Unbewusstes Gedenken

geschrieben von Jana Lubinova und Ruben Schenzle

1. November 2024

In der Slowakei wurde an den 80. Jahrestag des Nationalaufstands 1944 erinnert

Am Tag vor dem großen Jubiläum am 29. August 2024 ist in der Stadt Banská Bystrica Großreinemachen angesagt. Am Museum des slowakischen Nationalaufstandes schrubben Arbeiter mit Hochdruckreinigern die Fassade des als zweigeteilte Betonblase konstruierten Gebäudes. Selbst der letzte Grashalm wird aus den Fugen zwischen den Pflastersteinen entfernt. Zur selben Zeit errichten Soldaten die große Bühne, auf der tags drauf die Politprominenz des Landes spricht. Wie uneindeutig die Slowakei mit dem Gedenken an jenen heroischen Versuch der Selbstbefreiung umgeht, wird rund um den Jahrestag besonders deutlich. Unbewusstes Gedenken weiterlesen »

Hinauf zur Schneekoppe

geschrieben von Peps Gutsche

1. November 2024

Bildungsreise zum Thema Nationalsozialismus im Riesengebirge

Jedes Jahr führt der in Pirna ansässige Verein AkuBiZ Bildungsreisen in Europa zur Geschichte des Nationalsozialismus durch. Vom 5. bis 11. Oktober 2024 ging es in die atemberaubende Grenzregion des Riesengebirges.

Insgesamt 18 Personen waren eine Woche gemeinsam auf den Spuren von Besetzung und Widerstand im Riesengebirge und der Grenzregion zwischen Tschechien und Polen unterwegs. Am ersten Abend gab es am Ausgangspunkt Vrchlabí einen Einführungsvortrag zur Geschichte des Riesengebirges. Vrchlabí selbst liegt auf der Sprachgrenze und war bis zur Entstehung der Tschechoslowakei 1918 zum größten Teil deutschsprachig. Nach 1945 wurde die Stadt tschechisch, und nur sehr wenige deutschsprachige Personen blieben, darunter jene in »gemischten« Ehen und ausgewiesene Antifaschist*innen. Viele andere Sozialdemokrat*innen und Kommunist*innen hatten jedoch bereits kurz vor dem Münchner Abkommen 1938 die sudetendeutschen Gebiete in Richtung Tschechoslowakei verlassen. Hinauf zur Schneekoppe weiterlesen »

Am Scheidepunkt

geschrieben von André Wartmann

1. November 2024

Die USA vor den Präsidentschaftswahlen und die Zerrissenheit der Linken

Die USA sind bekanntermaßen im Jahr der Präsidentschaftswahlen. Beim Blick in die medialen Debatten der letzten Monate, wird schnell klar, warum viele in den USA das Duell Trump vs. Harris am 5. November als eine Art Schicksalswahl begreifen. Dieser Eindruck wird nicht nur in den Medien und auf Social Media deutlich, auch wer sich aktuell auf den Straßen zwischen North Dakota und Texas sowie zwischen Kalifornien und Virginia bewegt, erhält den besten Eindruck von einer Nation, die mit sich selbst nicht im Reinen ist: Wo Menschen Angst vor dem haben, was kommen könnte, und wie sie ihre ganz eigenen Methoden entwickeln, damit umzugehen.

Während in Großstädten, wo vor allem demokratische Wähler*innen leben, ein Ausbau des Repressionsapparats und die Beschneidung von Minderheitenrechten befürchtet werden, decken sich andere auf dem Land mit Waffen ein, um eine »Sozialistin« zu verhindern. Ganz so einfach ist es am Ende natürlich nicht. Auch fern von New York, Chicago und Los Angeles organisieren sich Menschen gegen eine Wiederwahl Donald Trumps. Doch fährt man durch die ländlich geprägten Bundesstaaten, wie Ohio und Pennsylvania, hat man den Eindruck, die Wahl sei hier schon entschieden. Auf jedem zweiten Grundstück finden sich Schilder, die zur Wahl Donald Trumps aufrufen. Die beiden Bundesstaaten im Nordosten der USA gehören zu den sogenannten Swing States, in der die Mehrheit der Wähler*innen abwechselnd mal mehr die Demokraten, mal die Republikaner gewählt haben. Bei der letzten Wahl lag hier Joe Biden vorne, davor Trump. Nach den aktuellen Prognosen ist auch diesmal die Entscheidung völlig offen. Die Kandidatur von Kamala Harris hat das bislang nicht geändert. Zwar hoffen viele Demokraten, dass ab Januar 2025 sie im Weißen Haus sitzen wird, doch Teile der radikalen Linken sind sich nicht sicher, ob sie Harris wählen wollen. Das könnte fatale Folgen haben.

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Zerstörtes wieder aufbauen

1. November 2024

Friedenstagung mit Aktivistinnen von unterschiedlichen Kontinenten. Ein Gespräch mit Celia

antifa: Ihr habt die »Frauenkonferenz für den Frieden – Selbstbestimmung und Selbstorganisierung im Dritten Weltkrieg« Anfang Oktober in Berlin veranstaltet. Wer war da, und was sind die Ergebnisse?

Celia: Für die Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops wurden Aktivistinnen aus dem Sudan, Palästina, Kurdistan, Belutschistan, den Philippinen und Abya Yala1 eingeladen. Das Publikum bestand aus etwa 250 Frauen und FLINTA2, die aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und der Welt angereist sind. Altersmäßig bunt durchmischt und auch aus verschiedenen politischen Kontexten kommend, trafen hier viele Perspektiven zusammen. Zerstörtes wieder aufbauen weiterlesen »

Kampf gegen links

geschrieben von Bernd Kant

1. November 2024

Faschismus in Lateinamerika: Das »Forum Madrid« als Einheit von Rechten

Nicht erst seit dem faschistischen Putsch in Chile gegen Salvador Allende vom 11. September 1973 ist zu beobachten, dass die extreme Rechte insbesondere in Lateinamerika – zumeist finanziell und politisch unterstützt durch die USA – in Regierungen, im Militär oder in der Opposition zur Bekämpfung aller antikolonialen Bestrebungen, die sich gegen die nordamerikanische oder europäische Dominanz richten, eingesetzt wird. Der Harvard-Historiker Allan E. S. Lumba beschreibt die Funktion des Faschismus mit den Worten: »Der Faschismus ist keine eindeutige Kategorie politischer Ideologie, sondern vielmehr eine historische Reaktion auf die wiederkehrende Bedrohung durch die revolutionäre Entkolonialisierung und die chronische Instabilität eines geopolitischen Systems, das um kapitalistische Imperien herum aufgebaut ist.« Kampf gegen links weiterlesen »

Druck der Straße

geschrieben von Peps Gutsche

1. November 2024

Internationale Perspektiven auf den gesellschaftlichen Einfluss von Protesten

In seinem Buch »Die neue Protestkultur« bietet Tareq Sydiq eine tiefgehende Analyse der gegenwärtigen Protestbewegungen und von deren gesellschaftlichen Auswirkungen. Am Beispiel von Hongkong, sozialen Bewegungen in Deutschland, der feministischen Bewegung im Iran und der Revolution und Gegenbewegung im Sudan werden die Dynamiken, die diese Bewegungen prägen, aufgezeigt. Thema ist ebenso, wie die vermeintlich spontanen Proteste mit sozialen Bewegungen verknüpft sind. Druck der Straße weiterlesen »

Sind wir unter uns?

geschrieben von Frank Nonnenmacher

1. November 2024

Widerstand der Roten Kapelle: Katja Ostheimers Buch zu Elisabeth Schumacher

Beim ersten Durchblättern des Buchs von Katja Ostheimer fällt auf: Die Autorin hat in der Reihe »Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus« das Ergebnis einer Recherche zu Elisabeth Schumacher aus der Roten Kapelle vorgelegt, die viele Jahre gedauert haben muss. Sie zitiert sehr viele bislang unveröffentlichte Dokumente, viele persönliche Briefe, die aber neben dem Privaten immer einen Eindruck zum jeweiligen Zeitgeschehen vermitteln, und schließlich zeigt sie im Vergleich zu biografischer Literatur anderer Opfergruppen ungewöhnlich viele Fotos der Protagonisten, fotografisch hochwertige Porträts, viele »Schnappschüsse« von Ausflügen – zum Teil sogar mit Autos – an einen See oder bei Wanderungen in den Schweizer Bergen. Es müssen fröhliche und weltoffene Menschen gewesen sein, von denen da die Rede ist. Sind wir unter uns? weiterlesen »

Feinfühliges Porträt

geschrieben von Kristin Caspary

1. November 2024

Der Spielfilm »In Liebe, Eure Hilde« und die Widerstandsgruppe »Rote Kapelle«

Im September 2021 erschien im Kulturteil der antifa eine Besprechung zu einer Dokumentation, die sich mit dem häufig verdrängten Widerstand der »Roten Kapelle« beschäftigte. Im letzten Satz des Textes wies ich damals darauf hin, dass eine »größere filmische Aufarbeitung der Geschichte der zahlreichen Frauen der Roten Kapelle« bislang ausstehe. Drei Jahre später gehört dieser Satz revidiert, denn der Spielfilm »In Liebe, Eure Hilde« von Regisseur Andreas Dresen nimmt sich genau dieser Aufgabe an.

Hilde Coppi war Widerstandskämpferin in Berlin und Mitglied des Netzwerks »Rote Kapelle«. Sie war auch Freundin, Frau und Mutter, sie war verliebt und liebevoll, ruhig und reserviert, schüchtern vielleicht und manchmal ängstlich, auch witzig und klug. Sie war treu, stolz und unerschrocken, selbst im Angesicht größter Gefahr. Feinfühliges Porträt weiterlesen »

Strategischer Kulturkampf

geschrieben von Harry Friebel

1. November 2024

Michael Kraske und Dirk Laabs zur schleichenden Machtergreifung der AfD

Björn Höcke, Chefideologe der AfD in Thüringen für eine völkisch-nationalistische Diktatur in Deutschland, darf laut Gerichtsentscheid »Faschist« genannt werden. Höcke hat seine rassistische Ideologie maßgeblich aus den Schriften des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci (1891–1937) abgeleitet. Gramsci hatte gelehrt, dass man für den revolutionären Kampf als erstes die Meinungsführerschaft (kulturelle Hegemonie) in der Gesellschaft gewinnen muss, um als zweites dann die politische Macht zu gewinnen. Höcke hat Gramscis »linke« These nach »rechts« gewendet. Höcke: »Nur, wenn man den Zeitgeist beherrscht, kann man die kulturelle Hegemonie erwerben« (S. 20).

Die beiden Autoren des Buchs »Angriff auf Deutschland. Die schleichende Machtergreifung der AfD«, Michael Kraske und Dirk Laabs, kommentieren: »Die Neue Rechte nennt diesen strategischen Kulturkampf in Vorbereitung auf die Machtübernahme ›Metapolitik‹« (S. 20). Höcke ist der unbestrittene Vordenker und Vorlenker dieses Kulturkampfes. Systematisch verschiebt dabei die AfD Höckes den gesellschaftspolitischen Diskurs nach »rechts« – eben um diesen Zeitgeist zu beherrschen: Es ist ein national-istischer und rassistischer Kampf um die Köpfe, um die Begriffe, um das Sagbare. Strategischer Kulturkampf weiterlesen »

Bestseller gegen die AfD

geschrieben von Ulrich Stuwe

1. November 2024

Philipp Ruch warnt vor einer Regierungsverantwortung für die extrem rechte Partei

»Dieses Buch macht Sie, macht unser Land zu Sehenden. Es lädt dazu ein, jetzt schon zu ahnen. Jetzt schon zu wissen. Was sehen wir von den Plänen, die das Antlitz der Welt und unser aller Leben verändern könnten?« Diesen hehren Anspruch an sein Buch erhebt der Autor schon im ersten Kapitel seines neuen Werkes. Philipp Ruch lässt dort erkennen, dass er kein wissenschaftlicher Publizist ist, der bierernst seine politischen Thesen darlegt. Ironisch wird er vor allem, wenn es um die Wichtigkeit dieser Publikation, ihres Autors und seiner Tätigkeit im antifaschistischen Kampf geht. Ruch ist maßgeblich am »Zentrum für Politische Schönheit« beteiligt, das bereits 2017 ein Holocaustmahnmal vor dem Wohnhaus von Björn Höcke errichtete. Seitdem kämpft das »Zentrum« gegen die AfD. Bestseller gegen die AfD weiterlesen »

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