Wirklich klares Bild

geschrieben von Kessy Traut

6. Mai 2025

Die MBR zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Gedenkstätten und Museen

Schon 2020 veröffentlichte die Berliner Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) ihre Broschüre »Nur Schnee von gestern? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Gedenkstätten und Museen« und griff damit ein Thema auf, welches aktueller nicht sein könnte. Auf 45 Seiten wird Lesenden ein Basiswissen über rechte Motive und Strategien bereitgestellt, um dann konkrete Handlungsmöglichkeiten für Gedenkstätten und Museen aufzuzeigen. Wirklich klares Bild weiterlesen »

Ohne Orientierung

geschrieben von Markus Roth

6. Mai 2025

Zum Film »Mit der Faust in die Welt schlagen«

Das Aufwachsen in der Lausitz der Nachwendezeit bis zum Sommer der Migration 2015 wird im Buch »Mit der Faust in die Welt schlagen« von Lukas Rietzschel aus dem Jahr 2018 einfühlsam und unplakativ beschrieben. Zwei Brüder in der Provinz Ostsachsens, die mit der Sprachlosigkeit der Erwachsenen, der Perspektivlosigkeit der Eltern, der kriselnden Weltlage (zwischen Oderhochwasser und islamistischem Terror), der Abwesenheit sozialer Institutionen und auf der anderen Seite dem prominenten Identitätsangebot des völkischen Nationalismus und den dazugehörigen Jugendbanden groß werden. Der Roman möchte explizit nicht erklären, warum sich so viele junge Leute in der ostdeutschen Provinz in der rassistischen Abwertung gegenüber Geflüchteten im sogenannten Wutbürger*innentum eingerichtet haben. Er bietet keine Orientierung, sondern beschreibt nur, wie es war und heute noch ist. Was wir verstehen: Es geht diesen Heranwachsenden nicht gut, und sie finden – ähnlich wie alle anderen in ihrer Umgebung – keine Worte dafür. Es gäbe auch niemanden, der ihnen zuhören würde. Also greifen sie zu Gewalt. Sozialpsychologisch treffend? Ohne Orientierung weiterlesen »

Tödlicher Frauenhass

geschrieben von Peps Gutsche

6. Mai 2025

Die Netflix-Serie »Adolescence« thematisiert die Incel-Bewegung und die Vorstellungen von Männlichkeit

Der Anfang der neuen Miniserie »Adolescence« (übersetzt: Adoleszenz, Jugendzeit) scheint wie jeder andere Krimi: Zwei Polizisten sitzen in ihrem Wagen und unterhalten sich, bevor sie zu einem Einsatz fahren. Von hier an erleben wir die Festnahme und das Verhör des 13jährigen Jamie Miller, der seine Mitschülerin Katie Leonard am Abend zuvor mit sieben Messerstichen getötet hat. Das Psychodrama geht der Frage auf den Grund, wie es dazu kommen konnte. Filmisch bemerkenswert an den vier jeweils knapp einstündigen Folgen ist, dass sie ohne Schnitte, also als »One-Take« gedreht wurden. Damit ist die Serie so absorbierend, wie es sonst auch Computerspiele sind, weil dadurch bei den Zuschauer_innen der Eindruck erweckt wird, die Protagonist_innen hautnah zu begleiten. Tödlicher Frauenhass weiterlesen »

Vielfältig, laut, bunt

6. Mai 2025

Die Plakat-Zeitung »Augen auf!« des Aktionsbündnisses Verlage gegen Rechts

Welche Möglichkeiten bestehen, um gegen Rechts zu protestieren und sich zu positionieren? Mit der Plakat-Zeitung »Augen auf!« ist im Januar das Publikationsdebüt des Aktionsbündnisses Verlage gegen Rechts erschienen.

Eindrucksvoll zeigt die Plakat-Zeitung die diversen gestalterischen und inhaltlichen Möglichkeiten, mit denen gegen Rechtsruck und Menschenfeindlichkeit protestiert werden kann. Sie enthält 30 Plakate, eine Anleitung zum Plakatieren und eine textliche Einordnung des Projekts »Plakate gegen Rechts«. Vielfältig, laut, bunt weiterlesen »

(Ge)wichtige Kontrastfolie

geschrieben von Harry Friebel

6. Mai 2025

Buch zu Thomas Manns demokratiepolitischen und antifaschistischen Aktivitäten

Ging Thomas Mann einen Weg vom kaisertreuen Nationalisten zum engagierten Demokraten? Ein neues Buch des Historikers Kai Sina von der Universität Münster geht dieser spannenden Frage nach. Der Autor beschreibt die demokratiepolitischen und antifaschistischen Gedanken, Schriften und Aktivitäten von Thomas Mann in einer bravourösen Lesart.

Kai Sina kennzeichnet Thomas Mann als demokratiepolitischen Aktivisten mit Hilfe von vier Kriterien: »… erstens, dass es einen konkreten Anlass für das politische Einschreiten gibt (im beispielhaften Fall die Reichstagswahl vom September 1930 mit dem alarmierenden Stimmenzuwachs der NSDAP); dass Thomas Mann zweitens auf einen für ihn ansonsten ungewöhnlich handfesten Ton, teils auf Polemik zurückgreift (etwa wenn er den Nationalsozialisten einen politischen ›Groteskstil mit Heilsarmee-Allüren, Massenkrampf, Budengeläut‹ bescheinigt); drittens auf der Grundlage einer klaren moralischen Unterscheidung argumentiert (eine Verletzung des ›Menschenanstands‹ erkennt er im politischen Rechtsruck) und dass er viertens zielgerichtet vorgeht, also wirksamen Einfluss auf den Prozess der öffentlichen Meinungsbildung nehmen will (was ja bereits durch die Gattungsbezeichnung seiner Reden als ›Appell‹ deutlich gemacht wird).« (S. 18) (Ge)wichtige Kontrastfolie weiterlesen »

Ausgabe März/April 2025

13. März 2025

Foto: Presseservice Rathenow.
Unser Titelbild zeigt eine Demonstration mit rund 13.000 Teilnehmer:innen am 29. Januar vor der CDU-Bundeszentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Da hatte die AfD im Bundestag erstmals einem Antrag der Union zu einer knappen Mehrheit verholfen, was CDU und CSU bewusst in Kauf nahmen.

Foto: Presseservice Rathenow. Unser Titelbild zeigt eine Demonstration mit rund 13.000 Teilnehmer:innen am 29. Januar vor der CDU-Bundeszentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Da hatte die AfD im Bundestag erstmals einem Antrag der Union zu einer knappen Mehrheit verholfen, was CDU und CSU bewusst in Kauf nahmen

Editorial

Mit Einschätzungen à la »nochmal gutgegangen« oder »noch ein Glück« heißt es vorsichtig umzugehen. Sie bedeuten meist ein geringeres Übel – in jedem Fall etwas Schlechtes. So auch die Ergebnisse der Bundestagswahl. Wenn die Fallhöhe eine AfD in der Regierung ist, dann ist es leicht, aufzuatmen. Doch sich in unerträglichen Zuständen einzurichten, weil mörderische zunächst ausbleiben, ist kein guter Ratschlag. Bevor wir also fragen, was tun, müssen wir verstehen, was ist. Der Wahlkampf war geprägt vom alten Spiel des Erschreckens und Erregens, um von der Lösung der Vielfachkrisen abzulenken. Mörderische Taten durch »Nichtdeutsche« wurden genutzt, um Migration als Ganzes zum Problem zu machen. Auf Kriegsleid und Zerstörung folgte der Ruf nach mehr Militarisierung.

Festzustellen ist eine erschreckende Vereinheitlichung der Lösungsvorschläge bei den koalitionsfähigen Parteien der »demokratischen Mitte«, auch wenn in der Arena für das Publikum die Hemdärmel hochgekrempelt wurden. Das Grundrechtekomitee hat analysiert, was wir in der kommenden Legislatur erleben werden: Ausbau staatlicher Überwachung (biometrische Kamera-überwachung, Vorratsdatenspeicherung), eine Beschränkung staatlicher Versorgungsleistungen (Bürgergeldreform), eine Verschärfung der Asyl- und Grenzpolitik (u.a. Internierung an EU-Außengrenzen, mehr Lager- und Gefängnisunterbringung für Schutzsuchende, mehr Abschiebungen) sowie Mehrausgaben fürs Militär (radikale Aufrüstung, Waffenlieferungen, Ausbau der europäischen Rüstungsindustrie). Die Wehrpflicht für alle Geschlechter wird ebenso kommen, wie das Aussetzen der Schuldenbremse. Wer bei der Diskussion genauer hinhörte, hat gemerkt, dass die Aufhebung immer mit Dringlichkeiten des Wehretats legitimiert wurden – also eine Art Kriegskeynesianismus, kreditfinanzierter Krieg zur Ankurbelung der Wirtschaft. Das hat nicht nur was mit der Ukraine zu tun. Tatsächlich konnten EU-Großmachtambitionen auf internationaler Bühne bisher nur im Windschatten der USA gedeihen. Da dies mit Trump als US-Präsident schwieriger werden dürfte, werden wir eine neue Form der EU-Einigkeit zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen erleben.

So betrachtet entpuppt sich das Ergebnis der Bundestagswahl nicht als kleineres Übel, sondern als zweitgrößtes Unglück. Nils Becker

BEITRÄGE

Zeitgeschehen
Extrem rechte Kräfte weltweit mit fürchterlichem Aufschwung (Cornelia Kerth)
Nach Pakt mit AfD-Nazis versuchen CDU und CSU kritische Stimmen zu erpressen (Andreas Siegmund-Schultze)
Dresden, 80 Jahre nach dem 13. Februar 1945 (Kerstin Köditz)
Antifaschistische Proteste gegen den AfD-Bundesparteitag in Riesa erfolgreich (Sahra Fischer und Irmgard Wurdack, AgR)
Auch 2025 Widerstand gegen Neonazitreffen in Budapest (Florian Gutsche)
2. bis 4. Mai Gedenken an 80 Jahre Befreiung des Frauen-KZ Ravensbrück (Einige Mitglieder der LGRF)
Lisa Poettinger setzt sich für Klimaschutz, Antikapitalismus und Antifaschismus ein mit einem Berufsverbot belegt worden. Interview
Meldungen
AfD entledigt sich ihres Jugendverbandes JA (Janka Kluge)
Mehr Sorgfalt beim Faschismusbegriff! Vom Schlagwort zur Analysekategorie (Mathias Wörsching)
Zum Für und Wider eines AfD-Verbotsverfahrens (Thomas Willms)
Eindrücke von den Gedenkveranstaltungen zur Befreiung von Auschwitz (Ulrich Schneider)

Leser:innenbriefe
Zum Artikel »Hilfloser Antifaschismus« in junge Welt zur VVN-BdA nach einer antifa-Buchrezension (Luise Gutmann, Harald Munding und Christian Viefhaus sowie Ulrich Sander)

In eigener Sache
Autor Jürgen Lloyd geht nach antifa-Buchrezension juristisch gegen VVN-BdA vor (Nils Becker und Andreas Siegmund-Schultze, antifa-Redaktionsleitung)

Spezial
Überlegungen zur Zukunft der antifaschistischen Erinnerungsarbeit

Porträt
Zum Tod von Werner Knapp (Günter Wehner und Jutta Harnisch)

Internationales
Österreich ist knapp an einem FPÖ-Kanzler vorbeigeschliddert (AIB)
In Richtung eines rechten autoritären Staates: Die USA seit Trumps Amtseinführung am 20. Januar (André Wartmann)
Der indigene politische Gefangene Leonard Peltier wurde aus der Haft entlassen (Michael Koch)
Nach 16 Monaten Krieg: Die fragile Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas (Kristin Caspary)

Geschichte
Die Agonie des deutschen Faschismus und die NS-Verbrechen (Ulrich Schneider)

Kultur
Auf 1.400 Seiten Maßstäbe gesetzt – »Martha und Harry Naujoks. Zwei Leben für die Befreiung« (Peter Nowak)
Trotzdem da! – eine Wanderausstellung zu Kindern aus in der Nazizeit verbotenen Beziehungen (Gedenkstätte Lager Sandbostel/Gerald Netzl)
Elf Jahre auf der Suche nach Zeitzeugen: 121 Überlebende des Faschismus in Stefan Hankes Fotoband (Axel Holz)
Ein kleiner Band mit Analysen zur Rolle des Mythos in der Naziideologie (Janka Kluge)
Mit Assoziationsreichtum und Ausdauer: Naomi Kleins Buch »Doppelgänger« (Axel Holz)
Buch zur Inhaftierung von »Berufsverbrechern« im KZ Mauthausen (Gerald Netzl)
Aus der Arbeiterbewegung: Regina Scheers Biografie über Hertha Gordon-Walcher (Ulrich Schneider)
Sammelband zu einer Tagung über jüdischen Widerstand in Europa in der Nazizeit (Bernd Hüttner)
Anpassung und Autonomie: Natan Sznaiders neues Buch gegen deutsche Vergessensbereitschaft (Harry Friebel)

Dammbruch und Durchbruch

geschrieben von Cornelia Kerth

12. März 2025

Extrem rechte Kräfte weltweit mit fürchterlichem Aufschwung. Solidarische Antworten nötig

Das neue Jahr beginnt düster für Antifaschist:innen und alle, für die Freiheit, Gleichheit und Solidarität Leitmotiv gesellschaftlichen Handelns sind. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump haben extrem rechte Kräfte weltweit enormen Schwung gewonnen. Symbolisch hat er seinen Anspruch auf eine grundlegende Umgestaltung der US-Gesellschaft und der internationalen Beziehungen mit der Unterzeichnung einer Vielzahl von Dekreten manifestiert. Am selben Tag übertrug er mit der Gründung einer »Abteilung für Regierungseffizienz« dem reichsten Mann der Welt die Macht zum Staatsumbau. Dass der im Einvernehmen mit der Elite der Tech-Milliardäre vom Silicon Valley agiert, ist dokumentiert. Seitdem sind wir Zeug:innen eines »kalten Staatsstreichs« in den USA und des Herrschaftsanspruchs seiner Protagonisten weit darüber hinaus. Elon Musk macht Wahlkampf für Alice Weidel, und Trumps Vizepräsident fordert in München – ganz im Stil »wertebasierter« Außenpolitik – mehr Einfluss für die AfD hierzulande. Dammbruch und Durchbruch weiterlesen »

Knüppel zwischen die Beine

geschrieben von Andreas Siegmund-Schultze

12. März 2025

Nach Pakt mit AfD-Nazis versuchen CDU und CSU kritische Stimmen zu erpressen

Bereits am 24. Februar, nur einen Tag nach den Bundestagswahlen, sind die Parlamentsfraktionen von CDU und CSU mit 551 Fragen in Form einer »Kleinen Anfrage« zur »politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen« an die geschäftsführende Bundesregierung vorgeprescht. Im Fokus: Gemeinnützige und andere Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich Ende Januar an den Protesten Hunderttausender gegen rechts beteiligt hatten. Schon kurz vor den Wahlen hatte die Union gemeinnützige Vereine vor »parteipolitischen Aktionen« gewarnt.

Rund 80 Jahre nach der Befreiung von -Auschwitz, am 29. Januar, ebneten CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und seine Schar – inklusive FDP und BSW – im Bundestag den neuen Nazis den Weg, indem zwei Anträge der Union mit Stimmen der AfD angenommen wurden. Daher waren bei den Demonstrationen auch CDU und CSU hart angegangen worden. Dafür will man sich nun anscheinend rächen, soll heißen: Knüppel zwischen die Beine. Knüppel zwischen die Beine weiterlesen »

Kommando zum Gedenken

geschrieben von Kerstin Köditz

12. März 2025

Dresden, 80 Jahre nach dem 13. Februar 1945

Donnerstag, 13. Februar, Dresden, dröhnender Lärm um 21.45 Uhr. Alle Kirchenglocken der Stadt läuten gleichzeitig. Nicht nur wie auf Kommando, sondern tatsächlich auf Kommando. Das Kommando zum Gedenken an den Beginn des Bombenangriffs auf Dresden vor 80 Jahren, der rund 20.000 Menschen das Leben kostete – und gleichzeitig einigen Dutzend Jüdinnen und Juden das Leben rettete. Man kann dieser Form des Gedenkens nicht entgehen.

Wenige Stunden zuvor hatte es eine weniger aufdringliche Form des Gedenkens gegeben. Die alljährliche Menschenkette, die die Dresdner Altstadt umschließen sollte. Geboren worden war diese Idee zu jener Zeit, da der 13. Februar zugleich der Tag des größten Naziaufmarsches in Europa war. Die Menschenkette sollte ein niederschwelliges Angebot für die Bürger*innen der Stadt sein. Dieses Jahr wurde das Angebot – trotz des runden Jahrestags – von deutlich weniger Menschen genutzt. 10.000 sollen es nach offiziellen Angaben gewesen sein. Geschlossen wurde die Kette damit nicht. Kommando zum Gedenken weiterlesen »

Wichtige Erfahrung

geschrieben von Sahra Fischer und Irmgard Wurdack

12. März 2025

Antifaschistische Proteste gegen den AfD-Bundesparteitag in Riesa erfolgreich

Trotz eisiger Minusgrade und massiver Polizeipräsenz haben 15.000 Menschen aus über 60 Städten am 11. Januar Riesa in eine Stadt des antifaschistischen Zusammenhalts verwandelt.

Die AfD ging davon aus, dass ein Bundesparteitag in der sächsischen Kleinstadt eine »sichere Lösung« wäre und sie sich in Ruhe dorthin zurückziehen könnte, um ihr Wahlprogramm abzustimmen. Die Parteiführung hatte angenommen, sie könnte sich und ihr Naziumfeld in Riesa unbehelligt und medien-wirksam auf den Wahlkampf einschwören. Doch bunter und entschlossener Massenprotest hat sie eines Besseren belehrt! Wichtige Erfahrung weiterlesen »

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten