editorial

geschrieben von Nils Becker

6. November 2021

Deutschland hat gewählt. Die schwindende Zustimmung für die AfD ist nicht nur ein Beweis dafür, dass interne Machtkämpfe schaden und dass die Partei ihren Zenit nach acht Jahren überschritten hat. Festzuhalten ist auch, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, die AfD durch vielfältige Arbeit zurückzudrängen. Ein wichtiger Bestandteil war, und wird es auch in Zukunft bleiben, sie in den Parlamenten weiter zu isolieren und ihr keine Option zur Mitgestaltung und Profilierung zu geben. Doch trotz der schlechten Wahlergebnisse -(siehe auch Seite 5), dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Die AfD und die Inhalte, die sie vertritt, sind »normal« geworden und erregen nur noch selten Widerspruch. Der Kampf gegen die AfD und rassistische Positionen in zentralen Arenen unserer Gesellschaft ist noch lange nicht vorbei (Seite 3 und 27).

Wohin die widerspruchslose Etablierung solcher Positionen führen kann, haben viele von uns in den 90er Jahren erlebt. In den kommenden Monaten wird der Opfer der rassistischen Brandanschläge gegen Migrant*innen in den Jahren 1991/92 gedacht (Seite 8 und 32). Die VVN plant bereits die Teilnahme.

Mit welchen Mitteln können wir eine antifaschistische Haltung und historisches Bewusstsein stärken? Wieder haben wir viele Praxisbeispiele im Heft: Zur Gedenkarbeit in Ravensbrück (Seite 11), zur Modernisierung der Darstellung von Aktionen (Seite 13) und zu einem Antifa-Wanderseminar (Seite 12). Welche Rolle hat dabei die Zeitzeug*innenschaft (Seite 26) und die Aufarbeitung der Verbrechen des deutschen Faschismus (Seite 28)?

Das Spezial beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit dem Antisemitismus vor 1933 (ab Seite 17). Was waren die Grundlagen für den Holocaust, worauf konnte die NSDAP ideologisch zurückgreifen (hierzu auch der Beitrag zur Gründung der Partei auf Seite 23)?

In eigener Sache: Die Archive der VVN enthalten viele beeindruckende Einblicke in die Geschichte der Organisation und in die alte und neue BRD. Die mittlerweile gut arbeitende Archivgruppe wird fortan regelmäßig ein Fundstück vorstellen (Seite 14).