Symbole des Leids

geschrieben von Kristin Caspary

12. März 2025

Nach 16 Monaten Krieg: Die fragile Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas

Nach 16 Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas in Gaza einigten sich die Parteien Anfang Januar auf einen mehrstufigen Plan zur Waffenruhe. Mit diesem Plan, vorgelegt von der Biden-Regierung bereits im Mai vorigen Jahres, trat ausgerechnet Donald Trump als unwahrscheinlichster Agent des Friedens auf. Die vollständige Implementierung des ohnehin fragilen Deals schien unter der Schirmherrschaft Trumps nicht unbedingt wahrscheinlicher, im Kontrast dazu war die Freude der Menschen in Israel über die mögliche Rückkehr der Geiseln und der Menschen in Gaza über ein Ende des Kriegs Zeugnis der unerträglichen Lage vor Ort. Symbole des Leids weiterlesen »

Vor der Befreiung

geschrieben von Ulrich Schneider

12. März 2025

Die Agonie des deutschen Faschismus und die NS-Verbrechen

Bei der Erinnerung an den 20. Juli 1944 wird oft betont, wenn dieses Attentat auf Hitler Erfolg gehabt hätte, wären viele tausend Menschen – nicht nur in Deutschland – gerettet worden. Zumeist wird dies mit den alliierten Kampfhandlungen (Bombardierungen von Magdeburg, Dresden sowie anderer Städte) verknüpft. Mindestens gleichermaßen bedeutend ist jedoch die Erinnerung an die Massenverbrechen, die vom faschistischen Regime in der Agonie der Herrschaft begangen wurden, indem SS, Wehrmacht und Gestapo noch viele tausend Menschen mit in den Abgrund rissen.

Es begann bereits Ende 1944 mit den Todesmärschen aus den verschiedenen Konzentrations- und Vernichtungslagern, die in den Frontbereich kamen. Ende 1944 erging aus Berlin der Befehl, dass kein arbeitsfähiger Häftling den alliierten Streitkräften in die Hände fallen dürfe. Trotz der erkennbaren militärischen Niederlage sollte die Arbeitskraft der Häftlinge bis zum bitteren Ende im Interesse der faschistischen Kriegsproduktion ausgeplündert werden. Vor der Befreiung weiterlesen »

Lesebuch über Widerstand

geschrieben von Peter Nowak

12. März 2025

Auf 1.400 Seiten Maßstäbe gesetzt – »Martha und Harry Naujoks. Zwei Leben für die Befreiung«

»Dieser kleine gedrungene unauffällige Mann mit dem ausdrucksvollen Kinn und den hinter einer Brille mit dünnen Metallrahmen versteckten flinken Augen, der mit seinem seltsam wiegenden Gang eher einem Seemann ähnelte, war einer der standhaftesten und klügsten Menschen, die ich in meinen Leben kennenlernte« – mit dieser Eloge beschrieb der spätere Professor Jiří Hájek 1984 den in Harburg geborenen Kesselschmied Harry Naujoks.

Die beiden lernten sich im NS-Konzentrationslager Sachsenhausen kennen. Dort hatte der langjährige Kommunist Naujoks die Funktion des Lagerältesten inne, während Hájek zu den tschechischen Studierenden gehörte, die im Jahr 1939 verhaftet wurden. Dass die überwiegend politisch unerfahreneren jungen Leute dort überleben konnten, hatten sie Männern wie Harry Naujoks zu verdanken, der seine Funktion als Lagerältester nutzte, um auch an diesem Ort internationale Solidarität zu praktizieren. Hájek ist nicht der Einzige, der sich noch Jahrzehnte später mit Dankbarkeit an Naujoks erinnerte. Lesebuch über Widerstand weiterlesen »

Trotzdem da!

geschrieben von Gedenkstätte Lager Sandbostel/Gerald Netzl

12. März 2025

Eine Wanderausstellung zu Kindern aus in der Nazizeit verbotenen Beziehungen

Während der Zeit des deutschen Faschismus waren freundschaftliche und intime Kontakte zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen unerwünscht. Zum Teil waren sie streng verboten. Doch sie sind »trotzdem da«: Kinder, die aus solchen Beziehungen hervorgegangen und heute um die 80 Jahre alt sind. Ihre Geschichten wurden lange tabuisiert. Sie sind wissenschaftlich wenig erforscht und in der Erinnerungskultur kaum präsent. Die Wanderausstellung »trotzdem da! – Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen« ist ihren Lebensgeschichten gewidmet.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs mussten rund 13 Millionen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen im Deutschen Reich arbeiten. Bei freundschaftlichen oder intimen Kontakten mit Deutschen konnten beiden Seiten hohe Strafen drohen. Sie reichten von Gefängnisstrafen über die Einweisung in ein Konzentrationslager bis zur Todesstrafe. Dennoch wurden Kinder aus solchen Beziehungen geboren. Trotzdem da! weiterlesen »

KZ überlebt

geschrieben von Axel Holz

12. März 2025

Elf Jahre auf der Suche nach Zeitzeugen: 121 Überlebende des Faschismus in Stefan Hankes Fotoband

Zehn Jahre lang nahm Stefan Hanke Kontakt zu KZ-Überlebenden auf. Er wollte ihre Geschichte hören und mit einem persönlichen Porträt weitergeben. Hankes Projekt war ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Überlebenden aus sieben Ländern waren mittlerweile zwischen 70 und 105 Jahre alt. Sie waren jüdischer Herkunft, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, ehemalige politische Häftlinge oder als »Asoziale« verfolgte Häftlinge. Das Interview mit einem homosexuellen Opfer kam nicht mehr zustande, weil der betreffende KZ-Überlebende zum Fototermin bereits verstorben war. Mittlerweile sind zahlreiche Interviewpartner von Stefan Hanke nicht mehr am Leben. Der Autor hat ihnen einen Denkmal gesetzt – und damit stellvertretend allen NS-Opfern.

Stefan Hanke wollte seine Interviewpartner mit Empathie und Neugier ihre Lebensgeschichte erzählen lassen. Er hatte dafür akribisch Fachliteratur über die Konzentrationslager gewälzt und sich gut vorbereitet, bei Aufnahmen in den Gedenkstätten umfassende Informationen über die Örtlichkeiten eingeholt und versucht, deren Bezug zu den Überlebenden herzustellen. Er wollte keinen Opferschablonen für sein Vorhaben folgen, sondern die KZ-Überlebenden selbst unbefangen erleben und aus dieser Situation heraus fotografieren. Den Überlebenden sollte eine Atmosphäre geboten werden, ihre Geschichte zu erzählen und nicht zu erklären. KZ überlebt weiterlesen »

Wachsamkeit fordern

geschrieben von Janka Kluge

12. März 2025

Ein kleiner Band mit Analysen zur Rolle des Mythos in der Naziideologie

Im Tentare-Verlag ist ein kleines Büchlein der beiden französischen Philosophen Philippe Lacoue-Labarthe und Jean-Luc Nancy erschienen. Es enthält einen Vortrag der beiden aus dem Jahr 1980. Sie nähern sich dabei der Rolle des Mythos im Nationalsozialismus auf zwei sehr unterschiedliche Weisen. Der erste Teil ist eine Abhandlung über den Mythos allgemein. Behandelt wird darin, warum sich eine Denk- und Glaubensrichtung wie die der deutschen Mystiker im 14. Jahrhundert gegründet hat und welche Auswirkungen sie später auf die deutsche Romantik hatte. Im zweiten leichter lesbaren Teil wird der Einfluss auf Hitler am Beispiel des Buches »Mein Kampf« und auf Alfred Rosenbergs Buch »Der Mythus des 20. Jahrhunderts« aufgegriffen. Wachsamkeit fordern weiterlesen »

Die andere Naomi

geschrieben von Axel Holz

12. März 2025

Mit Assoziationsreichtum und Ausdauer: Naomi Kleins Buch »Doppelgänger«

Die kanadische linksliberale Aktivistin Naomi Klein liefert mit »Doppelgänger« eine Analyse unserer gestörten Gegenwart, wie der Untertitel des Buches verspricht. Klein und ihre Doppelgängerin in den sozialen Medien sind beide jüdisch, tragen denselben Vornamen und tragen eine ähnliche Frisur. Die Verfasserin fragt sich, ob das für eine systematische Verwechslung von zwei Autorinnen ausreichen kann, die sich inhaltlich kaum deutlicher unterscheiden können. Vielleicht liegt dies auch an der Vorgeschichte beider Aktivistinnen, die sich zunächst beide mit emanzipatorischen Themen beschäftigt hatten.

Naomi Wolf fokussierte sich auf den weiblichen Körper, die weibliche Sexualität und die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Naomi Klein kritisierte die Macht der Konzerne, den Klimawandel und wurde als Unterstützerin der Occupy-Bewegung während der Finanzkrise bekannt. Naomi Wolf kam als Bannerträgerin des Feminismus mit den Protesten in Berührung, und hier habe die Verwechslung vermutlich ihren Ursprung, konstatiert Naomi Klein. Aber Naomi Wolf verabschiedete sich nach aufgedeckten akuten Recherchefehlern von ihren Themen und wendete sich plötzlich der wachsenden Verschwörungswelt während der Corona-Pandemie zu. Die andere Naomi weiterlesen »

Kriminelle konstruiert

geschrieben von Gerald Netzl

12. März 2025

Buch zur Inhaftierung von »Berufsverbrechern« im KZ Mauthausen

Andreas Kranebitter, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW), beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit jenen Mauthausen-Häftlingen, die den grünen Winkel tragen mussten und – von den Nazis – als »Berufsverbrecher« stigmatisiert und kategorisiert wurden. »Grüne« waren die ersten Internierten im KZ Mauthausen – kamen sie doch zum Lageraufbau aus dem KZ Dachau – und waren die letzten, derer man sich in den Täterländern Deutschland und Österreich erinnert. Mit unterschiedlichen geschichts- und sozialwissenschaftlichen Methoden und Konzepten geht Kranebitter den Biografien von 885 Österreichern, die als »Berufsverbrecher« in Mauthausen interniert waren, nach. Da drei Viertel aller Mauthausen-Häftlinge mit dem grünen Winkel Reichsdeutsche waren, ist dieses Buch auch für deutsche LeserInnen interessant. Kriminelle konstruiert weiterlesen »

Biografische Notizen

geschrieben von Ulrich Schneider

12. März 2025

Aus der Arbeiterbewegung: Regina Scheers Biografie über Hertha Gordon-Walcher

Es ist schon ungewöhnlich, wenn eine Biografie von knapp 700 Seiten über eine Frau, dazu noch eine jüdische Kommunistin, deren Namen vielen wenig sagen dürfte, den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse 2023 erhielt und nach einem Jahr bereits eine zweite Auflage erlebte. Gemeint ist von Regina Scheer »Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution«.

Die Theater- und Kulturwissenschaftlerin erreichte 2014 mit ihrem Roman »Machandel« zum ersten Mal ein breiteres Publikum. Auch das folgende Buch »Gott wohnt im Wedding« (2019) beschäftigte sich mit den Fragen: Wie können Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, damit weiterleben? Gleichzeitig stellt sie auch Fragen als Nachgeborene: Wie können wir uns heute solchen Biografien angemessen nähern, ohne diese für unsere eigene politische Agenda zu missbrauchen? Biografische Notizen weiterlesen »

Passive Opfer?

geschrieben von Bernd Hüttner

12. März 2025

Sammelband zu einer Tagung über jüdischen Widerstand in Europa in der Nazizeit

Juden und Jüdinnen werden von vielen, wenn es um die Shoah geht, bis heute angesichts des geplanten industriellen Mordens der Nazis in erster Linie als passive Opfer gesehen. Es gab jedoch jüdischen Widerstand, und zwar in verschiedenen Formen, und das vor allem in Osteuropa.

Dies wird nun erst langsam ein Thema in der Literatur und der Öffentlichkeit. Der vorliegende Band beleuchtet viele Facetten, und auch unterschiedliche Begriffe von Widerstand – und wirft die Frage auf, was »Widerstand« oder »Renitenz« unter den damaligen Bedingungen überhaupt war oder sein konnte. Die insgesamt elf Beiträge resultieren aus der Tagung »Jüdischer Widerstand in Europa. Grundlagen, Formen, Netzwerke« an der TU Chemnitz im Januar 2023. Passive Opfer? weiterlesen »

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