Auf den Spuren der Partisanen

5. September 2013

Auszüge aus dem gemeinsamen Tagebuch der Reisegruppe von Zivilcourage
vereint e.V. nach Österreich / Slowenien im September 2010

Juli-Aug. 2011

Das gesamte Reisetagebuch sowie weitere Informationen finden Sie unter: www.zivilcourage-vereint.de

19.9. 2010 Bad Eisenkappel – Persmanhof

Heute steht der Besuch des nahen Persmanhofes (Gedenkstätte und Museum) auf dem Plan. Er liegt

genau auf der Grenze Österreichs und Sloweniens. Im April 1945 – kurz vor Ende des Krieges – hatte

hier die SS eines ihrer unzähligen grausamen Massaker verübt: 13 Mitglieder der slowenischen Familie Sadovnik wurden kaltblütig erschossen – darunter sieben Kinder, das jüngste gerade acht Monate alt. Der Hof wurde anschließend niedergebrannt. Er hatte den hiesigen Partisanen als Stützpunkt gedient. Das genügte den Faschisten, um diese Tat zu verüben und zu rechtfertigen.

Wir hatten vor Monaten angefragt, ob der Zeitzeuge Peter Kuhar, der als 14-jähriger zu den Partisanen gekommen war, uns die Ehre eines Besuches erweisen würde. Die Museumsleiterin hatte damals auf den schlechten Gesundheitszustand des 81-jährigen verwiesen und es von seiner Tagesform abhängig gemacht. […]

Peter Kuhar bittet uns angesichts der Kälte ins Museum. Dort erzählt er von seinen Erlebnissen als Partisanenkurier, von seiner Verwundung im Mai ´45, als er von mehreren Kugeln getroffen wird, von ausbleibender Würdigung und Ehrung nach dem Krieg, von Kränkungen und Anfeindungen. Als Sylvie unserem betretenen Schweigen eine Stimme gibt und fragt, wie er das alles durchhalten konnte, gibt Peter Kuhar eine bescheidene Antwort:

»Ja, bei den Partisanen war es viel schöner…Uns hat es ja nur zugestanden: entweder ins Lager – da waren die Jugendlichen mit 14 Jahren arretiert und nach Deutschland in die tief in der Erde liegenden Waffenfabriken gebracht worden oder zu den Partisanen.«

Und an der Richtigkeit seiner Entscheidung lässt er keinen Zweifel aufkommen:

»Wenn noch einmal solch eine Situation kommen würde, wäre ich sofort wieder freiwillig dabei.«

Peter Kuhar ist heute Vorsitzender des Verbandes der Kärntner Partisanen. Dass der Verband über nur wenig finanzielle Mittel verfügt, sieht man dem liebevoll eingerichteten, aber in die Jahre gekommenen Museum des Persmanhofes an. Unsere Spende wird daran nichts ändern, ist aber eine Herzenssache. […]

20.9.2010 Partisanenlazarett Franja und Druckerei in Cerkno – von Joshua (15)

Am dritten Tag unserer Reise sollte es das erste Mal nach Slowenien gehen. Nachdem wir früh aus den Bett gescheucht wurden und uns mit einem leckerem Frühstück gestärkt hatten, ging es in die Busse und ab auf unsere Tour. Wir hatten uns drei Hauptziele für den heutigen Tag ausgesucht. Geführt wurden wir von Ernest Kaltenegger, einem ehemaligen Landtagsabgeordneten der KPÖ. Dafür sei ihm an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.

Unseren ersten Halt machten wir nach einer ca. 60-minütigen Fahrt in der Gedenkstätte des KZ Loibl Süd. Das KZ Loibl wurde ab März 1943 in Unterloibl zu beiden Seiten des Loiblpasses (winterfester Grenzübergang zwischen Österreich und Slowenien) als Außenstelle des KZ Mauthausen errichtet. Bis Kriegsende mussten hier schätzungsweise 1.800 Häftlinge einen Tunnel durch die Karawanken, der Grenze zwischen Slowenien und Österreich, graben. Dabei wurden etwa 40 Insassen zu Tode geschunden oder vorsätzlich ermordet. Diese Gräueltaten kann man sich eigentlich nur schwer vorstellen, wenn man zur heutigen Zeit das Denkmal besichtigt. […]

Unser nächstes Ziel war das Partisanenlazarett Franja. Franja war während des 2. Weltkriegs ein geheimes Partisanen-Krankenhaus nordöstlich von Cerkno im westlichen Slowenien. Es diente von 1944 bis zum Kriegsende 1945 der Versorgung von verwundeten jugoslawischen Partisanen. Obwohl die Wehrmacht mehrere Versuche unternahm, das Lazarett zu finden, konnte es nie entdeckt werden. […]

Franja war das einzige Lazarett, in das die Partisanen nach einem Angriff wieder zurückkehrten. In der Zeit von 1943 bis 1945 wurden 578 Verwundete aufgenommen, davon starben 78. Das Lazarett war von verschieden Bunkern umgeben, die sich im Notfall alle gegeneinander sicherten. Der Winter war die härteste Zeit, denn um nicht gesehen zu werden, durfte man nur in der Nacht kochen, dieses Essen gab es dann dreimal am Tag. Es gab zum Beispiel ein Operationshaus, ein Apotheke, eine Küche und Wohnbaracken. Das Lazarett wurde nach der zweiten Oberärztin Franja Bojc Bidovec (1913-1985) benannt.

[…] ging es auch schon wieder hoch in die Berge zur Partisanendruckerei.

Oben angekommen ging es auch gleich wieder runter – natürlich zu Fuß, da es nur einen kleinen Pfad

gab, der sich im Laufe der Jahre gebildet hatte. Umso wunderlicher und beeindruckender war es dann, als wir den Besitzer der Druckerei entspannt auf einem Moped den Berg hinunterfahren sahen.

Herr Kaltenegger meinte 100 Meter vor der Druckerei, dass wir gleich da seien und man sie eigentlich schon sehen müsste – und wann haben wir sie gesehen? Als wir genau zehn Meter davor standen und dann auch nur mit einem helfenden Fingerzeig in die richtige Richtung. […]

Es befanden sich damals 50-60 Personen in der Druckerei und es wurden in der Zeit bis zum 1. Mai 1945 2.017.000 Zeitungen gedruckt. Die Druckerei versorgte sich mit eigenen Strom durch einen Generator!

[…] Auf dem Rückweg wurde nicht viel geredet, sondern über die gesammelten Eindrücke nachgedacht.

Nach drei Stunden Rückfahrt sind wir gleich zum Abendbrot. Es gab leckere Pizza. Um elf sind dann alle todmüde in ihre Betten gefallen und sofort eingeschlafen. Morgen geht’s ab nach Zagreb.