Auf den Spuren des Arbeiterbergsports

geschrieben von Maxi Schneider

14. September 2023

Rückblick auf antifaschistisches Seminar mit Wanderung in Sächsischer Schweiz

Die 16. Rote-Bergsteiger*innen-Wanderung erinnerte an den antifaschistischen Widerstand in Struppen bei Pirna. Über 50 Teilnehmende begaben sich Ende Juni unter Anleitung der Ehrenamtlichen vom AKuBiZ aus Pirna auf die Spuren von Verfolgung und Widerstand in der deutsch-tschechischen Grenzregion. Diesjähriger Schwerpunkt war die Rolle der Arbeiterbergsportvereine. Untergebracht waren die von nah und fern Angereisten in einem ehemaligen FDJ-Ferienlager. Als Einstieg ins Wochenende gab uns Steffen Richter vom AKuBiZ einen Überblick über die Geschichte und Aktivitäten linker Bergsportvereine. Sie bildeten eine lebendige Szene, aus der 1932 die erste und vielbeachtete Arbeiter-Kaukasus-Expedition realisiert wurde. Nach 1933 waren die Bergsportvereine Keimzelle für antifaschistische Widerstandstätigkeiten in der Sächsischen Schweiz.

Am Samstag ging es zu Fuß nach Struppen. Der kleine Ort im Osterzgebirge war vor 1933 von einer starken Arbeiterbewegung geprägt. KPD und SPD hatten zahlreiche Anhänger*innen. Neben dem Schloss Struppen – während der Nazizeit SA-Führerschule, Kaserne und Lazarett – beschäftigte uns das frühe Konzentrationslager, das dort 1933 eingerichtet wurde, um den Widerstand der ortsansässigen Antifaschist*innen zu brechen. Eine Gedenktafel wurde aufgrund von Arbeiten am Gebäude kürzlich entfernt. Im zufälligen Gespräch mit einem Aktiven des Schlossvereins, der die Gedenktafel nach 1990 schon einmal davor gerettet hatte, verschütt zu gehen, waren wir uns einig, dass diese Tafel unbedingt wieder angebracht werden muss.

Am Sonntag ging es bei einer Wanderung über aussichtsreiche Tafelberge um das Thema Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Wieder einmal bestätigte sich, dass dieses Verbrechen allgegenwärtig war, die Orte aber meist vergessen sind.

Das Wanderseminar war ein lohnendes Wochenende – historisch bildend, in der Natur und atmosphärisch ein bisschen wie eine antifaschistische Klassenfahrt. Wir hoffen im nächsten Jahr gemeinsam mit dem AKuBiZ eine Geschichtswanderung für VVN-BdA-Mitglieder anbieten zu können. Berg frei!

Seit 2001 setzt sich der Verein Alternatives Kultur- und Bildungszentrum (AkuBiZ) in Pirna gegen rechte Strukturen ein. Geschichtswanderungen bilden seit 2002 einen Schwerpunkt der Arbeit.
Einer, der 1933 in die ČSR fliehen musste und sich an der illegalen Grenzarbeit beteiligte, war der KPD-Gemeindevorsteher aus Struppen Arno Hering. Sein Sohn Roland Hering hat die bewegte Geschichte des Vaters aufgeschrieben und erzählte uns am Samstagabend eindrücklich von dessen Leben sowie seiner eigenen Auseinandersetzung damit.
VVN-BdA im Freistaat Sachsen e. V./FIR/Roland Hering: Wir haben noch etwas zu sagen. Auf den Spuren unserer Eltern. Broschüre, 49 Seiten, 2016, 3 Euro.

Gibt’s auch unter shop.vvn-bda.de