Zerstörung und Tod

2. März 2024

Appell wichtiger israelischer Menschenrechtsorganisationen vom 7. Februar

Die unterzeichnenden in Israel ansässigen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Menschenrechtsorganisationen, rufen zu einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen auf und fordern die sofortige Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln Ein sofortiger Waffenstillstand wird weitere Verluste unter der Zivilbevölkerung verhindern und den Zugang zu lebenswichtiger Hilfe für den Gazastreifen erleichtern, um die beispiellose humanitäre Katastrophe dort zu bewältigen. Seit dem ungeheuerlichen Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem rund 1.200 Israelis und ausländische Bürger getötet wurden, haben die israelischen Bombardierungen und die Belagerungspolitik im Gazastreifen in mehr als 120 Tagen unvorstellbare Zerstörungen und Tod verursacht. Zerstörung und Tod weiterlesen »

Geteiltes Erinnern

2. März 2024

Das Projekt zur Ausstellung »Cultures of Remembrance«. Ein Gespräch

antifa: In eurer Ausstellung geht ihr unterschiedlichen Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus nach. Ihr arbeitet mit Partnern in der Ukraine, Russland, Belarus, Griechenland und Georgien zusammen. Wie kam es dazu?

Educat: Wir machen seit Jahren Gedenkwanderungen im Elbsandsteingebirge, um über den Aufstieg des NS, den Alltag damals, aber auch die Formen der Erinnerung daran, aufzuklären. Wir denken, dass Wanderungen ein didaktisch sehr hilfreiches Mittel sind, um die Kontexte erfahrbar zu machen. Dabei sind uns immer wieder lokal spezifische Geschichtsdeutungen untergekommen, die viele Fragen aufwerfen: Was wird von wem gedacht, wie ändern sich diese Muster, und wer ist dafür verantwortlich. Geteiltes Erinnern weiterlesen »

Wie Ungeist überdauert

geschrieben von Regina Girod

2. März 2024

… und wie dem beizukommen ist. Das Essay »An den Nationalsozialismus erinnern«

In dem vorliegenden Essay stellt sich Harry Friebel der Frage, warum trotz aller Bemühungen der NS-Erinnerungskultur Elemente faschistischer Ideo-logie bis heute virulent geblieben sind. Ausgangspunkt seiner Untersuchung ist der Antisemitismus, welcher lange vor der NS-Herrschaft existierte, den Nazis als Begründung für die Ermordung von sechs Millionen jüdischen Menschen diente und trotz politischer Anstrengungen und Gedenkrituale bis heute fortlebt. Auch wenn Friebel in seinem Essay, das mit vielen und langen Fußnoten wie eine schwer lesbare Studie daherkommt, nicht zuspitzt, sondern einfach fragt und Forschungsergebnisse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen darstellt, hat mich seine Sicht überrascht und inspiriert. Wie Ungeist überdauert weiterlesen »

Reaktionäre Vereinnahmungsversuche

geschrieben von Christian Meyer

2. März 2024

Neue Testcard mit Heftschwerpunkt zu Rechtspop

Als vor Gründung und Aufstieg der AfD Parteien wie »Pro Deutschland« oder »Die Freiheit« nervten, bedachte man sie mit dem Label des Rechtspopulismus. Aber Rechtspop, was ist darunter zu verstehen? Die neue, 27. Ausgabe der Testcard behandelt unter dem Titel »Rechtspop« eine Reihe zeitgenössischer und (pop-)kulturgeschichtlicher Phänomene.

Einer der Autoren und Herausgeber ist Frank Apunkt Schneider. Sein Essay über die Poplinke, der in Testcard 25 begann, wird hier fortgesetzt. »Selbst- und Fremdbild der Poplinken sind gleichermaßen unscharf. Möglicherweise kann ihr Gegenteil zur Klärung beitragen: die Vereinnahmung von Pop von rechts.« Die Poprechte »besitzt noch kein bündiges Verständnis ihrer selbst und hat vielleicht noch gar nicht mitbekommen, dass es sie (bereits) gibt. Sie zeichnet sich nur eben immer deutlicher ab« (alle hier: Schneider, S. 7). Schneider geht in kurzen Absätzen auf unzählige bekanntere und völlig obskure Künstler_innen und Kulturphänomene seit den 1930er-Jahren ein, die sich dem Rechtspop zuordnen lassen: Annett, Absurd, Charly & His Orchestra, Chris Ares, Frei.Wild, Gerd Knesel, Goebbels’ Zeichentrickfilm, Johnny Rebel, Ragnarök … Reaktionäre Vereinnahmungsversuche weiterlesen »

Ein Teil von uns

geschrieben von Axel Holz

2. März 2024

Uwe von Seltmanns Buch zu 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Uwe von Seltmanns Buch »Wir sind da! 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« ist bereits 2021 erschienen. Es wurde von einem Autor geschrieben, der sich selbst mit seiner Familiengeschichte und der Rolle seines Großvaters als SS-Mann im Warschauer Ghetto im Buch »Schweigen die Täter, reden die Enkel« auseinandergesetzt hat – und mit dessen Vorstellung von der angeblichen Wertlosigkeit und Gefährlichkeit des Judentums, die bis heute nachhallt. Von Seltmann legte ein gut lesbares Werk vor, das den Reichtum des Judentums in Religion, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft über Jahrhunderte aufzeigt. Ein Teil von uns weiterlesen »

Die Wucht der Bilder

geschrieben von Hannah Geiger

2. März 2024

Eine Zeitreise mit John Heartfield: Einblicke in eine neue Animationsdoku

»Ich musste das wahre Gesicht des Faschismus zeigen, mit Bildern der Lüge in die Fresse schlagen«, erklärt der Nazigegner und Erfinder der politischen Fotomontage John Heartfield. Die Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Katrin Rothe erweckt in dem Anfang 2024 erschienenen dokumentarischen Animationsfilm den antifaschistischen Visionär in Form einer kleinen, sprechenden Pappfigur auf spielerische Art und Weise zum Leben und erzählt chronologisch seine Biografie nach.

Geboren 1891 in Berlin-Schmargendorf, nennt sich Helmut Herzfeld 1916 aus Protest gegen den englandfeindlichen Nationalismus im Deutschen Kaiserreich John Heartfield. Noch während der Gründungskonferenz der KPD im Dezember 1918 tritt er in die Partei ein, sein Parteibuch soll er von Rosa Luxemburg persönlich erhalten haben. In den Folgejahren macht sich Heartfield als politischer Fotomonteur einen Namen. 1929 erscheint sein mit Kurt Tucholsky verfasstes, bis heute bekanntes Buch »Deutschland, Deutschland über alles«. Ab 1930 arbeitet er für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ), nebenher entwirft er unter anderem Plakate für die KPD. Die Wucht der Bilder weiterlesen »

Gebäude mit Symbolkraft

geschrieben von Kristin Caspary

2. März 2024

Identitätspolitik erweitert um Architektur: Der Band »Bauen am nationalen Haus«

Können Steine schuldig sein? Die kurze Antwort darauf lautet: nein. Der Mensch gestaltet seine Umwelt, er trägt die Verantwortung dafür, wie er die vorgefundenen Ressourcen nutzt. Gebäude sind gleichzeitig allerdings nicht nur die Summe der in ihnen verbauten Ressourcen, sondern können als Symbole kulturelle Bedeutung erlangen.

In seinem schmalen Band »Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik« geht Philipp Oswalt der Frage nach, wie historische Gebäude Symbolkraft erlangen und was ihre Rekonstruktion für unsere Gesellschaft bedeutet. Den Begriff der Identitätspolitik, der zur Zeit in aller Munde ist, erweitert er dabei um eine architektonische Dimension. Denn auch wenn Gebäude in einem anderen als ihrem ursprünglichen historischen Kontext rekonstruiert werden, so verlieren sie nicht ihren symbolischen, identitätsstiftenden Charakter. Die weitreichenden Konsequenzen davon, die auch erinnerungspolitische sind, verhandelt Oswalt an fünf Beispielen: der Potsdamer Garnisonkirche, dem Berliner Stadtschloss, der neuen Altstadt Frankfurt am Main, der Frankfurter Paulskirche und den Dessauer Meisterhäusern. Gebäude mit Symbolkraft weiterlesen »

Den Schleier zerrissen

geschrieben von Silke Makowski

2. März 2024

Gegen das Vergessen: Herausragende Lokalstudie zum Faschismus in Walldorf, Nordbaden

Ende 2023 erschien mit Andy Herrmanns Band »Walldorf im Nationalsozialismus – Gleichschaltung, Verfolgung, Widerstand in einer nordbadischen Kleinstadt« eine umfassende Studie zum Aufstieg des Faschismus und der zwölfjährigen Terrorherrschaft abseits der Metropolen. Das knapp 200seitige, reich bebilderte Werk füllt eine Lücke, da – wie so oft in der Lokalgeschichtsschreibung – die Nazizeit in Walldorf bisher kaum thematisiert wurde. Dabei begeht Herrmann nicht den Fehler, diesen Zeitraum isoliert zu betrachten, sondern beginnt schon mit den 1920er-Jahren: Die ersten Kapitel beschreiben die wirtschaftlichen Bedingungen in der von Industrie und Landwirtschaft geprägten Gemeinde, vor allem aber die parteipolitische Lage. Erstaunlicherweise war die Kleinstadt eine kommunistische Hochburg: Die KPD war ab 1928 bei den Wahlen mehrmals die stärkste Kraft, und noch im März 1933 wählten 25,8 Prozent der Walldorfer*innen die KPD. Entsprechend hitzig waren die Auseinandersetzungen mit der erstarkenden NSDAP sowohl im Gemeinderat als auch auf der Straße. Den Schleier zerrissen weiterlesen »

Agitation und Witz

geschrieben von Peps Gutsche

2. März 2024

Erzählungen aus den Jugendjahren von Olga Benario in einem kleinen Buch

Was für ein unterhaltsames kleines Buch der Verbrecher-Verlag da veröffentlicht hat! Olga Benario, die sich mit 15 Jahren der Kommunistischen Jugend anschloss, arbeitete in Berlin-Neukölln für den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands und die KPD, bevor sie ihren Partner Otto Braun aus dem Gefängnis befreite und mit ihm nach Moskau flüchtete. Dort schrieb sie 1929 für die sowjetischen Genoss_innen über die Arbeit der Kommunistischen Jugend in Berlin. Da das Originalmanuskript als verschollen gilt, übersetzte Kristine Listau aus dem Russischen zurück in die Originalsprache und ermöglicht so einen seltenen Einblick in den Alltag junger Kommunist_innen in den 1920er-Jahren. Begleitet ist das Buch von einem Vorwort von Anita Leocádia Prestes, der Tochter Olga Benarios. Agitation und Witz weiterlesen »

Die Pflicht zum Nein

geschrieben von Ulrich Sander

2. März 2024

Was uns der Auschwitz-Prozess vor 60 Jahren noch heute sagt

Der Journalist Kurt Nelhiebel war Zeuge des -Auschwitz-Prozesses. Und der Schoah-Überlebende Hans Frankenthal war Zeuge im Auschwitz-Prozess. Dieser begann vor 60 Jahren und lief rund 20 Monate.

Unter dem Namen Conrad Taler hatte Nelhiebel seine über 20 Prozessreportagen später veröffent-licht, eine Neuauflage seines Buches »Asche auf vereisten Wegen – eine Chronik des Grauens« ist 2015 bei PapyRossa erschienen, ergänzt um aufschlussreiche Dokumente. Einige auch von und über Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, dem legendären Initiator des Auschwitz-Prozesses. Dieser wurde damals wie heute als die wichtigste Gerichtsverhandlung in Deutschland seit 1945 angesehen (Siehe antifa-Ausgabe September/Oktober 2023).

Auch Hans Frankenthal (1926–1999) hat Erinnerungen hinterlassen. Als aktives Mitglied der VVN-BdA in Dortmund und Mitglied des Zentralrats der Juden schilderte er erschütternde Erlebnisse als jüdischer Überlebender des Holocaust, als Zwangsarbeiter der IG Farben in Auschwitz-Monowitz und als Teilnehmer eines Todesmarschs gen Westen. Im Auschwitz-Prozess hat er Mörder wie den Bundeswehrangehörigen Gerhard Neubert identifiziert, der arbeitsunfähige Zwangsarbeiter ins Gas sandte. Die Pflicht zum Nein weiterlesen »

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