Empathie und Mitgefühl

geschrieben von Ewald Leppin

11. Januar 2024

Leserbrief zu »Gegen den Tod und für das Leben!«, in antifa November-/Dezemberausgabe 2023, Seite 9

Wenn der Autor im Zusammenhang mit dem barbarischen Überfall auf israelisches Gebiet vom 7. Oktober 2023 fordert, als »Antifaschist:innen müssen wir parteiisch sein, empathisch und mitfühlend«, kann ich ihm nur voll zustimmen. Allerdings enthält der Artikel von Markus Tervooren einige begriffliche und inhaltliche Ungenauigkeiten und auch Unterstellungen gegenüber »linke(n) und antifaschistische(n) Stimmen«, die ein Hinterfragen erforderlich machen.

»Parteiisch« zu sein kann für mich nicht in einer Alternative Pro Israel oder Pro Palästina liegen, sondern kann nur in der Parteinahme für das gleiche Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit und für ein humanitäres Völkerrecht bestehen – unabhängig von Ethnie, Religion oder Weltanschauung. Empathie und Mitgefühl muss allen jüdischen und palästinensischen Opfern von Gewalt, Terror, Unterdrückung und Demütigung gelten. Jüdische und muslimische Menschen und Einrichtungen müssen gleichermaßen vor Anfeindungen, Hass und Gewalt geschützt werden. Überall. Empathie und Mitgefühl weiterlesen »

10 Schwachstellen der AfD

geschrieben von Thomas Willms 

11. Januar 2024

Blickt man auf die AfD ist das Resümee für 2023 ernst und sind die Aussichten für das Jahr 2024 düster. Insbesondere die absolute Mehrheit der Stimmen bei der Landratswahl im Landkreis Sonneberg im Juni letzten Jahres lösten bei AfD-Gegner*innen Schock, Entsetzen und Lähmung aus. Gegen Ende des Jahres wich die Lähmung zahlreichen unkoordinierten, sich teilweise überschneidenden „Suchbewegungen“ durch Verbände, Organisationen und Zirkeln auf regionaler und bundesweiter Ebene. Ideen für Demos, Kongresse, gar „Bewegungen“ und Kampagnen wurden und werden erörtert.  Die es wahlpolitisch eigentlich als erstes anginge, die politischen Parteien SPD, LINKE und Grüne, glänzen dabei weitgehend durch Tatenlosigkeit. Nicht sie, sondern die viel beschworene „Zivilgesellschaft“ mit den Verantwortlichen der KZ-Gedenkstätte Buchenwald-Dora als Kernteam verhinderten im November die Direktwahl eines AfD-Oberbürgermeisters in Nordhausen. Im Dezember gelang das in Pirna schon nicht mehr.

So schwierig und zu Recht besorgniserregend das auch alles ist, lohnt es sich die Dinge einmal andersherum zu betrachten und den Kaninchenblick auf die AfD abzulegen. Was sind eigentlich die Schwächen der AfD? In welchen immanenten Widersprüchen stecken ihre Akteure und ihre Organisation? Generell ist die AfD ein Scheinriese – im Gegensatz zum freundlichen Herrn Tur Tur aus der Augsburger Puppenkiste, der darunter leidet dass alle aus der Entfernung vor ihm Angst haben, allerdings ein bösartiger, der seine übermächtig wirkende Erscheinung absichtlich einsetzt. Kommen wir der AfD also einmal möglichst nahe: 10 Schwachstellen der AfD weiterlesen »

Klar ist: Wer die AfD wählt, wählt Nazis

11. Januar 2024

Antifaschistische Basisarbeit und Gegenstrategien am Beispiel Brandenburgs in Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks. Ein Gespräch mit Nils Weigt

antifa: Euer Schwerpunkt als VVN-BdA-Kreisvereinigung Märkisch-Oderland ist, die Erinnerung an die Verbrechen des Naziregimes sowie den Widerstand dagegen wachzuhalten. Magst Du einen Einblick in eure Erinnerungsarbeit geben?

Nils Weigt: Das ist ein sehr umfangreiches Feld. Das ist aber auch nötig, einfach, weil viele Verfolgungs- und Widerstandsgeschichten gerade im ländlichen Raum noch nicht erzählt sind. Insofern wird uns das in den kommenden Jahren noch intensiv beschäftigen. Verändert hat sich die Erweiterung der Perspektiven, nämlich auch auf Gruppen und Individuen, die bis dato in der VVN keine oder nur eine marginale Rolle gespielt haben: Rom:nja und Sinti:ezz:e, Opfer der NS-Krankenmorde, als »asozial« Stigmatisierte oder Jüdinnen und Juden. Diese Gruppen versuchen wir an den »traditionellen« Gedenktagen, wie dem Tag der Opfer des Faschismus, ebenso zu würdigen. Klar ist: Wer die AfD wählt, wählt Nazis weiterlesen »

Positionierung abverlangen

11. Januar 2024

Für breite Bündnisse gegen die AfD Chemnitz/Sachsen

antifa: Vor fünf Jahren kam es in Chemnitz zu schweren rassistischen Ausschreitungen. Chemnitz gilt als Blaupause für den Schulterschluss aus gut organisierten rechten Fußballhooligans, einer sogenannten Bürgerbewegung Pro Chemnitz/Freie Sachsen und der AfD. Ihr habt damals im Bündnis mit vielen anderen als #wirsindmehr dagegengehalten und seid aktuell eine der aktivsten Gruppen von »Aufstehen gegen Rassismus« (AgR) in Ostdeutschland. Wie ist die Lage in eurer Stadt?

Gabi Engelhardt: Obwohl sich die rassistischen Ausschreitungen seitdem nicht in dem Maße wiederholt haben, gibt es nach wie vor rechtsmotivierte und rassistische Angriffe. Jede Woche marschieren die Rechten seit 2018 ununterbrochen in Chemnitz auf. Während der Corona-Pandemie haben sie ungeheures Selbstbewusstsein gewonnen und das Gefühl, dass ihnen die Stadt gehört. Dem gegenüber erleben wir eine gewisse Hilflosigkeit und Gewöhnung an die rechten Demos und die Höcke-AfD. Positionierung abverlangen weiterlesen »

Kämpfer gegen NS-Verbrecher

geschrieben von Gerald Netzl

11. Januar 2024

Vor 115 Jahren wurde Simon Wiesenthal geboren

Vor 115 Jahren, am 31. Dezember 1908, wurde im altösterreichischen, heute ukrainischen Städtchen Butschatsch Simon Wiesenthal geboren. Simon Wiesenthal war eine der bedeutenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Tod nur knapp entronnen

Die Familie Wiesenthal floh nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 vor den zaristischen Truppen nach Wien, wo Simon die Volksschule besuchte. Nach dem Krieg fiel Butschatsch an die Republik Polen. Dort absolvierte er das Gymnasium, um anschließend in Prag Architektur zu studieren. Ab 1932 lebte er in Lwów (Lwiw, Lemberg). Dieses wurde 1939, gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt, -sowjetisch besetzt. Anfangs wurde er von den neuen Machthabern schlecht behandelt, konnte sich dann aber etablieren. Die große Zäsur brachte der Überfall der Naziwehrmacht am 22. Juni 1941. 170.000 Jüdinnen und Juden lebten damals noch in der Stadt – nach der Befreiung vom Naziterror sollten es nur mehr 3.400 sein. Dank menschlicher deutscher Vorgesetzter überlebte Wiesenthal die Zwangsarbeit 1941–1943 in Lemberg. Im September 1943 floh er aus der Zwangsarbeit, versteckte sich, wurde jedoch am 13. Juni 1944 verhaftet. Es folgte die Verschleppung in Konzentrationslager in Krakau, Groß-Rosen und von Mitte Februar 1945 bis zu seiner Befreiung nach Mauthausen (in Auschwitz war er nie). Simon Wiesenthal ist dem Tod nur knapp entronnen. Kämpfer gegen NS-Verbrecher weiterlesen »

Unbekannter Massenmord

geschrieben von Gerald Netzl

11. Januar 2024

Das Massaker von Korjukiwka 1943

Selbst Menschen mit viel Wissen über die Naziverbrechen sagt Korjukiwka kaum etwas. Vor 80 Jahren fand in der Ukraine die größte »Strafaktion« gegen die nicht-jüdische Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg in ganz Europa statt. 6.700 Zivilistinnen und Zivilisten wurden ermordet. Täter waren SS- und ungarische Armeeangehörige sowie einheimische »Hilfspolizisten«. Unbekannter Massenmord weiterlesen »

Auf den Spuren

geschrieben von Peter Nowak und Felix Schlosser

11. Januar 2024

An Antifaschisten in der Nachbarschaft erinnern: Paul Schiller und Bruno Schilter

»Wem gehört der Laskerkiez« (WgdL) und »Wir bleiben alle Friedrichshain« (WbaF) sind zwei lokale Gruppen, die im Berliner Bezirk Friedrichshain Kiezarbeit gegen Gentrifizierung, Verdrängung und steigende Mieten organisieren. Darüber hinaus setzen sie sich auch mit der Vergangenheit ihrer Nachbarschaft auseinander und organisieren Aktionen im Gedenken an Widerstandskämpfer*innen. Diese Gedenkarbeit soll hier an zwei Beispielen vorgestellt werden. Es handelt sich um Paul Schiller und Bruno Schilter, die Widerstand gegen den deutschen Faschismus leisteten und dabei mit ihrem Leben bezahlten.

Im Sommer letzten Jahres hielten WgdL und WbaF gemeinsam mit Mitgliedern der VVN-BdA eine Kundgebung in Erinnerung an Paul Schiller ab – einem Antifaschisten, der im Jahr 1945 mit der »Kampfgruppe Osthafen« in der Gegend aktiv war. Von ihrem Stützpunkt in der Stralauer Allee 26 (Schillers ehemalige Wohnadresse) aus entwaffneten sie fanatische Nazis und überredeten deutsche Soldaten und Flakhelfer dazu, die Waffen niederzulegen. Sie sprengten Munitionslager und verhinderten im letzten Augenblick die Zerstörung der großen Lebensmittelmagazine am Osthafen. Dies alles gelang ihnen nur dadurch, dass sie über Uniformen von (hochrangigen) Nazifunktionären verfügten, mit denen sie sich unauffällig unter diesen bewegen und teils sogar Anweisungen geben konnten. Auf den Spuren weiterlesen »

Seit Jahrzehnten stolpern

geschrieben von Gudrun Dorothee Greth

11. Januar 2024

Stolpersteine: Lernen aus der Vergangenheit in der Gegenwart und für die Zukunft

Das »Nie wieder!« Wirklichkeit werden zu lassen, ist das grundlegende Ziel der Erinnerungs- und Gedenkarbeit. Das Lernen aus der Vergangenheit kann nur im Hier und Jetzt geschehen, und es ist ausgerichtet auf die Zukunft. Die Erinnerungs- und Gedenkkultur der Stolpersteine nimmt eine wichtige antifaschistische Aufgabe wahr: Im öffentlichen Raum erinnern tagtäglich die Namen von Menschen, die von 1933 bis 1945 im NS-Staat entrechtet, verfolgt, ermordet oder zum Suizid getrieben wurden, an deren Schicksal und zugleich an die unmenschlichen Taten der deutschen Faschisten.

Menschen ihre Sichtbarkeit an ihrem letzten frei gewählten Wohnort zurückzugeben, bedeutet, sie und ihre Geschichte wieder in die Gemeinschaft zu holen, mahnend zu erinnern und sich darüber auszutauschen, wie wir leben wollen. Die Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten, die lange vor 1933 gewarnt hatten, dass Hitler Krieg bedeutet, und die Wege in antikapitalistische Perspektiven aufzeigten, waren die ersten, die verfolgt, eingesperrt, gequält und ermordet wurden. Erst durch die Inhaftierung ihrer politischen Gegner und die Zerschlagung der antifaschistischen Parteien, bevor noch ein breites Bündnis geschmiedet wurde, ermöglichte den Faschisten ihr Mordwerk. Seit Jahrzehnten stolpern weiterlesen »

Relativ zur eigenen Schwäche

geschrieben von Bloque Latinoamericano Berlin

11. Januar 2024

Was bedeutet Javier Milei für Argentinien und die gesamte Region

Der Sieg von Javier Milei bei der Präsidentschaftswahl in Argentinien verändert zweifellos die nationale und regionale politische Landschaft. Die früheren Niederlagen von Kast in Chile und Bolsonaro in Brasilien sowie die Siege von Petro und Obrador in Kolumbien bzw. Mexiko signalisierten auf kontinentaler Ebene die Ablehnung liberal-autoritärer Regierungsformen. Die argentinischen Wahlen und der Sieg von Noboa in Ecuador haben jedoch das Wachstum der verrücktesten und extremsten Aspekte der rechten Kräfte des Kontinents reaktiviert. Dies wirkt sich auf Lateinamerika aus und gibt auch Trumps Ambitionen auf das Präsidentenamt in den USA Rückhalt.

Die Arbeitnehmer und die Mittelschicht sehen sich mit Eliten konfrontiert, die am Rande des traditionellen Establishments stehen: Youtuber, Moderatoren, Wirtschaftsberater, Anhänger des Militärs und andere zweifelhafte Figuren der globalen herrschenden Klasse. Sie sind das Produkt eines weltweiten gesellschaftlichen Verfalls. Sie stellen sich selbst als »Randfiguren« dar – sie ähneln also nicht dem klassischen Juristenpolitiker, der in konventionellen Bahnen denkt und spricht. Sie können daher die Grenzen des Sagbaren überschreiten. Sie geben sich selbst ein Image als »Außenseiter«, um eine »Gemeinsamkeit« mit den wirklich Ausgegrenzten darzustellen, die täglich Politikern zuhören, die aber keine Lösungen für ihre wirklichen Probleme anbieten. Der kulturelle Kampf um die Konstruktion von »nacional y popular«-Identitäten fällt in sich zusammen, wenn man seine Stromrechnung oder die Miete nicht bezahlen kann. (nacional y popular bezieht sich auf die politische Linie der kirchneristischen Regierung, die den Fokus nur auf die kulturelle und hegemoniale Ebene legte, um gegen die rechten Parteien zu kämpfen). Relativ zur eigenen Schwäche weiterlesen »

Faschistische Wandertrupps

geschrieben von Florian Gutsche

11. Januar 2024

Budapest im Februar: Antifas wollen traditionelles NS-»Heldengedenken« stoppen

Am 10. Februar 2024 wollen Neonazis aus aller Welt wieder einmal in Ungarns Hauptstadt Budapest ihr die Naziherrschaft verherrlichendes »Heldengedenken« durchführen. Im Februar 1945 befahl SS-General Karl Pfeffer-Wildenbruch seiner Gefolgschaft, aus der belagerten Stadt auszubrechen – ein naiver Versuch, nur wenige Soldaten überlebten die anschließenden Kämpfe. Was die extrem rechte Szene nicht davon abhält, den faschistischen General und seine Ergebenen mit ihren jährlichen Aufmärschen zu verehren. Faschistische Wandertrupps weiterlesen »

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten