Ausgabe März/April 2022 jetzt online!
8. März 2022
Editorial
Angeblich sind wir am 24. Februar »in einer anderen Welt aufgewacht«. So jedenfalls sieht es die grüne Außenministerin Baerbock und stimmt damit auf Maßnahmen ein, die mit ziviler Konfliktlösung nichts mehr zu tun haben. Die Meldung vom russischen Einmarsch in die Ukraine erreichte uns nach Redaktionsschluss und war Grund genug, noch einiges an Planung umzuwerfen. Die Eskalation um die Ostukraine war vorhersehbar, so wie es auch die Reaktionen darauf sind. So können wir heute schon sagen, was in der Folgezeit zu erwarten ist: Aufrüstung der Bundeswehr, ein erneuter Schub für die europäische »Sicherheitsarchitektur« und weitere zwischenstaatliche Konfrontationen. Das ist keine »neue Welt«, sondern die Fortsetzung der Politik, an die sich leider gewöhnt wurde. Doch, was macht uns, die »einfache Bevölkerung«, die die Kriege der Herrschenden erdulden und mitführen soll, wirklich sicher?
Antworten darauf sollen die Beiträge auf den Seiten 6 und 7 liefern. Aber auch Artikel, die weiter hinten im Kulturteil stehen, können helfen. Zum Beispiel, indem individuelle Haltung gegen den Krieg (S. 33) und dialogische Erinnerungsarbeit (S. 34) kombiniert werden. Ebenso befasst sich vieles auf den Länderseiten mit Krieg und aktiver Friedenspolitik. Leider nicht mehr ins Heft geschafft hat es ein Beitrag zum Verbot von Memorial International in Russland, eine Erklärung dazu ist aber auf unserer Website nachzulesen. Diese Ausgabe widmen wir dem 75. Jubiläum unseres Verbands (Spezial ab Seite 17) und hoffen auf rege Beteiligung bei der Feier am 26. März in Frankfurt am Main. Weitere Themen sind die Strategieanpassungen der rechten Kräfte in Deutschland (S. 8–11) und eine Bestandsaufnahme zur europäischen Rechten vor den Wahlen in Frankreich und Ungarn (S. 12, 24, 25). Wir freuen uns außerdem, dass die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten weiter versuchen, historische Stoff aufzuarbeiten und rezensieren diesmal wieder zwei neue Produktionen (S. 27, 35). Auf zwei Ereignisse wollen wir schon jetzt einstimmen: Ab Juni findet die documenta in Kassel statt – antifaschistische Kunst hat dort eine lange Tradition (S. 31). Im August jährt sich zum 30. Mal das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen. Im Länderteil sind dazu vorab Forderungen und Positionen für ein Gedenkjahr 2022 zusammengefasst. Nils Becker
Zeitgeschehen
Causa Faeser: Anti-Antifa im Bundestag (Cornelia Kerth)
Gedenken in Dresden (Andreas Siegmund-Schultze)
Interview: Flüchtlingsdrama in Polen (Miriam Tödter)
Erklärung der VVN-BdA zum Überfall Russlands auf die Ukraine (Bundesvorstand)
Aufrüstungsspirale beenden (Ali Al-Dailami, MdB)
Spaziergänge: Auf der Suche nach Erfolg (Ulrich Peters)
Aktuelle Meldungen
VS-Einstufung der AfD (Axel Holz)
Budapest: Nazievent trotz Verbot (Delegationsbericht)
Europäisches Netzwerk: antifascist-europe.org
Neues zum Berliner Stadtschloss (Cornelia Kerth)
Heideruh nach dem Sturm
Archiv-Fundstück
Richtungskämpfe in der SPD in den 70er Jahren (Regina Girod)
Spezial
75 Jahre VVN (Ulrich Schneider)
Portrait
Ingelore Prochnow: Geboren in Ravensbrück (Regina Girod)
Geschichte
Veranstaltungsbericht: Hitlers Rede vor dem Düsseldorfer Industrieclub (Hannah Geiger)
Das KZ in Jasenovac, Kroatien (Gerald Netzl)
Internationales
Frankreich: Zemmour will alle ansprechen (Thomas Willms)
Regressiver Durchbruch der Rechtsparteien in Europa (Cornelia Hildebrandt)
Griechenland: Kriegsversehrte waren Teil der Bewegung (PEAEA-DSE)
Kultur
Die Doku-Serie Nazi-Jäger (Tanja Berger)
Suzanne Maudet: Flucht vom Todesmarsch (Florian Osuch)
Graphic Novel über Ravensbrück (Ruby Bender)
Nora Hespers: Mein Großvater, sein Widerstand gegen die Nazis und Ich (Claude Lampe)
Antifaschismus und die documenta 2022 (Ulrich Schneider)
Jasmina Kuhnke: Schwarzes Herz (Peps Gutsche)
Hans Paasche: Vom Leutnant zum Kritiker (Jakob Knab)
Erinnerungsarbeit mit Aleida Assmann und Robert Hamm (Harry Friebel)
ZDF-Film: Die Wannsekonferenz (Axel Holz)