Erhaltet Kochendorf

geschrieben von Ingwer Schwensen, Hamburg

5. September 2013

Juli-Aug. 2009

Gerade die kleinen Gedenkstätten vermitteln anschaulich die flächendeckende, allgegenwärtig auch alltägliche Verfolgungs-, Ausbeutungs- und Mordpraxis im nationalsozialistischen Deutschland. Dem Gedenken an diese verbrecherische Zeit im Deutschland des 20. Jahrhunderts kommt in der politischen bildung ein bleibender hoher Stellenwert zu. Die verantwortlichen Personen und Institutionen der heutigen BRD sitzen einer Milchmädchenrechnung auf, wenn sie aufgrund falscher Prioritätensetzungen oder eines falschen, wenn auch angenehmen billigen Schlussstrichdenkens die große Bedeutung gerade der vielfältigen regionalen Gedenkstätten herunterspielen und ihnen die wenigen benötigten öffentlichen Mittel versagen. Da freut man sich schon auf die nächste Sonntagsrede über demokratische Verantwortung, staatsbürgerliche Erziehung der Jugend oder bundesrepublikanische Lehren aus der Geschichte. Einer Geschichte, die die Nachgeborenen ohne Orte wie die Gedenkstätte zum ehemaligen KZ Kochendorf kaum mehr verstehen werden und entsprechend immer weniger aus ihr lernen können. Eine solche falsche Sparpolitik würdigt die wichtigen Inhalte der Sonntagsreden zur wohlfeilen Phrase herab.