Nazievent trotz Verbot

geschrieben von VVN-BdA Delegation Budapest

8. März 2022

Antifaschist*innen protestieren gegen den »Tag der Ehre« in Budapest

Trotz eines offiziellen Verbots versammelten sich am zweiten Februarwochenende in Ungarn hunderte ­Neonazis aus ganz Europa zum »Tag der E­hre«. Auch aus Deutschland reisten Faschist*innen an. Offen NS-verherrlichend huldigten sie den Wehrmachtsverbänden und ihren ungarischen Verbündeten, die in der Nacht vom 11. zum 12. Februar 1945 versucht hatten, der Belagerung durch die Rote Armee zu entfliehen. Als VVN-BdA beteiligten wir uns mit einer Delega­tion an den Gegenprotesten vor Ort. Wie bereits in früheren Jahren verbot die Budapester Stadtverwaltung die Neonaziveranstaltungen. Zum ersten Mal hatte dieses Verbot vor Gericht Bestand – vermutlich nicht zuletzt mit dem Ziel, einen reibungslosen Ablauf des Wahlkampfauftakts von Victor Orbán, der zeitgleich in Budapest stattfand, zu gewährleisten.

Doch bereits am Freitagabend organisierte Légió Hungária (Teil von »Blood and Honour«) gemeinsam mit Hammerskins ein inoffizielles Nazigedenken. Das anschließende szene-interne Konzert fand diesmal außerhalb Budapests auf einem Privatgrundstück statt. Unter dem Vorwand, eine Pressekonferenz abzuhalten, versammelten sich auch am Samstag mehrere hundert Neonazis auf der Budaer Burg. Grölend und mit NS-Symbolen ausgestattet zogen sie ab mittags auf den Kapisztrán-Platz, um von dort aus zu ihrem Naziaufmarsch zu starten.

Etwa 100 Antifaschist*innen folgten dem Aufruf der Budapester Gruppe Autonómia und stellten sich den Faschisten mit Musik, Transparenten und Sprechchören entgegen. Trotz Einschüchterungsversuchen der Neonazis blieb der Gegenprotest stabil und störte den Ablauf des Nazievents. Neben dem direkten Protest stellten wir der NS-Glorifizierung unser Gedenken entgegen und beteiligten uns an der Kranzniederlegung unserer ungarischen Partnerorganisation MEASZ (Verband der ungarischen Widerstandskämpfer und Antifaschisten). Mit unserem Redebeitrag gedachten wir der Juden_Jüdinnen, Sinti*zze und Rom*nja, die von Nazideutschland und seinen Kollaborateuren ermordet worden waren. Als internationale Antifaschist*innen und Teil der Kampagne »NS-Verherrlichung stoppen!« unterstützen wir uns weiterhin gegenseitig, um Großveranstaltungen wie den »Tag der Ehre« in ganz Europa zu verhindern oder zumindest gezielt zu stören. Ob in Budapest, Sofia, Kärnten oder Riga – es bleibt noch viel zu tun.

vvnbda-budapest antifa-Sonderdruck »NS-Verherrlichung stoppen! Berlin/Riga/Sofia/Budapest/Kärnten (2019)«, bestellbar im VVN-BdA Online-Shop: kurzelinks.de/antifasonderdruck