Ehrung für Spanienkämpfer

geschrieben von Dr. Artur Pech, Schöneiche

5. September 2013

Warum nicht auch hier?

Juli-Aug. 2010

Am letzten Mai-Wochenende war ich in Paris. »ACER« , die französische Vereinigung der Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik, hatte zu einem internationalen Treffen eingeladen. Und so trafen sich 15 Organisationen aus Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Österreich, Russland, Spanien, den USA und eben aus Frankreich.

Wesentliches Ziel war die Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen die in vielen Ländern unübersehbaren neofaschistischen Tendenzen. Den Beratungen der Internationalen Koordinierung folgte die Teilnahme an der Jahresversammlung der »ACER« im Rathaus von Paris. Zum Programm gehörten auch die große Kranzniederlegung zu Ehren der Kämpfer der Pariser Kommune an der Mauer der Föderierten.

Die erstmalige Ehrung der Kämpfer für die Spanische Republik in der offiziellen Zeremonie an der »Ewigen Flamme« unter den dem Arc de Triomphe machte mich nachdenklich. Bei dieser Zeremonie stand Cecil Rol-Tanguy, die Witwe des Spanienkämpfers und Oberst der französischen Résistance, Henri Rol-Tanguy, für die ACER neben Generalen und hohen Offizieren der französischen Streitkräfte.

Einem Linken mögen bei einem derartigen militärischen Zeremoniell mit großer Ehrenformation, Militärmusik und Fahnen durchaus Fragen kommen. Aber: Auch die Internationalen Brigaden waren reguläres Militär und kannten das militärische Zeremoniell.

In der historischen Erinnerung bleibt unvergesslich das Beispiel ihrer Abschiedsparade im Oktober 1938 in Barcelona.

Da standen vier noch lebende Kämpfer der Internationalen Brigaden. Einer von ihnen Josef Eisenbrenner aus Österreich. Er hatte in der Beratung der Internationalen Koordinierung die französischen Gastgeber gebeten, das Grab jener Familie ausfindig zu machen, die ihn nach der Niederlage der spanischen Republik versteckt hatte. Damit bewahrte sie ihn vor Lager, KZ und dem wahrscheinlichen Tod.

Und nun konnte er erleben, wie die für die spanische Republik gefallenen Kämpfer in die Ehrung mit einer offiziellen Zeremonie der Republik Frankreich einbezogen werden.

Natürlich galt diese Ehrung an der ewigen Flamme für den »Unbekannten Soldaten« nicht nur den Spanienkämpfern. Aber in Deutschland ist eine solche Ehrung der Kämpfer für die Spanische Republik undenkbar. Hier fand Ähnliches zum letzten Mal vor mehr als 20 Jahren statt.

Wir brauchen in Deutschland sicher keine militärischen Zeremonielle wie das unter dem Arc de Triomphe. Aber wir brauchen ein politisches und geistiges Klima, in dem nicht nur zwischen Tätern und Opfern, zwischen aktiven Widerstandskämpfern und willigen Vollstreckern unterschieden wird, sondern der antifaschistische Widerstand auch zum Vorbild für den Kampf der heutigen Generation gegen Neofaschismus und Krieg wird.