vier Aspekte benannt, die für die Zukunft der antifaschistischen und Erinnerungsarbeit von Bedeutung sein sollten (siehe Spalte). Auf diese Punkte können sich die Mitgliedsverbände der FIR ohne große Unterschiede verständigen. Jedoch gibt es eine große politische Bandbreite der Überlegungen, was in Zukunft Antifaschismus bedeuten könnte und müsste. Heute und morgen weiterlesen »

Einer der Letzten

geschrieben von Günter Wehner, Jutta Harnisch

12. März 2025

Zum Tod von Werner Knapp

Werner Knapp gehörte zu den letzten unserer Mitglieder in der VVN-BdA, die als Soldaten gegen den Faschismus gekämpft hatten. Am 10. Januar 2025 vollendete sich sein langes, kämpferisches, sinnerfülltes Leben.

Werner wurde – mit Zwillingsschwester Gisela – am 24. September 1921 in Oldenburg geboren. Vater Wilhelm Knapp, seit 1919 Mitglied der KPD, arbeitete seit 1923 hauptamtlich für die Partei. Er wurde in verschiedenen Orten als Verlagsleiter von Arbeiterzeitungen eingesetzt. Mutter Martha, von Beruf Lehrerin, war seit 1921 engagiertes KPD-Mitglied. Die Kinder wurden liebevoll und politisch erzogen. Die Werte, die Werner zu Hause wie auch aus der kommunistischen, vor allem sowjetischen, Kinderliteratur erfuhr, wurden prägend für sein Leben. Einer der Letzten weiterlesen »

Kein Skandal mehr

12. März 2025

Österreich ist knapp an einem FPÖ-Kanzler vorbeigeschliddert

Fünf Monate nach den Nationalratswahlen in Österreich, aus der die extrem rechte Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) erstmals als stärkste Kraft hervorging, haben sich die konservative ÖVP, die sozialdemokratische SPÖ und die liberalen NEOS Ende Februar nun doch im zweiten Anlauf auf eine »Koalition der Mitte« verständigt. ÖVP-Chef Christian Stocker wird Kanzler, und SPÖ-Chef Andreas Babler übernimmt den Posten des Vizekanzlers.

Im Januar waren erste Gespräch an Einsparungen bei Pensionen und der Ablehnung neuer Steuern gescheitert. Der bisherige Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) trat mit den Worten zurück, man werde kein Programm unterschreiben, »das wirtschaftsfeindlich, leistungsfeindlich und wettbewerbsfeindlich ist«. Verantwortlich dafür soll der Industrie- und Wirtschaftsflügel der ÖVP gewesen sein, der lieber die eigene Partei als Steigbügelhalter für den »Volkskanzler« Herbert Kickel (FPÖ) in Stellung bringen wollte, als gemeinsame Sache mit dem Wahlverlierer SPÖ zu machen. Obwohl durch den Wahlkampf hindurch die Konservativen eine Zusammenarbeit mit den extremen Rechten ausgeschlossen hatten, gab es Anfang des Jahres Koalitionsgespräche zwischen ÖVP und FPÖ. Diese scheiterten vor allem an außenpolitischen Fragen, wie der Unterstützung der Ukraine und der internationalen Einbindung Österreichs, die unter dem FPÖ-Versprechen »Festung Österreich« sicherlich gelitten hätte. Kein Skandal mehr weiterlesen »

Vorhersage oder Fiktion?

geschrieben von André Wartmann

12. März 2025

In Richtung eines rechten autoritären Staates: Die USA seit Trumps Amtseinführung am 20. Januar

»Verschwörung gegen Amerika«, so lautet der Titel eines dystopischen Romans von Philip Roth, in dem ein faschistischer Präsident in den frühen 1940er-Jahren die Macht in den USA übernimmt. Dass die Science-Fiction-Erzählung des vor wenigen Jahren gestorbenen jüdisch-amerikanischen Autors so nah an der Realität sein würde, hätte er sich wohl selbst nicht vorstellen können.

In einer atemberaubenden Geschwindigkeit baute die neue US-Regierung unter dem neuen und alten Präsidenten Donald Trump in nur wenigen Wochen seit seiner zweiten Amtseinführung am 20. Januar das komplette Land um. Laut der Historikerin Annika Brockschmidt würden das Land und die Welt gerade Zeug*innen eines administrativen Staatsstreichs. Demokratische Grundprinzipen werden abgeschafft, die Macht des Präsidenten ausgebaut. Vorhersage oder Fiktion? weiterlesen »

Coming Home

geschrieben von Michael Koch

12. März 2025

Der indigene politische Gefangene Leonard Peltier wurde aus der Haft entlassen

Am 6. Februar 2025 begann für den 80jährigen Aktivisten des American Indian Movement (AIM) und indigenen politischen Gefangenen Leonard Peltier sein 50. Haftjahr so, wie die letzten Jahre endeten: Dauereinschluss, unzureichende medizinische Versorgung, eingeschränkte Telefonkontakte – ein (Über)Leben in der Hölle von USP Coleman 1, einer Hochsicherheitshaftanstalt etwa 75 Kilometer nordwestlich von Orlando/Florida. Andererseits startete Peltiers 50. Haftjahr mit der Gewissheit, dass dies seine letzten Tage in diesem unsäglichen American Gulag aus Stahl und Beton sein würden, da er am 18. Februar 2025 aus der Haft in den Hausarrest in seine Heimat, der Turtle Mountain Reservation (Norddakota) entlassen würde. Coming Home weiterlesen »

Symbole des Leids

geschrieben von Kristin Caspary

12. März 2025

Nach 16 Monaten Krieg: Die fragile Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas

Nach 16 Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas in Gaza einigten sich die Parteien Anfang Januar auf einen mehrstufigen Plan zur Waffenruhe. Mit diesem Plan, vorgelegt von der Biden-Regierung bereits im Mai vorigen Jahres, trat ausgerechnet Donald Trump als unwahrscheinlichster Agent des Friedens auf. Die vollständige Implementierung des ohnehin fragilen Deals schien unter der Schirmherrschaft Trumps nicht unbedingt wahrscheinlicher, im Kontrast dazu war die Freude der Menschen in Israel über die mögliche Rückkehr der Geiseln und der Menschen in Gaza über ein Ende des Kriegs Zeugnis der unerträglichen Lage vor Ort. Symbole des Leids weiterlesen »

Vor der Befreiung

geschrieben von Ulrich Schneider

12. März 2025

Die Agonie des deutschen Faschismus und die NS-Verbrechen

Bei der Erinnerung an den 20. Juli 1944 wird oft betont, wenn dieses Attentat auf Hitler Erfolg gehabt hätte, wären viele tausend Menschen – nicht nur in Deutschland – gerettet worden. Zumeist wird dies mit den alliierten Kampfhandlungen (Bombardierungen von Magdeburg, Dresden sowie anderer Städte) verknüpft. Mindestens gleichermaßen bedeutend ist jedoch die Erinnerung an die Massenverbrechen, die vom faschistischen Regime in der Agonie der Herrschaft begangen wurden, indem SS, Wehrmacht und Gestapo noch viele tausend Menschen mit in den Abgrund rissen.

Es begann bereits Ende 1944 mit den Todesmärschen aus den verschiedenen Konzentrations- und Vernichtungslagern, die in den Frontbereich kamen. Ende 1944 erging aus Berlin der Befehl, dass kein arbeitsfähiger Häftling den alliierten Streitkräften in die Hände fallen dürfe. Trotz der erkennbaren militärischen Niederlage sollte die Arbeitskraft der Häftlinge bis zum bitteren Ende im Interesse der faschistischen Kriegsproduktion ausgeplündert werden. Vor der Befreiung weiterlesen »

Lesebuch über Widerstand

geschrieben von Peter Nowak

12. März 2025

Auf 1.400 Seiten Maßstäbe gesetzt – »Martha und Harry Naujoks. Zwei Leben für die Befreiung«

»Dieser kleine gedrungene unauffällige Mann mit dem ausdrucksvollen Kinn und den hinter einer Brille mit dünnen Metallrahmen versteckten flinken Augen, der mit seinem seltsam wiegenden Gang eher einem Seemann ähnelte, war einer der standhaftesten und klügsten Menschen, die ich in meinen Leben kennenlernte« – mit dieser Eloge beschrieb der spätere Professor Jiří Hájek 1984 den in Harburg geborenen Kesselschmied Harry Naujoks.

Die beiden lernten sich im NS-Konzentrationslager Sachsenhausen kennen. Dort hatte der langjährige Kommunist Naujoks die Funktion des Lagerältesten inne, während Hájek zu den tschechischen Studierenden gehörte, die im Jahr 1939 verhaftet wurden. Dass die überwiegend politisch unerfahreneren jungen Leute dort überleben konnten, hatten sie Männern wie Harry Naujoks zu verdanken, der seine Funktion als Lagerältester nutzte, um auch an diesem Ort internationale Solidarität zu praktizieren. Hájek ist nicht der Einzige, der sich noch Jahrzehnte später mit Dankbarkeit an Naujoks erinnerte. Lesebuch über Widerstand weiterlesen »

Trotzdem da!

geschrieben von Gedenkstätte Lager Sandbostel/Gerald Netzl

12. März 2025

Eine Wanderausstellung zu Kindern aus in der Nazizeit verbotenen Beziehungen

Während der Zeit des deutschen Faschismus waren freundschaftliche und intime Kontakte zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen unerwünscht. Zum Teil waren sie streng verboten. Doch sie sind »trotzdem da«: Kinder, die aus solchen Beziehungen hervorgegangen und heute um die 80 Jahre alt sind. Ihre Geschichten wurden lange tabuisiert. Sie sind wissenschaftlich wenig erforscht und in der Erinnerungskultur kaum präsent. Die Wanderausstellung »trotzdem da! – Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen« ist ihren Lebensgeschichten gewidmet.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs mussten rund 13 Millionen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen im Deutschen Reich arbeiten. Bei freundschaftlichen oder intimen Kontakten mit Deutschen konnten beiden Seiten hohe Strafen drohen. Sie reichten von Gefängnisstrafen über die Einweisung in ein Konzentrationslager bis zur Todesstrafe. Dennoch wurden Kinder aus solchen Beziehungen geboren. Trotzdem da! weiterlesen »

KZ überlebt

geschrieben von Axel Holz

12. März 2025

Elf Jahre auf der Suche nach Zeitzeugen: 121 Überlebende des Faschismus in Stefan Hankes Fotoband

Zehn Jahre lang nahm Stefan Hanke Kontakt zu KZ-Überlebenden auf. Er wollte ihre Geschichte hören und mit einem persönlichen Porträt weitergeben. Hankes Projekt war ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Überlebenden aus sieben Ländern waren mittlerweile zwischen 70 und 105 Jahre alt. Sie waren jüdischer Herkunft, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, ehemalige politische Häftlinge oder als »Asoziale« verfolgte Häftlinge. Das Interview mit einem homosexuellen Opfer kam nicht mehr zustande, weil der betreffende KZ-Überlebende zum Fototermin bereits verstorben war. Mittlerweile sind zahlreiche Interviewpartner von Stefan Hanke nicht mehr am Leben. Der Autor hat ihnen einen Denkmal gesetzt – und damit stellvertretend allen NS-Opfern.

Stefan Hanke wollte seine Interviewpartner mit Empathie und Neugier ihre Lebensgeschichte erzählen lassen. Er hatte dafür akribisch Fachliteratur über die Konzentrationslager gewälzt und sich gut vorbereitet, bei Aufnahmen in den Gedenkstätten umfassende Informationen über die Örtlichkeiten eingeholt und versucht, deren Bezug zu den Überlebenden herzustellen. Er wollte keinen Opferschablonen für sein Vorhaben folgen, sondern die KZ-Überlebenden selbst unbefangen erleben und aus dieser Situation heraus fotografieren. Den Überlebenden sollte eine Atmosphäre geboten werden, ihre Geschichte zu erzählen und nicht zu erklären. KZ überlebt weiterlesen »

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