Aufnahmen mit Haltung

geschrieben von Jochen Vogler

6. November 2021

R-mediabase – das Portal für kritischen Bildjournalismus besteht nunmehr seit zehn Jahren

Die Eintragung mit der Nr. 17.006 Ende November 2011 im Vereinsregister beim Amtsgericht Köln ist die offizielle »Geburtsurkunde« von R-mediabase. Zur Gründungsversammlung im Juli hatten sich Fotoaktivist:innen, von denen die meisten zuvor beim Bundesverband Arbeiterfotografie (af) engagiert waren, getroffen. Ausgetreten aus diesem Verband waren oder ausgestoßen wurden sie, weil sie die zunehmend eigentümlichen politischen Inhalte, verbreitet über das von zwei Leuten aus Köln betriebene Internetportal der Arbeiterfotografie, nicht mehr mittragen konnten und wollten.

Foto: Jochen Vogler

Foto: Jochen Vogler

Grundsätzliche Ideen der traditionellen Bewegung der Arbeiterfotografie tragen auch das Selbstverständnis von R-mediabase. So heißt es in der Satzung: »R-mediabase stellt sich in die Tradition kritischer Gesellschaftsanalyse und der Herstellung von Gegenöffentlichkeit. Ziel von R-mediabase ist die mediale Aufklärung und gesellschaftliche Teilhabe an aktueller politischer Wirklichkeit. Engagierten Fotografen und Filmern soll die Veröffentlichung ihrer Werke in einem Forum für politische, sozial engagierte und künstlerische Fotografie und Gestaltung ermöglicht werden. R-mediabase ist ein Forum, in dem sich Medienschaffende auf das Wesentliche konzentrieren (…) R-mediabase bekennt sich zu Frieden, Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Selbstbestimmung, den Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit und ist gegen Faschismus und mangelhafte Garantien von Grund- und Menschenrechten. Und was uns außerdem wichtig ist: R-mediabase stellt Bilder, Reportagen oder Ausstellungen gemeinnützigen und karitativen Organisationen, politisch aktiven Gruppen, alternativen Bewegungen und für andere nichtkommerzielle Veröffentlichungen kostenlos zur Verfügung«. Die Zeitschrift antifa hat dieses Angebot schon öfter genutzt.

Foto: Jochen Vogler

Foto: Jochen Vogler

Die umfangreiche Fotodatenbank dokumentiert auch die Veränderungen seit zehn Jahren in den politischen Auseinandersetzungen. Stichworte dazu: Occupy – TTIP – Pegida – Nazigruppierungen mit wechselnden Namen  – AfD – »neue« Friedensbewegung – Querdenker – Fridays for Future – Seebrücke. Wiederkehrende Themen sind Aktionen der Friedensbewegung, Widerstands- und Protestaktionen gegen Nazis und Gedenkveranstaltungen. Die Protestaktionen gegen Tagebaue im Rheinischen Braunkohlerevier sind seit 2012 kontinuierlich dokumentiert. Natürlich auch Fotos von Veranstaltungen der VVN-BdA sind bei uns zu finden.

Foto: Ulf Stephan

Foto: Ulf Stephan

Das internationale Selbstverständnis von R-mediabase zeigt sich in Galerien zu Indien, Kuba, zur Ukraine, zu Kiew, Belgien, Barcelona, Tadschikistan, Griechenland, Dänemark, Alaska, Riga, Norwegen, zur Türkei, zu Südafrika, Laos, Kambodscha, Tunesien, Paris.

Nicht nur mit ihren Fotos machen sich die Mitglieder bemerkbar, auch Videoproduktionen gehören zum Aufgabenspektrum. Aber nicht nur online und bei verschiedenen Veröffentlichungen hat R-mediabase auf sich aufmerksam gemacht. Dazu zählen auch Ausstellungsprojekte.

Die erste Ausstellung »Armut in Deutschland« wurde in mehreren Orten gezeigt. Im Roll-up-Format zusammengestellt wurden Fotos zu sieben verschiedenen Themen zum Begriff »Heimat« aus dem Bestand der bis dahin schon vorhandenen Sammlung von R-mediabase. Dazu ist im Verlag Wiljo Heinen auch ein Ausstellungsbuch erschienen.

Fotobücher von oder mit Beteiligung von R-mediabase haben wir im Angebot. Zu erwähnen ist hierbei das Buch »Esther Bejarano mit microphone mafia live in Kuba«. Zum Bestand gehört außerdem eine schon große Postkartensammlung verschiedener Motive.

Zehn Jahre besteht jetzt R-mediabase. Und damit sind auch die Mitglieder zehn Jahre älter geworden, viele von ihnen haben das Rentenalter erreicht. Sie waren schon im analogen Zeitalter fotografisch unterwegs.

Für den Fortbestand des Verbandes ist es notwendig, jüngere Menschen zu engagieren. Dabei muss auch R-mediabase einige Veränderungen im Medienbereich mitmachen. Kreativ mit den hektischen Formen der verschiedenen Online-Medienformate umzugehen haben jüngere Menschen der Rentnergeneration voraus.

Die Namensfindung von R-mediabase war einigermaßen schwierig, denn als internetbasiertes Fotoportal waren viele Namensmöglichkeiten schon besetzt. Der merkwürdige Name R-mediabase wurde dann mit einer pfiffigen Erklärung zu dem roten R des Namens gewählt: Rot ist eine schöne Farbe. Sie steht für Lebensfreude und Energie – aber auch für Lärm. Das Wort beginnt mit R in vielen Ländern Europas: rouge, red, rosso, rot oder rojo. Rot steht für Aktivität und eine politische Haltung zum Leben. Rot steht für Arbeiterbewegung und Gesellschaftskritik.
Ein merkwürdiger Name erweist sich auch als einprägsam. Viele Initiativen und Organisationen verbinden diesen Namen inzwischen mit guter und für sie nutzbarer Fotoarbeit.

Logo https://r-mediabase.eu/

www.r-mediabase.eu