Gedenken in Ravensbrück: Versuch, nationalistische Stimmung zu inszenieren
April 2023, 78. Feier anlässlich der Befreiung des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück, Parkplatz der Mahn- und Gedenkstätte: Eine Gruppe sportlicher, schwarz gekleideter junger Männer mit NSZ-Fahnen trägt ein Transparent, auf dem neben der Aufschrift »polnischer Stolz« ein durchgestrichenes Hakenkreuz und ein durchgestrichenes Hammer-und-Sichel-Symbol zu sehen sind. Sie werden von allen Seiten fotografiert und gefilmt, unter anderem vom polnischen Staatsfernsehen TVP und einem Radiosender aus Szczecin. Sie sind umgeben von Polizisten, die sie nicht auf das Gelände lassen. Diese Szene markiert das Ende einer als gewöhnlicher Gedenkstättenbesuch in Szene gesetzten Provokation eines rechten bis extrem rechten Bündnisses.
Die NSZ (Narodowe Siły Zbrojne – Nationale Streitkräfte) war während des Zweiten Weltkrieges eine militärische Untergrundorganisation, in der sich viele Personen aus dem (extrem) rechten Lager organisierten. Sie war unter anderem verantwortlich für Morde an Jüd*innen, Ukrainer*innen und linken Pol*innen und kollaborierte partiell mit den Nazis. Die Ehrung dieser Organisation wird heute von der polnischen Regierung, aber auch der liberalen Opposition aktiv betrieben, zuletzt am 9. Mai im polnischen Parlament, wo ein Abgeordneter der extremen Rechten anerkennend bemerkte, dass die NSZ viele der im Raum anwesenden Abgeordneten erschossen hätte. Gezielte rechte Provokation weiterlesen »